Kreis Paderborn

Gütesiegel warnt: „Mieter nicht arm sanieren“

Die Sanierungskosten dürften nicht auf dem Rücken der Mieter abgeladen werden, fordert der Verein „Mein Fair-Mieter“.

Das Mieterschutz-Label warnt dabei vor einer „Klima-Miete“: Die Sanierungskosten von Häusern dürften nicht auf dem Rücken der Mieter abgeladen werden. | © Pixabay (Symbolfoto)

31.01.2022 | 31.01.2022, 03:00

Kreis Paderborn. Der Verein „Mein Fair-Mieter“, der Gütesiegel für Wohnungsunternehmen vergibt, hat den Mietmarkt im Kreis Paderborn unter die Lupe genommen. Laut einer Pressemitteilung des Vereins gibt es im Kreisgebiet rund 146.800 Wohnungen – und auf die würde eine gewaltige Sanierungswelle zukommen. Grund seien die Klimaschutz-Ziele der Bundesregierung, die Geld kosten.

Rund 684 Millionen Euro pro Jahr würden Wohnungseigentümer im Kreis Paderborn nach und nach in Sanierungen investieren müssen, um die Wohnungen auf einen hohen Energiespar-Standard zu bringen, der bis 2045 erforderlich ist. Das gehe aus einer Analyse zum regionalen Wohnungsmarkt hervor, die das Pestel-Institut für das Mieter-Gütesiegel „Mein Fair-Mieter“ gemacht hat. Allein 178 Millionen Euro jährlich seien demnach notwendig, um die 74.000 Mietwohnungen im Kreis Paderborn energetisch zu sanieren.

Das Mieterschutz-Label warnt dabei vor einer „Klima-Miete“: Die Sanierungskosten dürften nicht auf dem Rücken der Mieter abgeladen werden. Der Staat müsse unbedingt verhindern, dass Mieter "arm saniert" werden. Wer eine Wohnung mietet, dürfe – wenn überhaupt – nur mit einem Bruchteil der Kosten belastet werden. Klimaschutzsanierungen seien Investitionen ins Haus. Sie erhöhten den Wert der Immobilie – bei Miethäusern genauso wie beim Einfamilienhaus. "Nutznießer sind damit in erster Linie also die Hauseigentümer“, sagt Matthias Günther vom Gütesiegel „Mein Fair-Mieter“.

Klimaschutz-Sanierungen bei Mietwohnungen

Es sei daher die Aufgabe des Staates, Klimaschutz-Sanierungen bei Mietwohnungen „mit Augenmaß und effektiv zu fördern. Gleichzeitig müsse es dabei eine klare Deckelung bei den Mieten geben, also keine Förderung ohne Gegenleistung der Eigentümer, fordert der Verein. Das Gütesiegel „Mein Fair-Mieter“, das als Verbraucherschutz-Instrument bundesweit faire Vermieter auszeichnet, kündigte an, Mieterhöhungen im Zuge von Klimaschutz-Sanierungen kritisch unter die Lupe zu nehmen. Bei der Vergabe des Mieter-Labels werde dies als ein Kriterium künftig verstärkt Berücksichtigung finden.

Auch im Kreis Paderborn gehe es darum, etwa 80 Prozent der Wohnfläche – rund 11,9 Millionen Quadratmeter – energetisch zu sanieren. Das restliche Fünftel sei entweder bereits auf einem hohen Klimaschutz-Niveau oder die Bausubstanz lasse eine sinnvolle Sanierung nicht zu. „Verteilt auf die Jahre werden bis 2045 in den Wohngebäude-Bestand vom Kreis Paderborn rund 15,7 Milliarden Euro in Energiespar-Sanierungen investiert werden müssen. Die Herausforderung ist es jetzt, Klimaneutralität zu einem hohen Maß auch ‚Mieten-neutral‘ hinzubekommen“, so Günther vom Label „Mein Fair-Mieter“. Mit dem Gütesiegel werden insbesondere öffentliche und kirchliche Wohnungsunternehmen sowie Genossenschaften ausgezeichnet.