Paderborn. Der Spar- und Bauverein, der sich selbst als größter Vermieter der Region bezeichnet, geht von Mieterhöhungen in Folge von Klimaschutz-Maßnahmen aus. Auf der Vertreterversammlung sprach der Vorstandsvorsitzende Thorsten Mertens über den gesetzlich vorgegebenen Klimapfad bis 2045. Künftig soll jährlich eine CO?-Bilanz erstellt werden, um Emissionen systematisch zu reduzieren. Der Klimapfad soll laut der Genossenschaft durch energetische Sanierungen und Neubauten umgesetzt werden. „Die damit verbundenen hohen Investitionen werden jedoch das Eigenkapital tangieren und zwangsläufig – so sozialverträglich wie möglich – zu Mieterhöhungen führen“, heißt es dazu.
Mertens kritisierte, dass diese Realität in der Politik oft ignoriert werde. Er forderte eine Entbürokratisierung des Bauwesens, Planungssicherheit und praxistaugliche Standards. Die aktuellen Rahmenbedingungen im Wohnungsbau seien laut Mertens besorgniserregend: Baukosten seien massiv gestiegen, Genehmigungszahlen sänken drastisch, und überreguliertes Mietrecht gefährde die wirtschaftliche Tragfähigkeit sozial orientierter Wohnungsunternehmen.
Ein Rückgang der Neubauinvestitionen um bis zu 25 Prozent werde bei unveränderten Rahmenbedingungen prognostiziert und sei für die kommenden Jahre absehbar. Er forderte eine Politik, die wirtschaftliche Machbarkeit mit sozialer Verantwortung vereint. Besonders betonte Mertens die Notwendigkeit, ökologische und soziale Ziele nicht gegeneinander auszuspielen.
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Erfolgreiches Geschäftsjahr für den Paderborner Spar- und Bauverein
Auf der Vertreterversammlung blickte der Vorstandsvorsitzende Thorsten Mertens auf das Geschäftsjahr 2024 zurück und unterstrich laut Pressemitteilung die Verantwortung der Genossenschaft gegenüber mehr als 3.000 Wohnungen, rund 5.900 Mitgliedern und knapp 10.000 Menschen.
Wirtschaftlich sei der Spar- und Bauverein weiterhin solide aufgestellt. Die Leerstandsquotelag 2024 den Angaben zufolge bei lediglich 0,7 Prozent, die langfristige Eigenkapitalquote betrug 63,4 Prozent und die Fluktuationsquote 7,1 Prozent. Die durchschnittliche Kaltmiete belief sich demnach auf 5,94 Euro pro Quadratmeter.
Insgesamt wurden rund 8,1 Millionen Euro laut der Mitteilung investiert – 4,9 Millionen Euro in die Instandhaltung und 3,2 Millionen Euro in Neubauprojekte. Die Bilanzsumme stieg demnach auf 148 Millionen Euro, der Jahresüberschuss belief sich auf über 3,2 Millionen Euro.
Paderborner Genossenschaft schüttet 5-Prozent-Dividende aus
Auch für 2025 wird ein Überschuss von rund 3 Millionen Euro prognostiziert, teilt die Genossenschaft mit. Sie schüttet erneut eine Dividende von 5 Prozent aus. Der Spar- und Bauverein betreut eigenen Angaben zufolge derzeit 5.893 Mitglieder, bewirtschaftet 3.011 Wohnungen und beschäftigt 27 Mitarbeitende, darunter einen Auszubildenden.
Mertens äußerte sich allerdings kritisch zu kommunalen Wohnbauprojekten, die seiner Meinung nach nur dann sinnvoll und richtig seien, wenn ein Marktversagen vorliege. Dies sei in Anbetracht hoher Bauintensität, nur marginal wachsender wohnberechtigter Bevölkerung und akzeptabler Mieten in Paderborn „wohl eher nicht der Fall“.
Zur Vermeidung städtebaulicher Fehlentwicklungen wünschte er sich mehr faktenbasierte Entscheidungen und die stärke Einbindung der regionalen immobilienwirtschaftlichen Akteure.
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Spar- und Bauverein plant E-Ladesäulen in Wohnquartieren
Das Vorstandsmitglied Alexander Prior stellte aktuelle Projekte des Spar- und Bauvereins vor, die auf Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Mieterorientierung ausgerichtet sein sollen. Dazu zählen E-Ladesäulen in Wohnquartieren, Blühwiesen zur Förderung der Biodiversität sowie Paketstationen zur flexiblen und emissionsarmen Paketzustellung. Im Bereich Digitalisierung werde der Glasfaserausbau in Zusammenarbeit mit Glasfaser Nordwest forciert – mit FTTH-Anbindungen für „nahezu alle Wohnungen“.
Ein zentrales Thema war zudem das Mieterstrommodell: Photovoltaikanlagen auf den Dächern würden Mieter direkt mit günstigem, umweltfreundlichem Strom versorgen. Bereits 3.000 Quadratmeter Dachfläche mit 716 kWp Leistung seien in Betrieb, weitere Anlagen in Planung. Prior betonte, dass all diese Maßnahmen konkrete Vorteile für Umwelt und Mieter bieten und einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten.
Im Rahmen der Aufsichtsratswahlen schieden drei Mitglieder aus. Die Wiederwahl von Jörg-Markus Habich und Jürgen Wegener wurde bestätigt. Neu in den Aufsichtsrat gewählt wurden Alexandra Rosenthal, Volker Huckemann und Arnd Paas.
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