Wie kann das künftige Wohnquartier Waldkamp in Paderborn beheizt werden?

Paderborn-Schloß Neuhaus. Von einem "Jahrhundert-Projekt" für Schloß Neuhaus spricht mancher Lokalpolitiker, wenn es um die frühere Dempsey-Kaserne geht. Auf dem Gelände, mittlerweile Waldkamp genannt, soll ein Quartier für Gewerbe und rund 300 Wohneinheiten entstehen. Ein wesentlicher Punkt in der Planung ist die künftige Energieversorgung. Hierzu hat das Ingenieurbüro Schäffler Sinnogy, spezialisiert auf klimaneutrale Energiekonzepte, im Bezirksausschuss Schloß Neuhaus/Sande mögliche Lösungen vorgestellt. In einer Potenzialstudie kommt das Ingenieurbüro zu dem Ergebnis, dass eine Kombination kalter Nahwärme und Solarthermie zu empfehlen sei. Bei der kalten Nahwärme werden Erdwärmesonden genutzt, mit ihnen wird der Erde Wärme entzogen. Diese gelangt über ein kaltes Nahwärmenetz in die Gebäude, wo eine Wärmepumpe auf das benötigte Temperaturniveau aufheizt. Bei der zweiten Variante erzeugen Solarthermiekollektoren im Sommer Wärme, die für den Winter zwischengespeichert wird. Die Kollektoren können auch über Parkplätzen, Überflutungsflächen und als "Brücke" zwischen Gebäuden angebracht werden, was das Flächenpotenzial erhöht. Zusammen mit Dächern stehen bis zu 22.500 Quadratmeter Fläche zur Verfügung, 18.000 Quadratmeter sind bei einer ausschließlichen Nutzung der Solarthermie nötig. Demgegenüber gehen Dachflächen für die Stromgewinnung mittels Photovoltaik verloren. Bei optimalen PV-Ausbau könnte das Gebiet große Teile des Strombedarfs vor Ort erzeugen, in der ersten Variante sogar fast gänzlich. Dem Ingenieurbüro zufolge können durch die zwei präsentierten Lösungen "sehr attraktive Wärmevollkosten" erreicht werden. Die solare Wärme ist dabei mit 11 Cent pro Kilowattstunde günstiger als die kalte Nahwärme mit 17 Cent. Bei einer Kombination würden Synergien genutzt, die Lösung mit Erdwärmesonden eigne sich für Neubauten, die mit Solarthermie für Bestandsgebäude. "Die Kombi beider Versorgungsvarianten erscheint uns einleuchtend, auch aus Kostengründen", sagte Manfred Krugmann (SPD) im Bezirksausschuss. Matthias Hunstig (Bündnis 90/Die Grünen) spricht mit Blick auf die vorgestellten Konzepte von einem "wichtigen Impuls für die Wärmewende". Die Mitglieder des Bezirksausschusses sehen aber bei der Solarthermie auch einen großen Haken. "Die großen Speicher haben mich etwas abgeschreckt", sagte Birgit Hüppmeier (Bündnis 90/Die Grünen). Würde ausschließlich die Solarthermie genutzt, benötigt es für den ganzjährigen Einsatz zwei saisonale Wärmespeicher. Diese hätten jeweils ein Volumen von 20.000 Kubikmetern, dies entspricht einem Gebäude von 15 Meter Höhe und 41 Meter Durchmesser. "Wer möchte denn daneben wohnen?", sagte CDU-Ratsherr Markus Mertens. Dass solch ein Speicherbau nicht attraktiv aussieht, meinte auch Matthias Burr vom Ingenieurbüro Schäffler Sinnogy. Ihn in der Erde zu verbuddeln, wäre jedoch deutlich teurer. Man könnte den Speicher jedoch begrünen oder als Kletterwand nutzen. Zudem muss die Standortfrage noch geklärt werden, es sei auch ein Ort außerhalb des Projektgebiets bei benachbarten Gewerbeimmobilien denkbar. Bei einer Kombi-Lösung wären die Speicher deutlich kleiner. Fraglich ist auch, ob die vorgestellten Lösungen für die künftigen Gebäudebesitzer verpflichtend werden. Das Wort "Anschlusszwang" klinge zwar nicht gut, man sollte die Bürgerinnen und Bürger lieber von den Vorteilen überzeugen, meinte Markus Mertens. "Aber an anderen Stellen in Paderborn, wo es keinen Anschlusszwang gab, etwa an den Springbach Höfen, hat es nicht geklappt." Der Bezirksausschuss hat beschlossen, dass die Ergebnisse der Potenzialstudie Grundlage für die weitere Planung sein sollen. In einem nächsten Schritt soll eine Machbarkeitsstudie, die rund 300.000 Euro kostet, durchgeführt werden.

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