Projekt startet: Wird im Kreis Paderborn bald mit Windstrom geheizt?

Borchen. Wer in Nordborchen oder in Dörenhagen demnächst im Eigenheim eine neue Heizung benötigt, hat in drei bis vier Jahren möglicherweise eine Option mehr zur Auswahl. Die Gemeinde will dort schon bald zwei Nahwärmenetze ausschreiben und hofft auf reges Interesse von Betreibern und Hausbesitzern. In Neubaugebieten - etwa Springbach Höfe in Paderborn, Portemeiers Kreuz in Hövelhof und Unterm Hessenberg in Nordborchen - sind Nahwärmenetze nichts Neues mehr. In Borchen wird nun der Versuch gestartet, bestehende Siedlungen vom Umstieg zu überzeugen. Damit es so kommt, muss das Vorhaben für alle Beteiligten wirtschaftlich sein. Auch interessant: Feuerwehr Borchen bekommt einen Neubau nach Maß Vom Borchener Rathaus aus rühren Bauamtsleiter Simon Daniel und Klimaschutzmanagerin Britta Spiegel nun die Werbetrommel für das zukunftsträchtige Projekt. &bdquo;Wir wollen so einen großen Schritt in Richtung Klimaneutralität und nachhaltiger Wärmeversorgung gehen“, sagt Daniel. Borchen startete die erste Wärmeplanung in ganz NRW Vor zwei Jahren war die Gemeinde Pilotkommune von Netzbetreiber Westfalen Weser Netz und der Universität Paderborn. Die drei Partner erstellten eine Wärmeplanung für das Gemeindegebiet. Es war laut Rathaus die erste in ganz NRW. Darin wurde analysiert, welche Areale für eine Nahwärmeversorgung infrage kommen. Das Ergebnis ist auf der Gemeindehomepage einsehbar. Ausgeguckt wurden zum Start nun das Gebiet ums Schulzentrum in Nordborchen sowie um die Dörenhagener Ortsmitte. An beiden Stellen sollen Schulen und andere öffentliche Gebäude als große Energieverbraucher für Grundumsatz an Wärme sorgen. Details zu Abläufen und Preisen wollen Daniel und Spiegel nun beim ersten Infoabend am Dienstag, 18. Februar, ab 18 Uhr in der Gemeindehalle Nordborchen verraten. Dort sollen die Wärmeplanung und die Vorgehensweise bei der Realisierung eines Wärmenetzes vorgestellt werden. Präsentiert werden sollen durch ein unabhängiges Ingenieurbüro auch die Vergleichskosten für die Installation einer Luftwärmepumpe und einer Pelletheizung. Anschlusszwang soll bei der Nahwärme es nicht geben &bdquo;Wir hoffen auf viele Interessierte“, sagt Klimaschutzmanagerin Spiegel, die das Thema von Beginn an im Rathaus begleitet. Die Zahl der möglichen Anschlüsse an ein solches Netz hat auch direkte Auswirkungen auf die Kosten für die Bürger, erläutert Bauamtschef Daniel: &bdquo;Je mehr Menschen sich dafür entscheiden, desto lukrativer wird der Preis für alle Abnehmer, weil Bau- und Betriebskosten auf mehr Kunden verteilt werden können.“ Fest steht aber bereits jetzt: Einen Anschlusszwang wird es für Bürger nicht geben. Woher die Wärme kommt, müssen die noch zu findenden Anbieter vorstellen. Realistisch scheint in Borchen nach &bdquo;NW“-Informationen eine Kombination aus Windstrom und Biogasanlagen samt Blockheizkraftwerk. Hier haben sich zuletzt auch in der Region Unternehmen und Anbieter in Stellung gebracht. Die große Zahl an Windrädern könnte Borchener Bürgern zum Vorteil gereichen. Im Baugebiet Unterm Hessenberg wird das Nahwärmenetz von der Westfalen-Weser-Tochter ESW angeboten, ein Blockheizkraftwerk wird mit Erdgas und Biogas angetrieben. Kunden zahlten hier 2024 für die Wärme 22,44 Cent pro Kilowattstunde plus rund 410 Euro für Grund- und Messpreis. Das Borchener Gelände macht den Tiefbau schwieriger Im Borchener Rathaus wissen die Verantwortlichen, dass die Preise eine große Rolle bei der Kundenakquise spielen: &bdquo;Sie müssen marktgerecht sein, damit das Angebot überzeugen kann. Aber ein weiterer Vorteil ist, dass Nahwärmekunden im Gebäude Platz sparen, weil keine große Heizungsanlage mehr aufgestellt werden muss“, erläutert Spiegel. Lesen Sie auch: Schwierige Suche nach geeigneten Flächen für Wahlplakate in Borchen Die europaweite Ausschreibung für Ausbau und Betrieb der beiden Nahwärmenetze soll im März oder April veröffentlicht werden. Interessierte Betriebe werden dann auch die hartleibige Geologie rund um Borchen in Betracht ziehen müssen. An so manchen Stellen, weiß Bauamtsmann Daniel, müssen die mächtigen Wärmerohre durch Gestein getrieben werden. Sollten die beiden Gebiete tatsächlich ausgebaut werden - Wärme kann laut Daniel frühestens in drei bis vier Jahren fließen - würden auch andere Bereiche und Orte in den Blick genommen. Aktuell außen vor scheint lediglich Etteln, dort verhinderten die Topographie und die verstreute Bebauung einen Ausbau, der sich für Kunden rechnen würde.

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