Sperrung: Geschäfte an der Bahnhofstraße in Paderborn verlieren Kunden

Paderborn. Simone Hoffmann hat den Countdown gestellt. "Noch zehn Monate und zwei Wochen", sagt sie. Dann kehrt, so hofft sie, Normalität in ihre Markant-Tankstelle zurück. Ende Februar soll die neue Brücke der Bahnhofstraße befahrbar sein, die Vollsperrung aufgehoben. Bis dahin werden die üblicherweise 20.000 Fahrzeuge pro Tag aber weit umgeleitet, was für einen Tankstellen-Betrieb, der auf ebenjene Fahrzeuge angewiesen ist, mehr als nur ungünstig ist. "Beim Tank-Geschäft ist fast die Hälfte weggebrochen", sagt die Inhaberin. An diesem Montagmittag hat sie Zeit, um über ihre Situation zu sprechen. Denn eine Mitarbeiterin kümmert sich um die wenigen Kunden, die zur Kasse kommen. "Das Schlimmste ist diese Mittagsphase", meint Hoffmann. Aber auch morgens, im Berufsverkehr, beobachtet sie, dass die Tankstelle deutlich weniger angefahren wird. "Vorher standen dann immer mein Mann und ein Mitarbeiter im Geschäft, jetzt reicht mein Mann." Das Zusatzgeschäft ist wichtig Sicherlich, Tanken sei auch anderswo wegen der Spritpreise im Moment nicht attraktiv. Und vielleicht spare sich manch einer deshalb die ein oder andere Autofahrt. Aber ein Rückgang in diesem Ausmaß, das führt Hoffmann auf die Vollsperrung ein paar Hundert Meter entfernt zurück. "Man merkt, dass viele jetzt über die Borchener Straße fahren", sagt die 46-Jährige. "Was uns dann am meisten trifft, ist das Zusatzgeschäft." So fehlen diejenigen, die morgens kurz anhielten, um sich einen Kaffee oder eine Zeitung zu holen. "Wir bauen auf unsere Stammkunden, 70 Prozent kommen zum Glück weiterhin." Mit denen werde dann auch mal gequatscht, seit acht Jahren ist sie Pächterin. "Ich bin an einer Tankstelle großgeworden", erzählt Hoffmann. "Meine Eltern hatten eine, seitdem ich zweieinhalb war." In die jetzige Baustellenzeit sei sie vorbereitet gegangen. "Wir haben da vier Jahre drauf gewartet", sagt sie. "Ich habe es mir schlimmer vorgestellt." Dennoch frage sie sich, ob es nicht eine Baustellen-Lösung gegeben hätte, die kürzer als ein Jahr dauere. Sie möchte nun mit den weiterhin 24/7-Öffnungszeiten, dem Paketshop und Sonderaktionen die Kunden bei Laune halten. "Normalerweise ist der Parkplatz freitags und samstags proppenvoll" Hinter der Tankstelle, direkt am Lidl-Parkplatz gelegen, verkauft Angelika Popp in einem kleinen Laden Blumen. "Wegen der Baustelle sagen die Leute: 'Man kommt ganz schlecht hierhin, das ist so ein Umweg'", so Popp. "Man merkt generell, dass weniger los ist. Normalerweise ist der Parkplatz freitags und samstags proppenvoll." Das sei derzeit nicht der Fall. Ihr Chef, Gerardus Cornielje, bringt gerade frische Ware und konkretisiert. "Um 20 bis 30 Prozent ist das Geschäft schon runtergegangen", sagt der Inhaber von Blumen Cornielje. Angelika Popp kritisiert, dass es aktuell in der und rund um die Bahnhofstraße zu viele Baustellen gebe. "Muss man denn am Hauptbahnhof und an der Brücke gleichzeitig etwas machen?", fragt sie. "Die Brücke hätte auch noch ein halbes Jahr gehalten." Ihr Chef habe nun an den Einbußen "zu knabbern". Auch sie baut auf ihre Stammkunden. "Man merkt, dass es weniger sind" Weiter Richtung Brücken-Bau, auf Höhe der Karl-Sonnenschein-Straße, befindet sich die Shishabar "La Vida Lounge" von Negjdet Avdylai. Aktuell hat er zusätzlich noch Kanal- und Straßenbauarbeiten beinahe vor der Tür, weshalb bis zum 22. April auch die Pontanusstraße gesperrt ist."Normalerweise fahren Tausende Leute hier vorbei und sehen den Außenbereich", sagt Avdylai zu einem fehlenden Werbeeffekt. Vor der Baustellenphase habe er mehr auswärtige Gäste gezählt, die Paderborn von der Autobahn oder B1 aus ansteuerten. "Man merkt, dass es weniger sind, aber es ist nicht besorgniserregend", meint er. Von einer Mitarbeiterin der St.-Christophorus-Apotheke ist noch zu hören, dass viele Kunden denken, die ganze Bahnhofstraße sei gesperrt. Denen entgegne sie dann: "Man kann hier ganz wunderbar reinfahren."

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