Wie nachhaltig sind Weihnachtsbäume im Paderborner Kreisgebiet?

Paderborn. Sie wachsen zehn bis 15 Jahre, um dann wenige Tage bis mehrere Wochen Wohnzimmer zu schmücken - und landen im Januar meist auf der Straße. Nachhaltig ist die Weihnachtsbaum-Tradition nicht. Aber sie kann nachhaltiger gestaltet werden. NW.de hat sich umgeschaut, was in Paderborn möglich ist. Die wohl nachhaltigste Möglichkeit ist natürlich der Verzicht. Alternativen gibt es hinreichend, wobei Kunst-Weihnachtsbäume nicht nur wegen Material und Herstellung, sondern auch wegen der Transportwege nicht infrage kommen. Wer nicht ohne Weihnachtsbaum möchte, kann auf ökologischen Anbau achten. Konventionelle Weihnachtsbaum-Kulturen sind mit teils hohem Pestizid-Einsatz verbunden. Weihnachtsbäume aus dem Sauerland "Vielen ist es wichtig, dass sie wissen, wo der Weihnachtsbaum herkommt", sagt Markus Ilsemeyer. Auf dem Hof Ilsemeyer gibt es aktuell vor allem zugekaufte Weihnachtsbäume aus dem Sauerland. "Das ist das nächste hier." Wegen der großen Nachfrage der vergangenen Jahre hat er derzeit keine Bäume aus eigenem Anbau mehr, aber fast täglich frisch geschlagene Bäume aus dem Sauerland. Laut Umweltbundesamt stammen von den 30 Millionen Weihnachtsbäumen, die jährlich in Deutschland verkauft werden, zehn Prozent aus dem Ausland, meist Dänemark. Selberschlagen und ausheben Seit Mitte November können Kundinnen und Kunden in der Schonung von Bernd Wewer in Neuenbeken einen Baum abschneiden oder aber mit einem Zettel reservieren, um ihn kurz vor Weihnachten abzusägen. Trotzdem kann natürlich jemand das Namensschild einfach abnehmen. "Es ist äußerst selten, aber es passiert." Wer sicher gehen will, nimmt den Lieblingsbaum direkt mit. Vor allem die beliebte Nordmanntanne und Blaufichte werden hier angeboten. Die Schonung ist etwa 400 Meter Entfernung von seinem Hof (Am Henkelberge 33) entfernt. Bio-Bäume verkauft er nicht. Zwar spritzt Wewer nicht gegen Unkraut, aber er düngt die Bäume. Bäume samt Ballen bietet Wewer nicht direkt an. Wer möchte, kann den Baum aber selbst ausheben. Wegen des steinigen Lehmbodens sei das allerdings eine "richtige Quälerei", so Wewer. Empfehlen möchte er es nicht, da die Aussiedlung nicht oft gelinge. "Einige kriegen es aber durchaus hin." Wichtig sei, einen möglichst großen Ballen zu entnehmen und auf die Wurzeln zu achten. "Je mehr Feinwurzeln ich mitnehme, desto besser ist es." Naturnahe Weihnachtsbaum-Kultur Nordmanntanne, Duftfichte, Edeltanne und mehr, bereits transportfertig, zum Selberschlagen oder mit Ballen: Heiner Vieth bietet in Sande (Zum Barbrok) eine große Vielfalt, mehrere tausend Bäume stehen auf der Schonung. "Wir verwenden keine Chemie", sagt Vieth. Denn die Schonung sei auch Brutstätte für Vögel. Aus dem Sauerland kauft er nicht zu. Bäume samt Ballen stechen hier nicht die Kunden aus, sondern Mitarbeiter mit dem nötigen Fachwissen. Nach acht bis zehn Tagen im Haus könne ein Auspflanzen durchaus gelingen - bei der richtigen Pflege, betont Vieth. "Bei -10 °C klappt es nicht, die Bäume direkt auszupflanzen. Aber bei den aktuellen Temperaturen geht das schon." Je nach Raumtemperatur und Größe müsse der Baum jeden Tag gegossen werden. Trotzdem sei Know-how nötig. Neben Weihnachtsbäumen gibt es Waffeln, Glühwein, Bratwurst und eine Tombola. Einen Teil der Erlöse werde Vieth an eine Familie spenden, die durch die Hochwasser-Katastrophe im Ahrtal viel verloren hat. Flächen nicht komplett gerodet Nordmanntannen und Edeltannen gibt es bei Martins Paderbäumchen in Wewer und Schloß Neuhaus zu kaufen, Weihnachtsbäume zum Selberschlagen gibt es in Salzkotten/Oberntudorf. Beim Anbau soll es möglichst nachhaltig laufen: Blühstreifen und Obstbäume sowie Konversionsflächen sind Teil der Anlage. "Wir bieten den Tieren Lebensraum", sagt Martin Horstschäfer, "im Einklang mit der Natur." Die Flächen werden nicht gänzlich gerodet, sodass immer ein lebendiger Bestand an Bäumen bleibt, heißt es auf der Website. Weihnachtsbäume im Topf bereits ausverkauft Die Miet-Weihnachtsbäume sind in diesem Jahr bereits ausverkauft, die Nachfrage sei groß. Am besten sollten Kunden bereits ab September anfragen, so Horstschäfer. Damit der Baum überlebt, sollte er "so wenig wie möglich in der Wohnung" stehen. Horstschäfer empfiehlt den Baum für nicht mehr als sechs Tage erhöht auf einem Hocker aufzustellen. Auf echte Kerzen und Lametta sollte ebenfalls verzichtet werden. Horstschäfers Miet-Weihnachtsbäume werden von vorn herein im Topf gezogen. Im Frühjahr werden die Miet-Bäume abgeholt.

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