Sorge vor dem Blackout: Notfallpläne im Kreis Paderborn werden angepasst

Kreis Paderborn. Wie abhängig wir vom Strom sind, fällt oft erst auf, wenn er nicht zur Verfügung steht: kein Licht, kein Computer, kein Radio, Internet- und Telefonnetz brechen zusammen, die Wasserversorgung ebenso. Geldautomaten geben kein Geld aus, an den Tanksäulen wäre kein Sprit zu bekommen. Bevor jetzt Panik aufkommt: Deutschlands Stromversorgung gehört zu den sichersten in Europa. "Großflächige lang anhaltende Stromausfälle – sogenannte Blackouts – hat es in Deutschland bisher nicht gegeben. Diese bleiben auch weiterhin sehr unwahrscheinlich", schreibt die Bundesregierung in einer Risikoanalyse. Angesichts von Energieknappheit machen sich derzeit allerdings viele Menschen Sorgen. Der Angriff auf die Deutsche Bahn vor einigen Wochen hat gezeigt, wie fragil die kritische Infrastruktur sein kann. Das ARD-Magazin "Report Mainz" berichtete kürzlich, dass viele Kommunen nicht auf einen Blackout vorbereitet seien. Wie ist die Lage im Kreis Paderborn? Krisenstab Der Kreis Paderborn, der federführend für die Koordination von Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung zuständig ist, sieht sich nach eigener Einschätzung "gut vorbereitet für einen Krisenfall". Der zuständige Krisenstab befasse sich aktuell mit verschiedenen Szenarien, heißt es auf Nachfrage, und probe regelmäßig den Ernstfall. Gerade erst waren Mitarbeiter, darunter auch von den Behörden aus Paderborn und Bad Lippspringe, für ein mehrtägiges Seminar am Institut der Feuerwehr in Münster. Das Szenario der Übung: Durch ein Unwetter mit Starkregen, Windböen und umgestürzten Bäumen kommt es zu einem teilweisen Stromausfall und Störungen im Mobilfunknetz. Für den Krisenstab stehe derzeit die interne Arbeit im Fokus. Zugleich stehe man auf verschiedenen Ebenen mit den Kommunen im Austausch. Landrat Christoph Rüther betont, es sei "äußerst wichtig, sich auf Krisensituationen wie Stromausfälle, aber auch mögliche Naturkatastrophen vorzubereiten". Das habe zuletzt der Tornado im Mai gezeigt. Polizei und Feuerwehr "Für uns ist das kein neues Thema, die Polizei ist krisenerprobt", sagt Polizeisprecherin Corinna Koptik. Aus sicherheitstaktischen Gründen will sie keine Details verraten. Notstromaggregate etwa seien vorhanden und würden regelmäßig getestet. Vor dem Hintergrund des russischen Krieges werde an den vorhandenen Konzepten noch einmal gefeilt. "Die Situation ist in dieser Dimension neu", sagt Koptik. Auch bei der Paderborner Feuerwehr würden zurzeit Notfallpläne mit Blick auf einen möglichen flächendeckenden Stromausfall überprüft und aktualisiert. Dazu gehöre zum Beispiel auch, die Lagerhaltung von Verbrauchsgütern anzupassen und die Notstromversorgung zu optimieren. Grundsätzlich sei die Feuerwehr nach eigenen Angaben insofern gut auf einen Stromausfall vorbereitet, dass die hauptamtlich besetzten Feuerwachen mit einer Notstromversorgung mehrere Tage abgesichert seien. Grundlegende Funktionen könnten so aufrecht erhalten werden. "Voraussetzung wäre in erster Linie, dass die Mitarbeitenden weiter zum Dienst kommen können", heißt es dazu. Gleiches gelte auch für die Freiwillige Feuerwehr als unverzichtbaren Bestandteil des Katastrophenschutzes. Krankenhäuser Notfallpläne für einen Stromausfall haben auch die Krankenhäuser im Kreis Paderborn. Die würden regelmäßig auf Aktualität geprüft und angepasst, betonen alle Kliniken. "Die Patientenversorgung und der Krankenhausbetrieb sind auch im Falle externer Bedrohungen sicher", versichert Markus Jordan, Technischer Leiter des Brüderkrankenhauses St. Josef. Die Kliniken sind alle mit Notstromaggregaten ausgestattet, die bei einem Stromausfall innerhalb von Sekunden automatisch anspringen und alle sensiblen Bereiche versorgen. Kraftstoffreserve ist vorhanden, sodass die Versorgung mindestens 36 Stunden bis zu mehreren Tagen gesichert wäre - abhängig davon, wie weit der Stromverbrauch gesenkt werden kann. Lesen Sie auch: Blackout-Vorsorge: Diese Dinge gehören immer in den Vorrat Das St. Johannisstift etwa hat mit dem Lieferanten vertraglich vereinbart, dass dieser auch im Falle eines Blackouts weiterhin Öl für das Notstromaggregat liefert. Gleichzeitig ist auch klar, dass der Betrieb eines Krankenhauses bei einem längeren Stromausfall eine Herausforderung ist. So weisen zum Beispiel die St.-Vincenz-Kliniken darauf hin, dass sie von etlichen Dienstleistern abhängig sind, etwa bei der Entsorgung medizinischer Abfälle, der Wäscherei oder den Essenszulieferern, und darauf angewiesen sind, dass diese ebenfalls ein entsprechendes Notfallmanagement vorweisen.

Meistgelesen