Paderborner Naturkundemuseum soll "Besuchern Lust machen, wiederzukommen"

Paderborn. An der Nordseeküste hat sie schon gelebt und in Bayern in den Bergen. "Die Weite des Meeres, das ist natürlich etwas Besonderes", sagt Felicitas Demann. In Bayern habe sie sehr ländlich gelebt, morgens Rehe beobachten können "und beim Joggen Biberspuren im Schnee entdeckt". Jetzt hat es die 36-Jährige nach Paderborn verschlagen. Seit Mitte Juli ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin für die Leitung des Naturkundemuseums zuständig. Doch auch von ihrem neuen Wohnort scheint sie nicht weniger begeistert: Einen Fluss wie die Pader "so mitten in der Stadt, mit so klarem Wasser - das hat man sonst nirgendwo", sagt Demann. Und wieder ein wenig näher an der Heimat zu sein, sei auch ganz schön. Demann kommt aus Osnabrück und hat in Oldenburg Umweltwissenschaft studiert. In Kiel hat sie promoviert und dazu auf Sylt an eingewanderten Parasiten im Wattenmeer geforscht. Später arbeitete sie als Leiterin eines Naturpark-Hauses an der niedersächsischen Nordseeküste. "Da ist mir die Museumsarbeit ans Herz gewachsen", erzählt Demann. Zuletzt im Bereich Bildungsarbeit Zuletzt war sie als Leiterin einer Umweltstation des Bayrischen Landesbundes für Vogelschutz tätig. Dort habe sie viel im Bereich Bildungsarbeit gemacht, vor allem mit Schulklassen und Menschen mit Behinderung. Allen Menschen den Zugang zu Museen eröffnen, das soll auch in Paderborn ein Schwerpunkt ihrer Arbeit sein. Seit einigen Wochen ist Demann inzwischen dabei, sich einzuarbeiten. "Ich versuche jeden, mit dem ich zu tun habe, persönlich kennenzulernen." Viele Treffen und Gespräche hat sie seit ihrem Start schon geführt, ist viel unterwegs. Neben dem Tagesgeschäft und Meetings gibt sie auch Führungen. "Man muss sich jedes Mal neu darauf einstellen, welche Gruppe man da vor sich hat" - ob das Kinder sind oder zum Beispiel der Imkerverein, bei dem es dann auch mal etwas fachspezifischer sein dürfte. "Das macht großen Spaß und eröffnet auch mir durch die Vielfalt der Besucher neue Aspekte und Ideen. So bekommt man auch selbst etwas zurück", sagt Demann. Wie kann das Paderborner Naturkundemuseum moderner werden? Die erste zentrale Aufgabe für sie wird die Neuausrichtung des Naturkundemuseums sein. Die wurde vor rund einem Jahr mit einem politischen Beschluss auf den Weg gebracht und bereits von Demanns Vorgänger Sven Mecke begonnen. 1994, als die jetzige Dauerausstellung des Naturkundemuseums eröffnet wurde, sei das "für die damalige Zeit sicher total modern" gewesen, doch nach inzwischen fast 30 Jahren nicht mehr zeitgemäß, so Demann. Lesen Sie auch: Klima- und Umweltschutz im Fokus - neues Konzept für das Naturkundemuseum Neben der Barrierefreiheit und Mehrsprachigkeit ist ihr wichtig, dass ein Museum "alle Sinne anspricht": Hören und Fühlen, Wahrnehmen mit unterschiedlichen Licht- oder Videoinstallationen, auch Anfassen soll ausdrücklich erlaubt sein. Die analoge Tafel mit zeilenweise Text - das gehe heute besser. "Mir ist es wichtig, die Besucher aktiv mit einzubeziehen, bei ihnen Fragen zu wecken." Die Naturkundemuseen in Bielefeld und Münster hat sie kürzlich bereits besucht, will für Paderborn aber nicht einfach kopieren, sondern etwas eigenes schaffen. "Jedes Museum braucht ein eigenes Gesicht, etwas Einzigartiges, das es nur hier gibt", findet sie. Themen wie Klimawandel, Wald- und Artensterben Wie das konkret für Paderborn aussehen könnte, dazu hält sich die neue Museumschefin noch bedeckt. Derzeit fänden Gespräche statt: Die beteiligten Akteure säßen zusammen, sondieren, entwickeln Ideen im gemeinsamen Austausch. Lokale Expertise bei der Neukonzeption einzubeziehen, ist eine der expliziten Vorgaben seitens der Politik gewesen. Zudem soll der Fokus künftig verstärkt auf pädagogischen und didaktischen Aspekten liegen, weniger auf einem streng wissenschaftlichen Konzept. Und aktuelle gesellschaftliche Diskurse und Zukunftsfragen sollten mehr als bisher abgebildet werden: Dazu gehören etwa Themenbereiche wie der Klimawandel, das Waldsterben, Wandel von Arten oder der Verlust der Biodiversität. Eröffnung 2024? Das Museum als Dauerausstellung wieder für die nächsten 30 Jahre aufzustellen und dennoch aktuell zu bleiben, sei "auch eine Herausforderung". Begleitend könnten aktuelle Themen aber auch gut durch zusätzliche Angebote, spezielle Workshops und Führungen wie etwa zur Museumsnacht aufgegriffen werden. In jedem Fall wird die Neukonzeption sicherlich einige Jahre dauern, zumal auch bauliche Maßnahmen notwendig sind. Zuletzt war von einer Eröffnung 2024 die Rede. Das Ziel indes ist für Demann klar: Das Naturkundemuseum Paderborn solle ein "Ort der Begegnung" werden, der zum Austausch anrege. "Ich will den Besuchern Lust machen, wiederzukommen."

Meistgelesen