Viel zu wenig Sozialwohnungen in Paderborn - Eigentümer zeigen kaum Interesse

Paderborn. Wer eine Sozialwohnung beziehen möchte, muss oft lange suchen. Da geförderter Wohnraum knapp ist, versucht die Stadt Paderborn einen finanziellen Anreiz für Vermieter zu schaffen. Das funktioniert über ein Programm: Beim Ankauf von Belegungs- und Mietpreisbindungen durch die Stadtverwaltung erhält die Eigentümerin oder der Eigentümer neben der vereinbarten Miete 2,50 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche monatlich. Die Ratsfraktion der Grünen fragte nun im Sozialausschuss, wie es um dieses Programm steht. In der Anfrage schreibt Güven Erkurt (Grüne), dass vom Rat im Jahr 2020 mit breiter Mehrheit die Gewährung von Zuschüssen für dieses Programm beschlossen worden war. Ein erster Erfahrungsbericht wurde im November 2021 vorgestellt. Bis dahin hatte es keine Antragstellung von Wohnungseigentümern gegeben. Wie es mittlerweile um die Belegungsrechte steht, berichtete Vera Liebelt vom Liegenschaftsamt. Die Ergebnisse bleiben ernüchternd: "Von den Wohnungseigentümern kamen nicht viele Rückmeldung." Allerdings habe die Stadt drei Wohnungen aus dem Belegungsbindungen-Programm gekauft. Liebelt geht davon aus, dass das Programm noch bekannter werden könnte. "Man könnte mehr Werbung machen oder mehr Eigentümer gezielt ansprechen, aber das ist zeitaufwendig." Nicht nur das Ankaufprogramm der Stadt läuft schleppend an. Auch die Anzahl von geförderten Wohnungen geht zurück. Von einem Höchststand von fast 6.450 Wohnungen im Jahr 2000 ist die Anzahl laut Liebelt auf rund 4.500 Wohnungen im Jahr 2021 gesunken. "Es droht ein Tiefstand", so Liebelt. Besonders schwierig sei es, Wohnungen für Haushalte mit mehr als fünf Personen zu finden. Dies begründet sie damit, dass die meisten geförderten Wohnungen zwei bis drei Zimmer haben. "Bei Neubauten der Stadt wird deshalb auch darauf geachtet, dass für größere Familien mitgeplant wird", so Liebelt. Hohe Bedarfszahlen Dieser Entwicklung stehen hohe Bedarfszahlen gegenüber. Laut Vera Liebelt haben die Antragstellungen für geförderte Wohnungen erheblich zugenommen. Das schreibt sie den Geflüchtetenbewegungen und auch der Corona-Pandemie zu. Aktuell suchen über 600 Haushalte einen sozial geförderten Wohnraum in Paderborn. "Die Quote von 30 Prozent gefördertem Wohnungsbau bei Neubauten reicht nicht", konstatiert Roswitha Köllner (Linksfraktion). Es gebe viel zu wenige Sozialwohnungen, auch perspektivisch. Gleichzeitig könne man auch angesichts der steigenden Energiekosten davon ausgehen, dass der Bedarf weiter steigen werde. "Der Bedarf kann nicht gedeckt werden, wenn wir so weiter machen", sagt sie. Beate Röttger-Liepmann (SPD) fragte Vera Liebelt, ob die Quote von 30 Prozent auch kontrolliert werde. Wohngeld Nicht nur der Bedarf an Sozialwohnungen steigt, sondern auch die Anträge für Wohngeld steigen. Das berichtet die Stadtverwaltung auf Anfrage der Linksfraktion in der Sitzung des Sozialausschusses. Wohngeld ist ein Zuschuss zur Miete oder ein Zuschuss für Hauseigentümer mit geringem Einkommen. Insbesondere Rentner, Bezieher von Arbeitslosengeld I und Erwerbstätige mit niedrigem Einkommen gehören zur Gruppe der Wohngeldbezieher. Nur dann, wenn Vermögen in erheblichem Umfang (bei einer Person über 60.000 Euro) vorhanden ist, besteht kein Wohngeldanspruch. 2021 bewilligte die Stadt Paderborn 4.328 Menschen den Antrag auf Wohngeld. Dieses Jahr gibt es schon mindestens 500 Anträge mehr, ein Drittel davon entfalle auf Erstanträge. Roswitha Köllner geht davon aus, dass die Zahl der Anträge noch weiter steigen könnte. "Ich sehe dem neuen Mietspiegel mit Sorge entgegen, da dieser häufig für Mietsteigerungen sorgt." Zudem betont sie, dass das Wohngeld auch für Familien mit Kindern Vorteile hat, die oft nicht bekannt seien. So haben beispielsweise alle Kinder aus Familien mit Wohngeld einen Anspruch auf sogenannte Leistungen für Bildung und Teilhabe.

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