Zahl der Sexualdelikte im Kreis Paderborn steigt erneut

Kreis Paderborn. Die Kriminalität im Kreis Paderborn ist im Gegensatz zum Landestrend erneut leicht gestiegen und zählt 16.086 Fälle. 10.997 Straftaten davon entfallen auf das Paderborner Stadtgebiet. "Das ist aber insgesamt ein niedriges Niveau", bewertet der Leitende Polizeidirektor Ulrich Ettler die Lage. Er stellte gemeinsam mit der Leiterin der Direktion Kriminalität, Verena Mertens, die Statistik des vergangenen Jahres vor. Stolz sind Ettler und Mertens auf die Aufklärungsquote. Sie liegt im Kreis Paderborn bei rund 62 Prozent und ist damit die höchste Aufklärungsquote seit mehr als 20 Jahren. Landesweit reiht sich die Kreispolizeibehörde NRW mit diesem Wert auf Platz 6 aller 47 Behörden ein. Sexualdelikte Die Zahl der Sexualdelikte ist erneut gestiegen und zählte im vergangenen Jahr 474 Fälle. Damit hat sich die Zahl der Sexualdelikte im Vergleich zum Jahr 2019 verdoppelt. Die Aufklärungsquote liegt in diesem Bereich bei 90 Prozent, es handele es oft um Beziehungsdelikte. Bei den 43 angezeigten Vergewaltigungen (2020: 40) liegt die Aufklärungsquote bei 86 Prozent. Besonders auffällig ist der Bereich "Verbreiten pornografischer Schriften". Hier sind die Fallzahlen (2021: 242) im Vergleich zu 2020 um 53 Prozent gestiegen, im Vergleich zu 2019 sogar um satte 463 Prozent. "Das ist ein Trend, der noch weiter gehen wird", so Mertens. Häufig handele es sich dabei um kinderpornografische Bilder, die beispielsweise via Whatsapp-Gruppen verbreitet werden. So könnten auch unbemerkt strafrechtlich relevante Bilder auf dem Smartphone landen, meint Mertens. "Wir richten daher den Appell an die Bürger, dass zugeschickte Bilder und Videos nicht automatisch auf dem Handy gespeichert werden sollten. Das kann eingestellt werden." Mittlerweile sind fünf Kriminalbeamte und fünf Regierungsbeschäftigte in Vollzeit mit der Ermittlungsarbeit im Bereich Kinderpornografie bei der Behörde beschäftigt. "Und wir werden auch mit Blick auf die Zukunft noch mehr Arbeit in diesen Bereich investieren müssen", prognostiziert Ulrich Ettler. Den massiven Anstieg in den vergangenen Jahren erklären sich Ettler und Mertens unter anderem mit einer gestiegenen Sensibilisierung der Bevölkerung verbunden mit einem höheren Anzeigenaufkommen. Zudem wurde laut Ettler seit dem Missbrauchsfall Lügde das Personal in diesem Bereich aufgestockt. "Wir haben viele Straftaten aus dem Dunkel- ins Hellfeld gezogen", sagt er. Wohnungseinbrüche Bei den Wohnungseinbrüchen verzeichnet die Polizei im vergangenen Jahr einen Rückgang von einem Drittel: Von 304 Fällen im Jahr 2020 auf 204 Fälle im Jahr 2021. Auch die Aufklärungsquote ist gestiegen und klettert von 20 auf 30 Prozent. Landesweit werden laut Mertens sogar nur 17 Prozent aller Wohnungseinbrüche aufgeklärt."Die Täter werden cleverer und verwischen ihre Spuren", sagt sie und betont: "Wenn den Nachbarn unbekannte Personen in den Straßen auffallen, lohnt sich immer ein Anruf bei der Polizei." Solche Hinweise würden sich bei Befragungen nach Einbrüchen immer wieder ergeben, erreichten die Beamten dann jedoch oft zu spät. Rohheitsdelikte Bei den sogenannten Rohheitsdelikten sind die Fälle einfacher Körperverletzung von 1.296 auf 1.146, die Fallzahlen gefährlicher und schwerer Körperverletzung von 464 auf 417 gesunken. Die Straftaten gegen die persönliche Freiheit stiegen im vergangenen Jahr auf 714 Fälle."Die Bedrohungen haben deutlich zugenommen, und zwar um 73 Fälle", berichtet Mertens. Eine geringe Steigerung verzeichneten die Beamtinnen und Beamten im Bereich Raub/räuberische Erpressung (111 Fälle).Die Kreispolizeibehörde richtete die "Ermittlungskommission Zentrum" ein, um Raubüberfälle in der Innenstadt aufzuklären. "Dort gingen die Täter sehr brutal vor, schlugen die Opfer zusammen und haben sie ausgeraubt", sagt Mertens. Zwei Tatverdächtige seien in diesem Zusammenhang bereits in U-Haft, gegen drei weitere werde ermittelt.Rauschgiftdelikte Drogenkriminalität bleibt ein zentrales Thema für die Polizistinnen und Polizisten im Kreis Paderborn. Die Zahl der Rauschgiftdelikte hat im Vergleich zum Vorjahr um 29 Prozent zugelegt und wird 2021 mit 1.150 Fällen beziffert. Das ist laut Verena Mertens darauf zurückzuführen, dass mehr Kokain und Marihuana konsumiert wird. "Und wir tun auch mehr. Je mehr man kontrolliert, desto mehr findet man." So sei die Präsenz in der Innenstadt deutlich verstärkt und zahlreiche Kontrollen durchgeführt worden. Vermögens- und Fälschungsdelikte Den deutlichen Anstieg von Urkundenfälschungen (von 142 im Jahr 2020 auf 384 im Jahr 2021) führt die Polizei Paderborn auf die Fälschung von Attesten und Impfausweisen während der Corona-Pandemie zurück.Hinter der Abkürzung "SÄM-ÜT" verbirgt sich der Bereich "Straftaten zum Nachteil älterer Menschen mit überregionaler Tatbegehung". In diesem Bereich sind die Fälle von 13 auf sechs im vergangenen Jahr gesunken, allerdings hängt das laut Mertens auch damit zusammen, dass es sich oft um Auslandsstraftaten handele, die anders erfasst werden. "Sieben Mal wurde SÄM-ÜT im vergangenen Jahr im Kreis Paderborn vollendet - also wurde Geld übergeben", weiß Mertens. Vier Mal erbeuteten die Täter mit der Masche "falscher Polizist" eine Gesamtsumme von 36.250 Euro. Mit dem Trick "Falscher Neffe" erbeuteten Täter in einem Fall 7.000 Euro. Zwei Mal waren Täter mit der Masche "Falscher Microsoft-Mitarbeiter" erfolgreich und machten 10.000 Euro. Tatverdächtige Von den 6.742 Tatverdächtigen waren im vergangenen Jahr 76 Prozent männlich. 74 Prozent aller Tatverdächtigen waren Deutsche. 194 Kinder haben im vergangenen Jahr im Kreis Paderborn eine Straftat begangen, 656 Jugendliche und 697 Heranwachsende. 5.195 Tatverdächtige waren älter als 21 Jahre. Rück- und Ausblick Mertens und Ettler blicken auf Erfolge und große Einsätze im vergangenen Jahr zurück. Dazu zählen sie den Ermittlungserfolg bei einer Bande von Autodieben, einen großen Einsatz gegen illegales Glücksspiel, Ermittlungen wegen einer Messerattacke auf dem Kaukenberg, bei der das Opfer im Krankenhaus an seinen schweren Verletzungen starb sowie diverse Drogen- und Plantagenfunde. In Zukunft werde das Thema "sichere Innenstadt" und Drogenszene für die Kreispolizeibehörde weiter wichtig sein, ebenso die Themen Pkw- und Fahrrad-Diebstähle sowie die Gründung weiterer Ermittlungskommissionen in diesem Bereich.

Meistgelesen