Paderborner Kinderklinik hat akutes Raumproblem

Paderborn. Die Frauen- und Kinderklinik St. Louise platzt aus allen Nähten: "Wir haben keine Räume mehr", bringt es Christine Schmücker, leitende Oberärztin der Geburtshilfe, auf den Punkt. Jeden Morgen würde sie Betten hin- und herschieben, um alle Patienten unterzubringen. "Wir wollen ja nicht, dass irgendwann Frauen auf dem Parkplatz gebären müssen", findet sie klare Worte. Das Problem ist drängend. Die Geburtshilfen an den beiden Standorten St. Louise in Paderborn und St. Josef in Salzkotten rechnen in diesem Jahr mit 4.000 Neugeborenen. Immerhin: Die ganz akute Not kann dank einer Sonderförderung des Landes NRW in Höhe von rund 5,5 Millionen Euro gelindert werden. Doch langfristig bleibt die Raumknappheit bestehen. Denn es ist damit zu rechnen, dass die Zahl der Geburten in Paderborn und Salzkotten langfristig weiter zunimmt. Kleinere Geburtshilfen schließen, weil es sich finanziell nicht mehr lohnt oder Personal fehlt, erläutert Josef Düllings, Hauptgeschäftsführer der St. Vincenz-Kliniken. St.-Vincenz-Geburtshilfe ist die größte in NRW So wie im Frühjahr, als die Geburtshilfe im St. Johannisstift kurzfristig geschlossen wurde. Rund 700 Geburten pro Jahr zusätzlich müssen jetzt von den St.-Vincenz-Kliniken begleitet werden - schon jetzt ist die Geburtshilfe die größte in NRW. "Die Klinik platzt aus allen Nähten", sagt Chefarzt Michael Patrick Lux. Familienzimmer, sodass auch der werdende Vater im Krankenhaus aufgenommen werden kann, könnten praktisch nicht mehr angeboten werden. Wenn die Kapazitäten nicht weiter aufgestockt würden, müssten mehr Schwangere abgewiesen und nach Lippstadt, Bielefeld, Detmold oder Kassel verlegt werden. Gleiches gilt für die Kinderklinik, denn mit steigenden Geburtenzahlen steige auch der Versorgungsbedarf bei Neugeborenen. "Wir versorgen etwa 400 Frühgeborene und kranke Neugeborene jährlich", berichtet Marc Hertel, Oberarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. Hinzu kommen Infektionswellen wie das derzeit grassierende RS-Virus, das die Klinik über die Kapazitäts- und Belastungsgrenze bringe. Nur dank des immensen persönlichen Einsatzes der Teams könne die Versorgung sichergestellt werden. Das sei auf Dauer nicht tragbar. Kinderklinik schlägt Alarm Schon kurz vor der Landtagswahl im Mai hatte die Kinderklinik Alarm geschlagen: Es bestehe dringender Handlungsbedarf, um die medizinische Versorgung aufrecht zu erhalten. Die Paderborner Landtagskandidaten hatten damals Unterstützung versprochen. Die kam nach vielen Gesprächen, unter anderem mit dem NRW-Gesundheitsministerium, nun in Form der Sonderförderung. Mit dem Großteil der Gelder würden im St.-Josefs-Krankenhaus unter anderem die Wöchnerinnenstation sowie Bereiche der Gynäkologie vergrößert und umstrukturiert, um mehr Kapazitäten für Entbindungen zu schaffen. Dort seien noch Flächen frei, wie etwa der Aufwachbereich der Augenklinik, der nun als Kreißsaal genutzt werde. "Die Maßnahmen bedeuten eine erhebliche Verbesserung der Versorgungsqualität", sagt Jürgen Thau, kaufmännischer Geschäftsführer. In der St. Louise an der Husener Straße dagegen gebe es keine Möglichkeit, Räume zu vergrößern oder zu erweitern. Deshalb werde dort in die Technik investiert, etwa die CTG-Überwachung, mit der der Herzschlag des ungeborenen Kindes untersucht wird. Sonderförderung reicht nicht aus Um die Frauen- und Kinderklinik wirklich zukunftsfähig zu machen, reichten fünf Millionen Euro aber nicht aus. "Angesichts der rasanten Entwicklung der Versorgungszahlen und den nicht vorhandenen Ausbauflächen kann diese Förderung lediglich eine Überbrückungshilfe sein", sagt Düllings. Die Landtagsabgeordneten Norika Creuzmann (Bündnis 90/Die Grünen) und Bernhard Hoppe-Biermeyer (CDU) sowie Staatssekretär Daniel Sieveke (CDU) waren jetzt erneut in der Klinik zu Gast, um weitere Perspektiven zu besprechen. Schnell wurde dabei deutlich, dass der Traum aller ein Neubau wäre, was auch die Politiker für sinnvoll hielten. Wie ein solcher Bau finanziert werden sollte - auch angesichts der Haushaltslage im Land - und wo überhaupt ein geeigneter Standort wäre, ist allerdings völlig offen.

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