Gebäudeversicherung kommt für Tornado-Schäden auf: Worauf es dabei ankommt

Paderborn. Feuer, Leitungswasser, Hagel, Sturm - und damit auch ein Tornado, wie er vor anderthalb Wochen in Paderborn gewütet hat: Dies ist das von einer Wohngebäudeversicherung abgedeckte Schadensspektrum. "Die Gebäudeversicherung gehört für alle Immobilienbesitzer zu den ganz wichtigen Versicherungen", sagt Susanne Paleschke, Leiterin der Verbraucherberatung in Paderborn. Gebäudeversicherung Die Gebäudeversicherung ist zwar keine Pflichtversicherung wie die Kfz-Haftpflichtversicherung. "Da sie aber das größte finanzielle Risiko abdeckt, das die finanzielle Lage eines Haushalts aus der Bahn werfen kann, sollte sie jeder haben", sagt Paleschke. Zur Pflicht wird sie bei der Finanzierung von Gebäuden durch Banken, die eine entsprechende Versicherung fordern. Bei der Frage nach dem Abschluss und der Wahl des Versicherers empfiehlt Paleschke die Stiftung Warentest. Wohngebäudeversicherungen wurden vor gut einem Jahr getestet. Das Ergebnis: Ältere Verträge haben oft gefährliche Lücken. Deshalb rät die Verbraucherschützerin, in die Versicherungsunterlagen zu schauen und zu kontrollieren, ob der Schutz ausreicht. Neuere Policen böten zudem mitunter mehr und bessere Leistungen - ohne unbedingt teurer sein zu müssen. Elementarschäden Bei Starkregen, Überschwemmung, Lawinen, Erdbeben und anderen Naturgefahren greift die Gebäudeversicherung allerdings nicht automatisch. Hierfür ist es notwendig, den sogenannten Elementarschutz extra abzuschließen. Was die Verbraucherzentrale empfiehlt, da im Zuge des Klimawandels besonders Starkregen-Ereignisse zunehmen. Elementarschäden können als separate Versicherung oder als Zusatz in der Gebäude- sowie Hausratversicherung abgesichert werden. Sicherheitsbedürfnis Der persönliche Versicherungsschutz hängt laut Paleschke von der jeweiligen Lebenssituation der Menschen ab. Am allerwichtigsten sei dabei - abseits des Tornados - die private Haftpflichtversicherung. "Die sollte jeder haben", betont Paleschke. Verpflichtend ist sie aber nicht. Es müsse das versichert werden, was den größten finanziellen Schaden anrichten könne. Zugleich sei das Sicherheitsbedürfnis der Menschen unterschiedlich. Man könne aber sicherlich eine Zusatzversicherung etwa fürs Einzelzimmer mit Chefarztbehandlung im Krankenhaus abschließen. Kunden und Schäden Riemeke, Innenstadt, Dörener Weg, Gewerbegebiet Dören: Michael Kuhlmann vom Provinzial-Versicherungsbüro Kuhlmann & Kollegen in Paderborn kann die Spur des Tornados allein mit dem Blick auf die Meldungen seiner Kunden nachvollziehen. "Die Schäden beschreiben 1:1 den Verlauf", sagt Kuhlmann. Er hat etwa 200 Kunden, die 250 bis 300 Tornadoschäden gemeldet haben. Insgesamt betreut das Provinzial-Büro knapp 3.000 Privat- und 400 Gewerbekunden. Das Gesamtvolumen der Verwüstungen schätzt Kuhlmann auf fünf bis sieben Millionen Euro. Trotzdem gibt es eine gute Nachricht: Die vom Tornado verursachten Schäden werden alle von den Standard-Gebäudeversicherungen abgedeckt. "Bei uns geht es in allererster Linie um Gebäude- und Grundstücksschäden", sagt Kuhlmann. Dazu zählen umgeknickte Bäume oder kaputte Zäune. Hausrat Auch Hausratsschäden hat Kuhlmann auf seiner Liste. Einerseits für Gegenstände, die vom Tornado durch zerstörte Fenster oder Dächer aus dem Haus heraus gezogen wurden und dann Schäden verursacht haben. Andererseits geht es um Schäden im Inneren, die durch ins Haus gewirbelte Dinge entstanden sind. In einem Fall sei fast ein komplettes, allerdings in Einzelteilen zerlegtes Gartenhaus in ein Haus geweht worden. Starker Einsatz Direkt nach dem Tornado wurde ihm für die Aufnahme der Fälle ab 10.000 Euro eine vierköpfige Taskforce aus der Zentrale beiseite gestellt, um die Schäden flott abzuarbeiten. Das Gesamtspektrum der Schäden beginnt bei 500 und reicht bis weit über 100.000 Euro. Die Tornado-Schäden an stehenden Autos, etwa durch herab fallende Dachziegel oder umstürzende Bäume, werden durch die Teilkasko-Versicherung beglichen. Damit sei keine Hochstufung in der Versicherung verbunden, wie Kuhlmann betont. Er lobt den Einsatz in Paderborn nach dem Tornado. Danach seien weitgehend und in kürzester Zeit kaputte Dächer provisorisch sturm- und regenfest gemacht worden. "Das ist deutlich mehr, als zu erwarten gewesen wäre."

Meistgelesen