Neue Rampen in der Gastronomie sollen Rollstuhlfahrern helfen

Paderborn. Manchmal sind es nur wenige Zentimeter, die darüber entscheiden, wer dabei sein kann und wer nicht. Eine kleine Stufe zum Beispiel. Für Menschen, die gehen können, sind sie selten von Bedeutung, für Menschen im Rollstuhl hingegen ein Hindernis, das oft nur mit fremder Hilfe zu überwinden ist. Manchmal auch gar nicht. Um das Überwinden und den Abbau jener Barrieren geht es Georges Gourie, dem Vorsitzenden des Vereins für Menschen mit Behinderung im Hochstift. &bdquo;Schon ein oder zwei Stufen stellen für Rollstuhlfahrer ein echtes Hindernis dar“, erzählt er auf dem Weg durch die Innenstadt. An diesem Tag gelingt ihm etwas, woran er mehr als ein Jahr gearbeitet hat. In Paderborn sind viele Restaurants und Kneipen nur über Stufen erreichbar. Dadurch sei das Angebot der gastronomischen Szene für Menschen im Rollstuhl oder mit Rollator geringer, erklärt Gourie. Schon lange habe er darüber nachgedacht, wie man diese Situation verbessern könne.Neun mobile Rampen Schließlich sei er auf die Finanzierungsmöglichkeit der &bdquo;Aktion Mensch“ aufmerksam geworden: Bundesweit sollen darüber 2.000 Barrieren abgebaut werden. Schnell habe sich eine kleine Arbeitsgruppe gegründet und angefangen zu recherchieren: In welcher Stadt gibt es bereits derartige Projekte? Auf welche potenziellen Kooperationspartner kann man zugehen? Wie formuliert man einen Förderantrag? Die Arbeit hat sich gelohnt. Nun parkt Gouries persönliche Assistenzkraft einen großen behindertengerechten Bulli auf dem Kamp in der Paderborner Innenstadt. Darin: mehrere Pakete. Es sind die ersten von insgesamt neun mobilen Rampen, die der 43-Jährige in der Stadt verteilen wird. Je nach Modell, ob für eine oder zwei Stufen, liegen die Kosten pro Stück zwischen 199 Euro und 219 Euro. Die allererste Rampe bekommt das Restaurant &bdquo;Eigenart“. Schnell ist das große Paket ausgepackt, und die klappbare Alurampe an die Stufe gelehnt. Gourie macht den Stresstest und bringt seinen elektrischen Rollstuhl in Position. Es wird noch einmal korrigiert, schon fährt er langsam die Rampe hoch und steht wenige Sekunden später oben im Eingang zum &bdquo;Eigenart“. Selbstständig, ohne fremde Hilfe. Seine Freude ist ihm deutlich anzusehen.Ozan Simsek, Küchenchef und Betriebsleiter im &bdquo;Eigenart“, ist ebenfalls überzeugt. &bdquo;Wir haben viele Gäste, die im Rollstuhl sitzen. Selbstverständlich helfen wir ihnen, aber durch die Rampe können sie nun viel einfacher und auch selbstständig das Lokal betreten.“ Seine Kollegin Elisabeth Krucin schaut sich das Treiben vor der Tür an. &bdquo;Ich finde es toll, dass Menschen sich für so ein Projekt einsetzen.“ Die Kellnerin hat einige Jahre im Pflegebereich gearbeitet. Es sei wichtig, dass Menschen mit Handicap am Alltag teilnehmen können, betont sie.Zu jeder Rampe gibt es eine Funkklingel. Sie wird im Außenbereich montiert, sodass sich Gäste bemerkbar machen können, wenn sie die Rampe benötigen. Im &bdquo;Zorbas“ wird sie künftig zusammengeklappt im Eingangsbereich in der Ecke stehen. &bdquo;Dann haben wir sie immer griffbereit, und sie ist schnell aufgebaut“, sagt Inhaber Isa Laha. Auch er bekommt ein Paket. Immer wieder habe er Anrufer am Telefon, die nachfragen, ob es im Eingangsbereich Stufen gäbe. &bdquo;Natürlich packen wir immer mit an“, sagt der Gastronom. Leichtere Rollstühle bekäme man ohne Probleme ins Restaurant, aber bei den richtig schweren habe man keine Chance. &bdquo;Aber mit der neuen Rampe ist das alles viel einfacher. Besonders für die Gäste.“ Das dritte Paket geben Gourie und seine Assistenzkraft wenige Meter weiter im &bdquo;Lockvogel“ ab. Inhaber Ali Sajadi nimmt es entgegen; auch hier freut man sich über die Lieferung. Vorher habe man sich mit einer improvisierten Rampe geholfen, &bdquo;aber das war nicht optimal“, erzählt er. &bdquo;Wir unterstützen die Aktion. Auch wir haben viele Gäste, die im Rollstuhl sitzen.“ Weil nicht eine, sondern zwei Stufen in den &bdquo;Lockvogel“ hineinführen, erhält Sajadi ein etwas anderes Modell als die anderen.Auf sein Vorhaben habe er nur positives Feedback bekommen, berichtet Gourie zum Abschluss seiner Tour durch die Innenstadt. Dadurch, dass die Gastronomen die mobilen Rampen nutzen, ermöglichen sie Menschen im Rollstuhl oder mit Rollator, sich mit anderen zu treffen und am Leben teilzunehmen. Neben den Restaurants &bdquo;Eigenart“ am Kamp, &bdquo;Zorbas“ in der Mühlenstraße und &bdquo;Lockvogel“ in der Kisau erhalten in Paderborn auch die Gaststätte &bdquo;Anstoss“ in den Fürstengärten, das Restaurant &bdquo;La Pausa. Italian Food Club“ in der Westernstraße, das Restaurant &bdquo;Haci Baba“ im Ükern, die Kaffee-Bar &bdquo;Loser Handroasted Coffee“ in der Kilianstraße und die Kreativ-Agentur &bdquo;JPdesign“ in der Giersstraße eine Rampe. In Salzkotten das Restaurant &bdquo;Trattoria Viva Napoli“.Für Gourie seien die neun Rampen jedoch nur ein Anfang. &bdquo;Gerne können sich interessierte Betriebe melden.“ Georges.Gourie@vmb-hp.de

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