Nur noch halb so viele Azubis: Gastronomie sucht dringend Nachwuchskräfte

Kreis Paderborn. Die Gastronomie-Szene hat es in der Pandemie besonders hart getroffen und obwohl es schon länger keine Corona-Auflagen mehr gibt, so leidet sie noch immer. Das größte Problem derzeit: es gibt zu wenig Personal. Und noch wichtiger – die ausgebildeten Fachkräfte und auch der Nachwuchs fehlen. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) habe das Problem aber schon länger erkannt und auch einige Maßnahmen ergriffen, wie Regine Tönsing, Haupt-Geschäftsführerin der Dehoga in Ostwestfalen, betont. &bdquo;Wir versuchen alles, um die Berufe attraktiver darzustellen“, sagt die frühere Sterne-Gastronomin. Vor kurzem wurden die Auszubildenden feierlich freigesprochen und bekamen ihre Zeugnisse. Waren es im Kreis Paderborn vor der Pandemie noch 80 Azubis, so hat sich die Anzahl nun auf nur 30 reduziert. In Bielefeld seien die Zahlen von 150 auf 100 zurückgefallen, berichtet Tönsing. Obwohl die Zahlen alarmierend sind, hat die erfahrene Gastronomin eine Erklärung dafür. &bdquo;Man muss auch bedenken, dass durch die Pandemie die Ausbildungsakquise komplett flachgefallen ist.“ Diese würde nun wieder gut anlaufen und man habe auch einiges in der Ausbildungsordnung für die Hotellerie und Gastronomie geändert. Diese bekam vor gut 22 Jahren ihr letztes Update. So liegt die Ausbildungsvergütung schon bei 1.000 Euro im ersten Lehrjahr. &bdquo;Damit befinden wir uns im oberen Level, und das gilt für alle Azubis im Gastrowesen“, so Tönsing. Zudem müsse man sich von dem Klischee verabschieden, dass man in der Gastronomie fast jeden Tag arbeiten müsse, keine Freizeit mehr habe und ausgenutzt werde. &bdquo;Es mag noch schwarze Schafe in unserer Branche geben, aber es kann sich keiner mehr erlauben, die Mitarbeiter durchzujagen. Zudem richten wir uns nach dem Arbeitszeitgesetz, das auch kontrolliert wird.“ Sie habe selbst 45 Jahre lang in der Gastronomie, lange auch in der gehobenen, gearbeitet und schätzte dabei, die freien Tage in der Woche. Sicher gehöre das Arbeiten an Wochenenden oder Feiertagen zum Beruf, aber die Azubis würden heutzutage auch recht flexibel ihre freien Tage nehmen können. Inhalte der Ausbildungen sind modernisiert Um mehr junge Menschen für die Arbeit in der Gastronomie zu begeistern, gibt es auch einen neuen Ausbildungsberuf und die anderen wurden inhaltlich modernisiert. Was früher Restaurantfachkraft hieß, wird nun zur Fachkraft für Restaurants und Veranstaltungsservice. Und aus Hotelkaufmann oder -frau wird Kaufmann/-frau für Hotelmanagement. Damit sei man künftig breiter aufgestellt, so die Dehoga-Geschäftsführerin. Aus dem bisherigen zweijährigen Ausbildungsberuf Fachkraft im Gastgewerbe wird Fachkraft für Gastronomie. Wer diesen Beruf erlernt, kann zwischen den Schwerpunkten Restaurantservice und Systemgastronomie wählen. Die drei Berufsbezeichnungen Koch, Hotelfachkraft und Fachkraft für Systemgastronomie bleiben, die Ausbildungsinhalte wurden jedoch modernisiert. &bdquo;Digitalisierung wird immer wichtiger und ist ein neuer Schwerpunkt, Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle, die veränderten Ernährungsgewohnheiten, es gibt mehr Teamarbeit und mehr Führungsaufgaben“, zählt Tönsing auf. Neu sei der Beruf Fachkraft für Küche und Service mit einer zweijährigen Ausbildungszeit. Theoriereduziert werden hier wichtige Grundlagen für die Zubereitung einfacher Speisen vermittelt. Wer möchte kann ein drittes Jahr dranhängen und dann Koch oder Fachkraft für Restaurants und Veranstaltungsservice werden. "Mund-zu-Mund-Propaganda ist wichtig" Nur allein durch die Umstrukturierung der Ausbildung werden die jungen Menschen den Restaurants, Hotels und Gaststätten nicht die Tür einlaufen. Das weiß auch Regine Tönsing. &bdquo;Wir haben damit aber einen ganz wichtigen Schritt gemacht und alles moderner aufgestellt. Die jungen Leute haben nun mehr Möglichkeiten. Wichtig ist aber die Mund-zu-Mund-Propaganda – damit kann man am besten Werbung für unsere Ausbildungsangebote machen. Ich brenne für diesen Beruf“, so die Dehoga-Geschäftsführerin aus OWL. Und scheinbar hat sie damit auch einige Azubis anstecken können. Denn bei der Lossprechung wurden Lennard Schaffer vom Gasthaus Spieker in Hövelhof, Pascal Kubitzki vom Parkhotel in Bad Lippspringe, Cornelia-Beatrice Bejinariu vom Schlosshotel Sophia in Bad Wünnenberg und Leonie Quickstern vom Arosa Hotel in Paderborn für ihre besonders guten Leistungen ausgezeichnet. Und das geht nur, wenn einem der Beruf auch Spaß macht.

Meistgelesen