Paderborn. Als Özlem Durmaz die Treppe kaum noch heraufkommt und die Versorgung ihrer Familie zum Problem wird, bekommt sie Angst: „Die Atemnot kam nicht von heute auf morgen. Die Beschwerden verschlechterten sich aber in den vergangenen Monaten massiv. Ich kam im Alltag nicht mehr klar.“ Lungenfachärzte untersuchen laut Pressemitteilung des Brüderkrankenhauses die 39-Jährige und veranlassen Röntgenaufnahmen. Die Diagnose lautet Asthma. Trotz der Einnahme verschiedener Medikamente geht es der Patientin nicht besser.
Um eine zweite Meinung zu bekommen, konsultiert Özlem Durmaz Christian Buschmann. Der niedergelassene Lungenfacharzt im Medico Ärztehaus am Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn ist beim Blick auf die Befunde skeptisch und wachsam. Er veranlasst eine CT: „Wenn eine so junge Frau eine so schlechte Lungenfunktion hat, ist das ein Alarmzeichen.“ Er überweist seine Patientin unverzüglich an den ehemaligen Kollegen im Brüderkrankenhaus, Andreas Zaruchas, Leitender Arzt der Pneumologie in der Klinik für Innere Medizin.
Er bestätigt nach eingehenden Untersuchungen, was Christian Buschmann vermutet hat: Die Patientin hat einen Tumor in der Luftröhre. Dieser ist bereits so groß, dass nur ganz wenig Atemluft daran vorbeiströmen kann. Eine Operation kann nicht aufgeschoben werden. Thoraxchirurg Guido Scholz, Chefarzt der Klinik für Thoraxchirurgie, berichtet von der besonderen Herausforderung eines solchen Eingriffs: „In dem Augenblick, in dem wir den Tumor zusammen mit dem betroffenen Abschnitt der Luftröhre herausschneiden, darf das krankhafte Gewebe auf keinen Fall wegrutschen oder nach unten sacken. Denn dann ist die Luftröhre vollkommen blockiert.“
Das Team der Anästhesie bereitet sich unter den gegebenen Umständen auf eine spezielle Narkose vor: Wie intubiert man eine Patientin, deren Luftröhre dermaßen dicht ist? „Das Beatmen während des Eingriffs funktionierte bei Özlem Durmaz mittels einer Jet-Ventilation“, sagt Chef-Anästhesist Torsten Meier. Darunter versteht man die stoßweise Verabreichung von Beatmungsgas unter hoher Geschwindigkeit und hoher Frequenz. Das Gas gelangt durch sehr dünne Leitungen in die Atemwege und nicht wie bei der üblichen Form der Beatmung über einen fingerdicken Tubus in die Lunge.
Befund aus der Pathologie
„Bei Operationen von Tumoren der Luftröhre hat sich die Jet-Ventilation bewährt, eine Beatmung über einen konventionellen Tubus erschwert eventuell die Operation und die Belüftung des Lungengewebes“, so Torsten Meier.
Özlem Durmaz ist froh, dass sie sich rasch von der operativen Behandlung erholt. Der Befund aus der Pathologie, in der das Tumorgewebe untersucht wird, deutet daraufhin, dass die Therapie abgeschlossen ist. Zu sehen ist von dem Eingriff nur eine Narbe unterhalb der Kehle am Hals. „Es geht mir gut. Ich bin froh, dass Doktor Buschmann und die Ärzte im Brüderkrankenhaus so beherzt gehandelt haben. Es ist wunderbar, tief durchatmen zu können.“