Anstehen in der Kälte: Notfallpraxis am Medico in Paderborn bekommt "fahrendes Wartezimmer"

Paderborn. Eltern in Paderborn sind in diesen Tagen in Aufregung: Grund dafür ist die Erkältungswelle, die auch zahlreiche Kinder aus dem Kreis Paderborn voll erwischt hat. In der Notfallambulanz am Medico-Gebäude hat dieser Umstand für lange Warteschlangen gesorgt. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt mussten Eltern mit ihren kranken Kindern hier bis zu drei Stunden anstehen. Doch damit soll bald Schluss sein - eine Lösung ist in Sicht. "Wir haben uns noch einmal zusammengesetzt, um diese wirklich blöde Situation für Eltern und Kinder zu verbessern", sagt Allgemeinmediziner Ulrich Polenz im Gespräch mit der "Neuen Westfälischen". Einige Ärzte aus dem Kreis Paderborn hatten eine Sitzung mit der Stadt Paderborn einberufen und Lösungen entwickelt, um die Situation am Medico zu entschärfen. "Zum einen werden die Ärzte der Erwachsenenambulanz die Kinderärzte unterstützen und auch einige der älteren Kinder behandeln", berichtet Polenz. Leserinnen und Leser der "NW" hatten auf Facebook zudem den Vorschlag gemacht, Busse einzusetzen, in denen die Patientinnen und Patienten im Warmen Platz nehmen könnten, um nicht in der Kälte warten zu müssen. Aus diesem Vorschlag soll bald Realität werden. "In Zusammenarbeit mit der Stadt Paderborn würden wir gerne einen Wärmebus einsetzen", verrät Ulrich Polenz. "Wir weisen darauf hin, dass nur das kranke Kind und maximal eine Begleitperson in den Bus gelassen werden", sagt der Leiter der Paderborner Bezirksstelle der Kassenärztlichen Vereinigung. Paderborner Feuerwehr und Malteser beteiligt Viele Eltern hatten nämlich zuvor kritisiert, dass kranke Kinder mit gleich zwei oder mehreren Begleitpersonen die Notfallambulanz aufgesucht hatten. "Insgesamt 179 Kindern waren am Samstag vor zwei Wochen hier in der Notfallambulanz. Mit allen Begleitpersonen zusammengerechnet müssen es allerdings um die 500 Leute gewesen sein", sagt Ulrich Polenz. Mit der Personenbegrenzung wolle man ähnliche Verhältnisse vermeiden. Zur Verfügung gestellt wird der Bus vom Padersprinter. Ab Samstag, 10. Dezember, können hier die Patientinnen und Patienten Platz nehmen. Wie Stadtsprecher Jens Reinhardt sagte, werde das sogenannte "fahrende Wartezimmer" im Wechsel von verschiedenen Hilfsorganisationen betreut. Beteiligt seien die Feuerwehr, die Malteser, die Johanniter, das DRK, der Arbeiter-Samariter-Bund sowie das Brüderkrankenhaus. "In dem großen Bus werden genug Leute Platz finden, sodass niemand mehr frieren muss", versicherte der Stadtsprecher. Damit dürfte sich auch das Problem der fehlenden Sitzgelegenheiten für behinderte und ältere Personen erledigt haben, das einige Kommentatorinnen und Kommentatoren auf Facebook kritisiert hatten. Bürgermeister Michael Dreier und Ulrich Polenz bedankten sich für die kurzfristige Bereitschaft aller Partner. Auf allen Ebenen sei die große Bereitschaft zu spüren gewesen, die Situation für die Kranken, vor allem für die Kinder und Familien, zu verbessern. Notaufnahme der St. Louise-Kinderklinik überfüllt Auch die Kinder-Notaufnahme in der St. Louise-Klinik wird derzeit verstärkt angesteuert: &bdquo;Spätestens ab 21 Uhr, also mit Schließen der Bereitschaftsdienstpraxis im Medico, steigt die Patientenzahl in der Notaufnahme sprunghaft an. Die Folge sind Wartezeiten von vier bis sechs und im Einzelfall bis zu acht Stunden für Eltern mit Kindern. Eine unzumutbare Situation für alle“, schildert Oberarzt André Wilken die Situation. Das gesamte Team appelliert an die Eltern, rechtzeitig während der Öffnungszeit der niedergelassenen Kinderärzte dort vorstellig zu werden, wenn ein Infekt behandlungspflichtig zu werden droht, und nicht auf die Abendstunden oder das Wochenende zu warten. Wer lediglich mit einem schnupfenden Kind in die Klinik käme, behindere die Versorgung von echten Notfällen. Der hohe Krankenstand unter den Mitarbeitenden der Klinik verschärfe die Situation.

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