Dieser Feuerwehrmann aus Paderborn ist neuer Schützenkönig

Paderborn. Man mochte meinen, der scheidende König wollte gleich wieder regieren. Denn bei seinem Ehrenschuss zu Beginn des Königsschießens hielt Dirk Scholl voll drauf. Und das war durchaus gewagt, schließlich war der sieben Kilo schwere und 1,20 Meter breite Vogel schon sichtlich angeschlagen, als es um 13.15 Uhr mit dem Schießspiel losging. Um eben jenes nicht zu lang geraten zu lassen, war der in diesem Jahr in 30 Arbeitsstunden gebaute Lindenholz-Adler nach dem Prinzenschießen &bdquo;weich geschossen“ worden. Dabei meinten es die Schützen aber offenbar sehr gut, denn schon nach sechs Treffern stellten sie ihre Bemühungen ein, weil sich ein langer Spalt durch den Körper des Vogels zog. Während Dirk Scholls Ehrenschuss das Objekt der Schützenbegierde &bdquo;nur“ zum Wackeln brachte, riss gleich beim ersten Treffer (Kaliber 16/70) der insgesamt sechs Reflektanten der linke Flügel ab und flatterte zu Boden. Kurz danach, fiel der Kopf ganz ohne jedes Zutun hinab; nach dem 13. Schuss war der Schwanz ab, der rechte Flügel nach dem 17. und als alle dachten, dass es nun schnell gehen würde. Doch da zog sich das Schießspiel noch eine ganze Weile hin. Zwar setzten Marc Böger (Heide-Kompanie), Bernfried Kaup, Luis Voss (beide Maspern), Sascha Koch (Königsträßer) und Karl-Heinz Heller (Western) immer wieder ordentliche Treffer, behielten letztlich aber das Nachsehen. Um 13.57 Uhr fällt die Entscheidung Denn das Schießglück war in diesem Jahr einem Feuerwehrmann hold, der 2019 noch knapp unterlegen war. Doch in diesem Jahr landete Dennis Happe um genau 13.57 Uhr den entscheidenden 52. Treffer, der die letzten Holzreste aus dem Kugelfang platzen ließ. Einen kurzen bangen Moment des Wartens gab es zwar noch, dann war nach einem genauen Blick durchs Fernglas klar: &bdquo;Wir haben einen Schützenkönig!“ Und der Jubel kannte keine Grenzen: Dem neuen Regenten Dennis Happe, 35-jähriger Hauptbrandmeister bei der Paderborner Feuerwehr und Mitglied der Kämper-Kompanie, standen die Tränen in den Augen, als er die überschwänglichen Gratulationen entgegennahm. Ein lautes &bdquo;Jaaa!“ schrie er heraus, als ihn seine Kamera hochleben ließen. Auch nach einer langen Rundfahrt im Bierwagen über den Schützenplatz fehlten Happe, der mit seiner Partnerin Michelle Müller ganz in der Nähe seines Arbeitsplatzes, der Feuerwache-Süd, wohnt, noch immer die Worte. &bdquo;Das ist ziemlich verrückt, was hier passiert“, sagte er. Er sei stolz und glücklich und sehr dankbar für die tolle Unterstützung der Schützen, bei denen er seit genau 20 Jahren Mitglied ist, und der Musiker seines Spielmannszug. Als hätte er geahnt, dass es dieses Jahr endlich klappt, hatte er sich bei denen schon am Vorabend für das kommende Jahr weitgehend abgemeldet. Nun müsse noch besprochen werden, wie er die Verpflichtungen seiner Regentschaft mit seiner Arbeit in 24-Stunden-Schichten bei der Feuerwehr am besten vereinbaren könne. Aber seine Kollegen stünden voll hinter ihm, freute sich Happe und erinnerte sich, dass der Bürgermeister ihm schon 2019 versprochen habe: &bdquo;Das kriegen wir hin.“ Passend dazu konnte der frischgebackene König schon verkünden, dass er seine Residenz in der Feuerwache Süd beziehen werde. Blitzschnelle Beförderung Noch bevor &bdquo;dem Vielseitigen“, so sein Königstitel, abends die Kette umgelegt wurde, beförderte Kämper-Hauptmann Jürgen Lutter den 35-Jährigen zum Sergeant, so dass nun auch vier Sterne seine Uniform ziehen. Bislang war er, wie sein Amtsvorgänger, reiner Schütze gewesen. Lutter konnte seine Freude über den ersten König seiner Kompanie seit neun Jahren kaum verbergen und lobte Happe als &bdquo;Schützen durch und durch“ und &bdquo;liebenswerten Menschen“. Ähnlich äußerten sich auch der letzte Kämper-König Michael Lohn und PBSV-Oberst Thomas Spieker, der ein &bdquo;wunderbares Hofjahr“ erwartet. Für Dirk Scholl hieß es derweil nach genau 1.092 Tagen im Amt Abschied nehmen von der Königskette. Er vergoss tatsächlich bittere Tränen. Was er seinem Nachfolger wünscht? &bdquo;Eine geile Zeit!“ Die begann für das neue Königspaar und ihren jungen Hof dann spätestens mit der Auffahrt in den blauen Kutschen und dem Inthronisierungszeremoniell unter der mächtigen Kastanie auf dem Schützenplatz. Naturgemäß zog dabei die Regentin den Großteil der Aufmerksamkeit der vielen, vielen Zuschauer auf sich. Traumwandlerisch sicher bewegte Stefanie Nötges (40) sich beim Abschreiten der Front und der Parade in ihrem extravaganten, weit ausgestellten A-Linien-Kleid (creme-farbener Pailetten-Tüllstoff und mit schwarzer Spitze bestickt), dem eine fünf Meter lange, eigens angefertigte Schleppe folgte. Hervorragend dazu passte das Kleid ihrer Zeremonienmeisterin Silke Wasmuth aus oyster-farbenem Satin. Aufsehenerregend waren auch die modernen Tüllkleider in den Farbtönen rose/nude der jungen Hofdamen mit ihren tiefen Rückenausschnitten. Ihre Parade schloss ein wunderbares Schützenfest-Comeback ab.

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