Paderborn. Engpässe bei Arzneimitteln bereiten insbesondere Eltern seit Wochen Sorgen. Nun wird die Lage noch etwas schwieriger: Ein Hersteller hat die Preise seiner Antibiotika-Säfte für Kinder erhöht. Weil die Kassen aber nur bis zu einer festen Grenze die Kosten erstatten, müssen die Patienten die Differenz unter Umständen aus eigener Tasche bezahlen.
„Die Apotheken sind in vielen Fällen gesetzlich dazu verpflichtet, diese Mehrkosten von den Patienten zu verlangen. Wir sind an die Arzneimittelpreisverordnung gebunden und haben keinerlei Spielraum, weil wir sonst aufsichtsrechtliche Konsequenzen riskieren“, sagt Manfred Kesselmeier, Vorsitzender der Bezirksgruppe Paderborn im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL).
In aller Regel würden die Apotheken vor Ort in Absprache mit den Ärzten im Falle von Engpässen Lösungen finden, so Kesselmeier. „Das wird allerdings immer schwieriger“, fügt er hinzu. Es dürfe jedoch nicht sein, dass Familien künftig zusätzlich belastet würden.
Das Beispiel zeige, wie der Kostendruck im Gesundheitswesen Lieferengpässe verursache. Weil es angesichts steigender Produktionskosten unwirtschaftlich werde, das Arzneimittel zu den von den Kassen bezahlten Festbeträgen zu produzieren und zu vertreiben, sehe sich ein Hersteller hier gezwungen, die Preise zu erhöhen. In anderen Fällen – etwa bei den Fiebersäften - würden sich Markteilnehmer aus der unrentablen Produktion kurzerhand zurückziehen, so Kesselmeier.
Schnelle Abhilfe nötig
„Die Lieferengpässe machen aber auch deutlich, dass die Arzneimittelversorgung nicht den uneingeschränkten Kräften des Marktes ausgesetzt werden darf“, fügt er hinzu. Aus gutem Grund gebe es bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln eine Preisbindung. „Wohin freie Preise im Gesundheitswesen führen können, haben wir zu Beginn der Corona-Pandemie erlebt, als Masken und Desinfektionsmitteln knappe Güter waren und die Preise dafür explodiert sind.“
Er begrüße, dass Gesundheitsminister Karl Lauterbach aktuell an Lösungen arbeite, um Lieferengpässe einzudämmen. Vor allem im Sinne der Patienten müsse schnell Abhilfe geschaffen werden.
Mehraufwand nicht vergütet
Aktuell gebe es bei jedem zweiten Rezept Schwierigkeiten aufgrund von Lieferengpässen, so die Rückmeldungen aus den Apotheken.„Dieser hohe Mehraufwand wird uns aber durch die Krankenkassen nicht vergütet. Kein Handwerker oder irgendein anderer Unternehmer würde einen solchen Mehraufwand auf sich nehmen“, so Kesselmeier. Hier müsse die Politik eine Lösung finden."