Schützenfest-Comeback mit viel Tradition und einer großen Veränderung

Paderborn. Ein "Neustart mit Charakter" soll es werden: Unter diesem Motto wollen die Paderborner Schützen ihr 163. Schützenfest feiern, das vom 8. bis 11. Juli nicht nur dem Verein und dem Hofstaat, sondern auch allen Paderbornerinnen und Paderbornern nach schwierigen Jahren eine große Freude bereiten soll. Dafür geht es zurück zur Tradition: Das Programm beim Neustart nach der Corona-Zwangspause unterscheidet sich kaum von den bisherigen Festen. Nur auf ein beliebtes Event müssen Schützen und Gäste verzichten. "Schweren Herzens" habe man sich entschlossen, Abschluss-Feuerwerk und Lasershow am Montagabend zu streichen, erläutert Oberst Thomas Spieker beim Pressegespräch. Doch angesichts des anhaltenden Ukraine-Kriegs hätten Verein und Sponsor das feurige Spektakel als "nicht angemessen" empfunden. Der Verein, ohnehin für sein großes soziales Engagement bekannt, behält das eingesparte Geld aber nicht einfach. PBSV und die Verbundvolksbank OWL wollen 10.000 Euro an die Paderborner Tafel spenden, um ein Zeichen für die Menschen zu setzen, die in finanziellen Nöten sind, so Spieker. Inflation und gestiegene Preise machen sich in diesem Jahr aber auch auf dem Schützenplatz bemerkbar: Erstmals seit neun Jahren wurden die Bierpreise erhöht. Sie steigen um 30 Cent auf jetzt 1,80 Euro pro 0,2-Liter-Glas. Dass die Erhöhung noch vergleichsweise moderat ausfällt, liegt daran, dass die Paderborner Schützen selbst hinter der Theke stehen und zapfen und somit Personalkosten einsparen. Genug Mitglieder hat der Verein jedenfalls zur Verfügung, gab es doch in der Corona-Pandemie quasi keinerlei Abgänge: So haben der PBSV und seine fünf Kompanien eigenen Angaben zufolge immer noch 4.200 Mitglieder in den Reihen. "Wir sind tipi-topi durch die Krise gekommen", freut sich Oberst Spieker auch über die "gut gefüllte Kasse", die laut Rendant Frank Langenhorst durch Einsparungen und Einnahmen sogar etwas voller als vor der Corona-Pandemie sei. So soll trotz Corona sicher gefeiert werden Apropos Corona: "Es ist unser erklärtes Ziel, das Gesundheitsrisiko so niedrig wie möglich zu halten", betont der oberster Schütze des PBSV. So gibt es besondere Hygienemaßnahmen beim Gläserspülen und keine geschlossenen Zelte. Damit sollte der Weg frei sein, um endlich wieder ein zünftiges Fest auf dem Schützenplatz zu feiern. Das sei auch für die Ur-Paderborner wichtig. Zwei Jahre ohne Schützenfest und Libori hätten deren Lebensrythmus schließlich aus dem Takt gebracht. Wichtig sei es aber auch, dem "besonderen Königspaar" - das erste seit über 80 Jahren, das knapp 1.000 Tage regierte - wunderbare Feierlichkeiten zu präsentieren. "Das haben Dirk Scholl und Jana Mirk sowie der junge Hofstaat verdient", lobt der Oberst deren Zusammenhalt. Aber natürlich geht es auch jetzt schon um ihre Nachfolger. Während die nächste Schützenkönigin mit Stefanie Nötges traditionell schon feststeht, entscheidet sich erst am Montagnachmittag ab 13.15 Uhr, wer der künftige royale Mann an ihrer Seite wird. Und da könnte es in diesem Jahr voll werden unter dem Schießturm. Wer wird neuer Schützenkönig? Führen doch alle Hauptleute Gespräche mit interessierten Reflektanten. Der ehemalige Presseoffizier und frischgebackene Adjutant Christian Nolden (Maspern) soll ebenso auf die Königswürde schielen wie Ehren-Adjutant Marc Klaholt-Heiermeyer. In dessen Western-Kompanie gebe es außerdem noch jemanden, "der es sehr ernst meine". Die längste Königsdurstrecke beklagen die Kämper (2013) und die Maspern (2010). Wer auch immer "Ihre Majestät" werden will, muss es zuvor mit dem erneut von Ex-Western-Hauptmann Reinhard Hepers und seinem Sohn gebauten Vogel aufnehmen: Der Adler ist 88 Zentimeter groß und hat eine Spannweite von 125 Zentimetern, womit er ein gutes Stück kleiner und auch leichter ausfällt als der letzte Vogel, der aus dem Kugelfang geschossen wurde. Die Holzfeuchte beträgt perfekte 4,85 Prozent. Bei der Munition wird übrigens erneut auf das durchschlagsstärkere Kaliber 16/76 gesetzt, um das "Schießspiel" nicht wie 2018 in die Länge zu ziehen. Jetzt müssen die Aspiranten nur noch richtig zielen...

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