Paderborner Schausteller-Gehilfe soll Autos angezündet haben

Paderborn. Es war in den frühen Morgenstunden des 16. Mai, als in der Feuerwehrzentrale ein Brand gemeldet wurde. Nils S. (Name geändert) berichtete, dass er unter einem Auto im Rolandsweg Flammen beobachtet habe. Die Feuerwehr konnte den Brand löschen, bevor er auf das Auto übergriff. Zwei Wochen zuvor hatte es einen ähnlichen Vorfall in Geseke gegeben. Damals wurden allerdings zwei Autos völlig zerstört, ein drittes konnte noch repariert werden. Auch dieses Feuer war als Notruf gemeldet worden - wiederum von Nils S., der in diesen Wochen auf den Stadtfesten der Region als Gehilfe eines Schaustellers seine Brötchen verdiente. Jetzt muss sich der 23-Jährige vor dem Landgericht Paderborn verantworten. Dort steht am ersten Verhandlungstag der Vorfall in Geseke zur Klärung an. Nils S., der mit seinem Arbeitgeber zur Geseker Gösselkirmes angereist war, rief am 6. Mai gegen halb 3 Uhr morgens die Feuerwehr an und meldete den Brand dreier Autos. Auch eine betagte Anwohnerin, der einer der Wagen gehörte, klopfte er aus dem Bett. Ganz aufgeregt sei Nils S. gewesen, erinnert sich der Einsatzleiter. Der 23-Jährige habe sogar auf die Haube des Einsatzfahrzeuges eingeschlagen. Im Verlauf der nächsten Tage stellte sich heraus, dass Nils S. schon kurz nach seiner Ankunft in Geseke während des Kirmesaufbaus Kontakt zur Feuerwehr gesucht hatte. Er sei am Feuerwehrhaus erschienen und habe sich erkundigt, wie denn die Wehr so aufgestellt sei, weiß der Einsatzleiter noch genau. Und am Tag nach dem Brand sei Nils S. erneut aufgetaucht, um sich nach den bisherigen Erkenntnissen zu erkundigen. All das erfuhren auch die Kriminalbeamten, die sich mit dem Fall befassten. Lesen Sie auch: Diese Autos werden im Kreis Paderborn am häufigsten gestohlen Allerdings habe man keine belastenden Beweise gegen den jungen Mann feststellen können, sagt eine Ermittlerin. Erst als sie im weiteren Fortgang Kontakt zu Kollegen nach Paderborn aufnahm, wo sich zwischenzeitlich während der Lunapark-Woche ein ähnlicher Vorfall zugetragen hatte, erhärtete sich der Verdacht, mit Nils S. den mutmaßlichen Täter zu kennen. Angeklagter weist die Vorwürfe von sich Denn es war in Paderborn ebenfalls der 23-Jährige, der in der Nacht zum 16. Mai ein Feuer meldete. Damals brannte im Rolandsweg unter einem Auto ein Stofflappen sowie Flüssigkeit in einer Dose. Dieses Mal konnte gelöscht werden, bevor ein größerer Schaden entstand. Nils S. wurde noch in derselben Nacht festgenommen. Seitdem weist er die Vorwürfe weit von sich. Er habe die Feuer nicht gelegt, sondern nur entdeckt, beteuert er. Dass er innerhalb von 14 Tagen gleich zwei Mal in der Nähe war, als Feuer ausbrach, dafür hat Nils S. keine Erklärung. Und auch nicht dafür, dass er in anderen Bundesländern gleichfalls bereits mehrfach in Zusammenhang mit Brandstiftungen als Zeuge aufgetreten ist. Kampf mit Drogenproblemen Kein einfacher Fall für die Richter der 8. Großen Strafkammer. Sie wollen am nächsten Verhandlungstag den Vorfall im Rolandsweg mithilfe von Zeugen genauer beleuchten. Einige Zeit wird dann die Beschäftigung mit der psychischen Verfassung des jungen Mannes in Anspruch nehmen. Denn Nils S. hat mit schweren Problemen zu kämpfen. Seit seinem sechsten Lebensjahr war er fast fortwährend in Jugendhilfe-Einrichtungen, Krankenhäusern und Psychiatrien. Er komme mit Stress nicht zurecht, weiß der 23-Jährige über sich und erzählt auch von schwerem Alkoholkonsum. Das sei sein großes Problem, sagt er. Ankläger Frank Stegen hält es für möglich, dass Nils S. sein Verhalten krankheitsbedingt zur Tatzeit nicht steuern konnte. Nachdem er sich zunächst geweigert hat, sich von Gutachter Gerhard Dankwarth untersuchen zu lassen, ist der 23-Jährige jetzt doch bereit, die Fragen des Experten zu beantworten. Die Verhandlung wird am Donnerstag, 17. November, fortgesetzt.

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