Paderborn. Bei der Staffelübergabe zwischen der bisherigen grünen Landtagsabgeordneten Sigrid Beer und ihrer Nachfolgerin Norika Creuzmann wurde nach Angaben von Bündnis 90/Die Grünen ein Schlaglicht auf 17 Jahre politische Arbeit in Düsseldorf der Elsenerin geworfen. „Ein Mandat ist ein Privileg – und keine Position, sich eigene Privilegien zu verschaffen“, sagte Sigrid Beer in ihrer Festrede.
Als Besonderheit ihres parlamentarischens Schaffens im Landtag hob sie ihre Erfahrungen als Mitglied des Petitionsausschusses hervor. „Wo Regeln zu Beton erstarren und menschengerechte Lösungen vereiteln, müssen sie überdacht und verändert werden“, machte sie deutlich und erinnerte an eine Abschiebung einer jungen Nepalesin direkt aus dem Unterricht heraus.
Nahezu 3.900 Petitionen bearbeitete sie während ihrer Düsseldorfer Zeit – „und ich habe das Ausländeramt im Kreis und Stadt tüchtig genervt“. Umso mehr freut sich Sigrid Beer, dass die Petitionsarbeit von der neuen grünen Landtagsabgeordneten Christina Osei aus Bielefeld künftig wahrgenommen wird und damit ein enger Bezug in OWL erhalten bleibt. „Es sind Kräfte am Werk, die die parlamentarische Demokratie angreifen“, schrieb Sigrid Beer ihren vielen Zuhörerinnen und Zuhörern ins Stammbuch. Sie dankte ihren vielen Unterstützern, die sie auf ihrem Weg begleitet hatten – namentlich ihre Paderborner Büroleiterin Petra Tebbe, die weiter für Norika Creuzmann tätig sein wird.
„Ich habe gelernt, dicke Bretter zu bohren“, blickte Nachfolgerin Norika Creuzmann auf ihre 30-jährige Tätigkeit im Paderborner Frauenhaus. Sie wollte seinerzeit nicht mehr den politischen Entscheidungen ausgesetzt sein, beschrieb sie ihre Motivation zur ihrem politischen Engagement. Als sie dann im Dezember bei der Landesdelegiertenkonferenz in Siegen Listenplatz 14 erlangte, „kam alles ins Rollen“.
Sigrid Beer, die „energiereiche Paderquelle“
Sie sei unglaublich gespannt und „ich habe gehörigen Respekt“ vor dieser Aufgabe. „Der effektive Gewaltschutz von Frauen ist noch nicht gewährleistet“, betonte Norika Creuzmann. Umso mehr freute sie sich, dieses Thema bei den Koalitionsverhandlungen mit verhandeln zu können „und ich bin mit dem Ergebnis zufrieden“.
Viel Lob zollten die Kreisvorsitzenden Karin Yesilada und Hartmut Oster der scheidenden Abgeordneten bei der Begrüßung der Gäste. Vertreterinnen und Vertreter aus Wohlfahrts- und Naturschutzverbänden Kirche und öffentlichen Institutionen wohnten der Staffelübergabe bei. Eine so engagierte Politikerin zu würdigen, „brauche mehr Zeit als nur eine kurze Rede“, so Yesilada, die Sigrid Beer als „energiereiche Paderquelle“ bezeichnete.
Zwei Dutzend Ehrenämter und ein Dutzend Mitgliedschaften runden das Bild ab. „Sie hat das Land politisch geprägt, hatte stets ein offenes Ohr und hat sich immer beherzt für die Menschen eingesetzt“, schloss sie ihre ausführliche Laudatio. Als „starke Stimme in der Region jenseits von Kirchturmdenken“, würdigte der stellvertretende Landrat Jörg Schlüter die Geehrte.
Sabine Kramm fügte als stellvertretende Bürgermeisterin hinzu, dass Vorbilder wie Beer und Creuzmann Frauen Mut machen würden, sich zu engagieren.