Paderborn Stress mit Suchtkranken an Kapellenstraße: "Alternative Orte" eine Lösung?

Paderborn. Die Diskussionen und das Ringen um Lösungen der "nicht zumutbaren" Zustände in der Kapellenstraße gehen weiter. Jetzt berichtete SKM-Geschäftsführer Joachim Veenhof im Paderborner Sozialausschuss über die aktuelle Situation, gab einen Überblick über getroffene und mögliche Maßnahmen - und verkündete ein konkretes Datum für den schon länger angekündigten Runden Tisch.Nachdem in der Vorwoche der Paderborner Stadtrat auf Antrag der AfD über das seit Längerem schwelende Problem der "Systemherausforderer" in der Kapellenstraße diskutiert hatte, bat diesmal die SPD um einen aktuellen Sachstand und Antworten auf drängende Fragen. "Systemherausforderer sind schwierig - trotzdem müssen Lösungen gefunden werden. Das gilt auch für die Anwohner", sagte die für die SPD im Sozialausschuss sitzende sachkundige Bürgerin Daisy Höcker. Joachim Veenhof betonte zunächst, dass das Phänomen der Systemherausforderer nicht neu sei. In letzter Zeit habe es aber zugenommen. Von rund 340 Hilfesuchenden, die die Angebote des SKM nutzten, würden etwa 14 zu dieser Gruppe gehören. "Das ist ein signifikanter Anteil und in der Menge auch unangenehm", so Veenhof.Er verwies erneut darauf, dass diese Menschen an massiven psychischen Erkrankungen litten oder eine starke Suchtproblematik aufwiesen. "Sie neigen zur Gewalt, werden laut und unangenehm", so Veenhof, der aber auch darauf hinwies, dass die Betroffenen "nicht wissen, was gut für sie ist". Oft handelten sie im Wahn. "Die Wohnungshilfe ist nicht die richtige Adresse für Systemherausforder", bilanzierte der SKM-Geschäftsführer. Maßnahmen zeigen Erfolg Mittlerweile habe es mehrere Gespräche zu Lösungsstrategien gegeben. Zu den kurzfristigen Maßnahmen gehört, dass die Mitarbeiter bei aggressiven Klienten umgehend die Polizei rufen und diese auch regelmäßig in der Straße Streife fahre. Die Folge waren, wie berichtet, täglich mehrere Einsätze. Auf Wunsch der Nachbarn habe der SKM außerdem die Beleuchtung angepasst, sodass auf dem ab 17 Uhr geschlossenen Gelände dauerhaft Licht brennt. Auch Bewegungsmelder seien installiert worden.Würden Menschen erfolgte Maßnahmen missachten, könnten auch HIlfsmaßnahmen eingestellt werden. Dabei geht es laut Veenhof nicht um das Verweigern von Hilfe, sondern darum, ihnen zu zeigen: "Es brennt." Dieses Vorgehen habe gegriffen: Der Winter sei in der Kapellenstraße bislang sehr ruhig gewesen, so Veenhof. Die Polizei bestätigt auf Anfrage von nw.de deutlich gesunkene Einsatzzahlen in diesem Jahr. Auch wenn sich die Situation demnach aktuell gebessert zu haben scheint, sind aber doch längerfristige und weiter greifende Lösungen nötig. Und auch geplant. Der SKM-Geschäftsführer erneuerte seine Hoffnung auf die Schaffung "alternativer Orte", wo diese Personen unterkommen könnten. Gemeinsam mit Stadt und Kreis soll Wohnraum gefunden werden. Auf dem SKM-Gelände stehe derzeit ein Tiny House, mit dem Erfahrungen gesammelt werden sollen.Darüber hinaus sollen Streetwork-Hilfskonzepte in Paderborn angepasst werden, sagte Veenhof, der den Blick auch über die Stadtgrenzen hinaus richtet. Da es sich bei Systemherausforderern um ein generelles Phänomen handele, müssten auf "höherer Ebene" neue Hilfsansätze und Konzepte gefunden werden und beispielsweise das Bundesteilhabegesetz angepasst werden. Der Termin steht fest In Paderborn wird es am 23. Februar konkret: Dann soll erstmals der bereits angekündigte Runde Tisch tagen, an dem unter anderem die Suchthilfe, Vertreter des LWL und des SKM sowie das Kreisgesundheitsamt teilnehmen wollten. Ein kurzfristiger Folgetermin sei ebenfalls geplant. Auch die Anwohner der Kapellenstraße würden weiter in den Dialog einbezogen. Auf die Frage von Grünen und AfD, ob eine Reaktion der Politik auf den bereits vor mehr als einem Jahr erfolgten "Hilferuf" Veenhofs nicht zu lange gebraucht habe, antwortete dieser, dass die Situation damals einfach nicht mehr zu händeln gewesen sei. Man habe erst lernen müssen, wer die richtigen Ansprechpartner seien. "Ich fühle mich von der Politik ernst- und wahrgenommen", sagte der SKM-Geschäftsführer. "Aber es sind noch viele Bretter zu bohren."

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