Paderborn Auftakt im Weihnachtsgeschäft: Händler mit gemischtem Fazit

Paderborn. Die Inzidenzstahlen steigen, Weihnachtsmärkte werden kurz vor dem Start noch abgesagt. Trotz allem rechnet der Handelsverband in Ostwestfalen-Lippe mit guten Umsätzen in den kommenden Wochen. Gedränge in den Geschäften und vergriffene Ware: Was sagen Stadt und Einzelhändler vor Ort? Nach der ersten Weihnachtsmarktwoche zieht City-Manager Heiko Appelbaum ein optimistisches Fazit. "Achtsamkeit spielt eine große Rolle." Die Stadt sei nicht so voll wie vor Corona. Trotzdem bleibe der verkaufsoffene Sonntag ein Umsatzmagnet, gar eine "Beschäftigungssicherung" - auch für die Gastronomie. "Der stationäre Handel muss die Chance bekommen, für die Kunden da zu sein." Immerhin sei er durch die Pandemie "enorm gebeutelt" worden. Mit überlaufenen Geschäften rechnet Appelbaum aber nicht: "Wir haben gemerkt: Die Menschen strömen nicht wild drauf los", sagt der City-Manager. Generell gebe es "großes Verständnis" von allen Seiten, Maskenpflicht und Abstände würden ohne Beschwerden eingehalten. Der verkaufsoffene Sonntag entzerre zudem den Black Friday, da sich Angebote über das gesamte Wochenende verteilen. Mode "Die Kunden sind vorsichtig", stellt auch Wilhelm Sittig, Geschäftsführer des Modehauses Sittig in der Paderborner Innenstadt fest. Er habe das Gefühl, dass manche Kundinnen und Kunden nicht mehr so häufig in die Innenstadt kommen wollen. "Aber wenn sie kommen, dann kaufen sie wirklich gut ein", betont Sittig. Insgesamt sei die Tendenz aber rückläufig. Deshalb hofft er auf Ausgleich durch den verkaufsoffenen Sonntag. Probleme mit Warenlieferungen habe das Modehaus derzeit nicht in größerem Umfang. "Manches kommt acht bis zehn Tage später", so Sittig. Umgekehrt habe er jetzt auch schon Ware bekommen, die ursprünglich Ende Januar geliefert werden sollte. Die Händler würden aktuell alles liefern, was eintreffe, um spätere Schwierigkeiten zu vermeiden. Bücher und Spielwaren Im "Literafee" von Guido Glasmacher in Schloß Neuhaus ist das Weihnachtsgeschäft bereits gestartet. Diane Berg koordiniert den Verkauf und stellt fest: "Die Kunden sind viel früher dran." Deshalb müssten Bestseller immer vorrätig sein, da sie häufig zu Weihnachten verschenkt würden. Auch Dekoartikel seien schon vermehrt gekauft worden. Die Lieferengpässe spürt sie vermehrt bei den Gesellschaftsspielen. "Einige sind erst im Februar lieferbar. Bei Büchern sieht das besser aus", sagt Berg. Weihnachtstassen etwa seien noch gar nicht eingetroffen. "Aufgrund der Furcht vor einem Lockdown und den Lieferengpässen haben viele einfach in diesem Jahr früher begonnen", sagt Ingo Jahnke, Inhaber von Ingo's Spielzeugland. Normalerweise beginne das Weihnachtsgeschäft rund um den ersten Advent, in diesem Jahr bereits Anfang November. Die Lieferengpässe spüre er bei den Spielwaren deutlich. "Früher fehlten mal 50 Topartikel, jetzt sind es mehrere hundert", beschreibt er. Das betreffe vor allem Marken, die in Übersee produzieren würden. Die Firma Schleich habe beispielsweise eine Importquote von 100 Prozent. "Da kommt seit Juli keine normale Lieferung mehr an", sagt Jahnke. Anders sei es bei Unternehmen wie Playmobil oder Ravensburger, in Teilen auch Lego. Deren Spielwaren würden in Europa produziert, was sich positiv auf Lieferzeiten auswirke. Im Babyshop von Astrid Hunstig gibt es neben Baby-Ausrüstung auch Spielzeug und Stofftiere. Ausfälle ganzer Produktsparten gebe es derzeit nicht. "Es gibt dann vielleicht die Puppe in Rot nicht, aber in Rosa", sagt Hunstig. Die Verfügbarkeiten seien produktspezifisch. Der Stofftierhersteller Jelly Cat etwa habe deutlich weniger geliefert als bestellt. Vor allem im Holzbereich, aber auch im Spielwarenbereich gebe es derzeit Lieferengpässe. Outdoor "Die Leute warten auf die Black-Friday-Angebote", sagt Frank Sundermeier vom gleichnamigen Outdoor-Geschäft. Der große Andrang sei noch nicht da. Er könne sich nicht vorstellen, dass die Geschäfte überfüllt sein werden, auch wegen der 2G-Kontrollen auf dem Weihnachtsmarkt. "Es ist gut frequentiert, aber nicht vergleichbar mit den Vorjahren." Auch im Textil- und Hartwaren-Bereich wurde weniger produziert. Dabei sei die Nachfrage hoch. Einige Wanderschuhe seien bereits ausverkauft und erst im Februar oder März wieder verfügbar. Mit klassischen Geschenken wie Handschuhen, Fleecejacken, Thermohosen und Pullovern habe er sich aber frühzeitig eingedeckt. Es sei ein zweischneidiges Schwert: "Sind die Städte proppevoll, bringt das keinem etwas."

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