Paderborn. In innerstädtischen Fußgängerzonen gelten die Erdgeschosse der Gebäude als besonders wichtig; Ladenlokale und Gastronomiebetriebe erfahren auf der Fußgängerebene die höchste Aufmerksamkeit.
Den Reiz einer Stadt macht jedoch das Gesamtbild der Bausubstanz aus. Und hier hat Paderborn einiges zu bieten. Neben den bekannten Baudenkmälern, wie dem Historischen Rathaus am Rathausplatz und dem Franziskanerkloster in der Westernstraße, sind es oft unscheinbare Gebäude aus der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg, die vermehrt in den Fokus rücken.
„Rund 85 Prozent der Gebäude in der Paderborner Innenstadt waren 1945 zerstört", weiß der Stadtdenkmalpfleger Thomas Günther. „Die Zeit des Wiederaufbaus war geprägt von der schnellen Schaffung von Wohnraum einerseits und einer nachhaltigen Stadtplanung andererseits. Das derzeit heterogene Bild ist das Ergebnis einer Entwicklung, die seitdem bis heute von ständigen Kompromissen geprägt ist."
Viele Aspekte müssen berücksichtigt werden
Die Folgen sind heute vielerorts zu spüren. „Wenn wir in einem bestehenden Gebäude Einzelhandel oder Gastronomie neu etablieren möchten, müssen denkmalpflegerische Aspekte aber auch Themen wie Brandschutz und Rettungswege berücksichtigt werden", sagt Citymanager Heiko Appelbaum. Er wirbt in diesem Zusammenhang für die Bewusstseinsschärfung: „Wenn wir den Menschen erklären, welche besonderen Elemente einen Architekturstil ausmachen und an welchen Stellen in der Fußgängerzone der Altstadt diese zu finden sind, dann steigt die Akzeptanz für das Vorhandene."
Beispiele für solche „besonderen Elemente" sind am Rathausplatz zu finden. Hier befinden sich Gebäude aus unterschiedlichen Epochen wie beispielsweise das Rathaus (in der heutigen Form aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts), die Jesuitenkirche (zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts), das ehemalige Jesuitenkolleg (heute Theodorianum, um 1600) sowie die Wiederaufbaugebäude der 1950er- und frühen 1960er-Jahre im Westen und Norden des Rathausplatzes, welche mitunter bereits von ihren Eigentümern behutsam und mit der Unteren Denkmalbehörde abgestimmt saniert wurden.
Dazu gehört das Bauwerk des Eigentümers Matthias Goeken am Rathausplatz 2. Hier wurde jüngst der Glockengiebel nach historischem Vorbild wiederhergestellt; das Gebäude fügt sich jetzt in das Gesamtbild mit dem Rathaus und der Marktkirche ein. „Mir war wichtig, dass dieser markante Punkt im Stadtbild in guter Abstimmung mit allen Beteiligten durch behutsame Veränderung ein neues Gesicht erhält, das ein wenig an das ursprüngliche Erscheinungsbild des Bauwerks erinnert", sagt der Eigentümer des Gebäudes Matthias Goeken.