Zu wenig Regen: Der Hitzesommer und seine Folgen in Paderborn

Paderborn. 2022 wird zweifelsfrei als ein Hitzesommer in die Bücher eingehen. Auch wenn die Temperaturen im Raum Paderborn zuletzt etwas runter gegangen sind: Es fehlt weiterhin Regen. Die Auswirkungen des fehlenden Niederschlags und der anhaltenden Wärme sind überall zu spüren. Lage der Landwirte "Für die Pflanzen ist die aktuelle Situation bedrohlich", sagt Hubertus Beringmeier, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbands Paderborn. Es sei eine Lage, in der alles verbrenne und die Pflanzen auf den Feldern verdorrten. Von der Trockenheit betroffen sind gerade Mais, Kartoffeln und Rüben. Doch nicht überall im Kreis Paderborn sieht es für die Landwirte gleich schlecht aus. Für das Drittel Mais, das auf den sandigen Böden etwa in Delbrück und Hövelhof steht, sei es schon zu spät. Da helfe auch kein Regen mehr, so Beringmeier. Die Bauern würden den Mais mitunter schon noternten. Bei den restlichen zwei Dritteln auf lehmigen Böden etwa im Bereich der Egge könne Regen aber noch helfen und die Hitzeschäden mindern. Notwendig ist Feuchtigkeit auch für die derzeit fünf bis zehn Zentimeter hohen Pflänzchen der Zwischenfrüchte wie Blühmischungen, Sonnenblumen oder Ölrettich. "Da ist aber noch nichts vertrocknet", sagt Beringmeier. Sein Wunsch: "Wir brauchen mal zwei Tage richtig schönen Landregen." Zudem hofft er schon jetzt auch auf ausgiebige Niederschläge im Winter, damit tiefe Böden durchfeuchten können. Waldbrandrisiko bleibt bestehen Wegen der trockenen Böden steigt das Risiko eines Waldbrands. Für die Region Paderborn liegt der Waldbrandgefahrenindex laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) derzeit bei Stufe drei von fünf. "Aktuell reicht ein Zigarettenstummel, um ein Feuer zu entfachen, das sich rasend schnell ausbreiten kann", so Stadtförster Philip Fortströer. Von den Gräsern am Waldrand springe es anschließend auf die Bäume über. Gefährdet seien vor allem Fichten-und Kiefernwälder, da die trockenen Nadeln leicht entflammbar sind. Auch das alte Laub vom Vorjahr sowie die verwelkte Vegetation fache ein Feuer zusätzlich an. Zumindest bis Freitag kündigt der DWD für die Region Regen an. Doch reicht die Menge aus, die Waldbrandgefahr zu mindern? Fortströer ist optimistisch, denn auch kleine Mengen an Feuchtigkeit können für Entlastung sorgen. Dafür müssen allerdings die Bodenstreu und die Humusschicht nass werden. Wie viel Niederschlag fehlt 40.000 Kubikmeter Wasser werden von den Wasserwerken Paderborn jeden Tag aus den zehn Brunnen am Diebesweg gefördert. Das entspricht dem Volumen eines fünf Meter hohen Fußballfeldes. Dennoch sei die Lage noch entspannt. "Für dieses Jahr sehe ich bei der Wasserversorgung keine Probleme. Wir merken aber, dass wir tendenziell abfallende Pegel haben", sagt Wassermeister Andreas Benstein. Bezogen auf die vergangene Dekade fehle der durchschnittliche Niederschlag von anderthalb Jahren. "Ursächlich ist auf jeden Fall der Klimawandel, das kann man ganz klar sagen", so Benstein. "Im Moment leben wir ausschließlich von der Grundwasserbildung im Winter." Kurze, heftige Schauer im Sommer brächten nicht viel. Neue, leistungsstarke Brunnen und Verbundleitungen unter anderem mit den Egge-Wasserwerken zum Ausgleich der Verbrauchsspitzen sollen helfen. Einen gewissen Erfolg sieht Benstein auch durch die Kampagne &bdquo;Unser Wasser“ zur erhöhten Wertschätzung des Trinkwassers und einen bewussteren Umgang. Hinzu kommt das Problem der starken Verdunstung in den länger anhaltenden und zunehmenden Trockenperioden. "Der Regen, der am Montagvormittag gefallen ist, verdunstet fast komplett", so Benstein. Der gehe gar nicht in den Boden. Notfallerprobte Stadt Auch in Delbrück, wo in den vergangenen Jahren bereits der Wassernotstand ausgerufen wurde, führe die Wasser-Kampagne zu einem positiven Effekt, so Olaf Merschmann, Fachbereichsleiter Tiefbau bei der Stadtverwaltung. So habe er gesehen, dass Leute ihren Rasen braun werden lassen. "Die Rasenbewässerung tut uns am meisten weh." Auch der Aufruf, die Pools in den Gärten schon bis Mitte April zu füllen und damit vom Bedarf im Sommer zu entkoppeln, mache sich bemerkbar. Insgesamt bewege sich Delbrück trotz eines offenbaren Lerneffekts an der Grenze. "Wir strecken uns nach der Decke, um die Wasserversorgung hinzubekommen", sagt Merschmann. "Aber wir kriegen es hin und hoffen, dass wir die nächsten Tage noch durchkommen." Im Normalfall gehen in Delbrück pro Stunde 300 Kubikmeter Wasser ins Netz, zu Spitzenzeiten waren es bis 630. Am meisten Wasser benötigt wird immer zwischen 17 und 22 Uhr. Für Entspannung sorge etwa, dass Sportplätze nachts gewässert werden. Brüderkrankenhaus St. Josef Der stellvertretende ärztliche Leiter der Zentralen Notaufnahme, Thorsten Dahm, berichtet, dass durch die Hitze der vergangenen Tage mehr Patienten als sonst aufgrund von Kreislaufbeschwerden behandelt wurden. Besonders bei älteren Menschen ab dem 65. Lebensjahr bestehe die Gefahr der Austrocknung durch zu geringe Flüssigkeitszufuhr. Auch Säuglinge und Kleinkinder, Schwangere sowie chronisch Erkrankte seien gefährdet. Setzt man sich zu lange ungeschützt der Sonne aus, drohe ein Hitzschlag. Bei Symptomen wie wiederholtem, heftigem Erbrechen, plötzlicher Verwirrtheit, Bewusstlosigkeit oder heftigen Kopfschmerzen sollte man umgehend die 112 wählen. Um den Gefahren durch die hohen Temperaturen vorzubeugen, empfiehlt Dahm zum einen viel zu trinken. Am besten eignen sich Wasser und Tee, aber nicht eisgekühlt. Außerdem wenig körperliche Belastung, draußen soweit wie möglich im Schatten aufhalten, leicht und frisch essen sowie den Körper durch Befeuchtung der Haut kühlen.

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