Neu in Paderborn: So erleben Studierende den Einzug ins Wohnheim

Paderborn. Im Technologiepark 16 geht es am Mittwochmorgen ab 8 Uhr zu wie in einer Impfstraße. Alle sieben Minuten trifft ein Studierender ein. Der Name wird abgefragt, der Personalausweis vorgezeigt, Dokumente auf einem Klemmbrett unterschrieben, dann geht es los mit dem Rundgang durchs Gebäude. Doch statt dem Piks in den Arm gibt es am Ende den Schlüssel zum eigenen Zimmer im neuen Studentenwohnheim. Während die Einen das erste Mal von zu Hause ausziehen, ist es für die Anderen nur ein ganz normaler Umzug. Doch trotzdem eint alle ein gemeinsamer Wunsch. Das Wohnheim ist ein Gemeinschaftsprojekt der Moses Mendelssohn Stiftung, des Immobilienentwicklers Nord Project und der Wegener Massivhaus GmbH aus Paderborn als zuständigem Generalunternehmer. Tobias Cornelsen ist einer der ersten der 231 Studierenden, die in das Wohnheim einziehen. Kurz vor 8 Uhr am Morgen meldet er sich am Empfang. Sein etwa 21 Quadratmeter großes Zimmer liegt im Erdgeschoss. Es riecht noch nach Farbe und Möbelhaus. Noch sind keine Spuren studentischen Lebens zu sehen, noch hat er keine Nacht in seinem neuen Zuhause verbracht. Matratze, Küche, Schreibtisch - alles ist unbenutzt. Gemeinsam mit seiner Mutter bringt er die ersten persönlichen Dinge in sein Zimmer. Ein bisschen nervös sei er schon, sagt der 18-Jährige. Er wohne nun das erste Mal alleine. In eine WG habe er aber auch nicht ziehen wollen, einen eigenen Rückzugsort zu haben, findet er gut. Und im Wohnheim könne er direkt Kontakte knüpfen, da ist er sich sicher. Zudem: "Das ist ein schönes Zimmer und ich habe es auch noch relativ kurzfristig bekommen können." Denn er sei sich nicht sicher gewesen, ob die Veranstaltungen tatsächlich auch vor Ort stattfinden würden. Und um online zu lernen, hätte er aus Bad Oeynhausen nicht wegziehen müssen. Doch nun ist er froh, dass die Normalität zurückkehrt. "Ich hoffe, dass ich mein Informatikstudium hauptsächlich in Präsenz absolvieren werde. Dann kann man auch schnell Kontakte zu Kommilitonen knüpfen", betont er. Eine ähnliche Situation wie zum Ende seiner Schulzeit wolle er nicht noch einmal erleben. Zu reisen war der Plan Während Tobias Cornelsen seine Sachen auspackt, trifft Madlen Peschke am Empfang ein. Die 18-Jährige wird von ihren Eltern in ihr neues Zuhause begleitet, auch sie zieht zum ersten Mal von zu Hause aus. Doch ihre nächste Station hätte eigentlich nicht das Studentenwohnheim werden sollen, erzählt sie, während sie ihr Zimmer in Augenschein nimmt. "Ich wollte reisen. Aber durch die Pandemie hat das alles nicht geklappt." Deshalb entschloss sie sich, direkt mit dem Studium zu beginnen. Doch die WG-Suche entpuppte sich als schwierig, die richtige Gemeinschaft war für sie nicht dabei. "Das Wohnheim habe ich dann durch Zufall entdeckt. Und durch die Gemeinschaftsräume wird das alleine wohnen ja auch ausgeglichen", sagt sie. Ein bisschen Bammel habe sie schon, wie die Zukunft in der neuen Stadt so wird. Doch zum Glück sei ihre Heimatstadt Herzebrock-Clarholz nicht weit weg. Ihre Freunde hätten sich für die Universität Bielefeld entschieden, sie habe ihren Wunschstudiengang aber nur in Paderborn wählen können: Mode-Textil-Design-Studien. Bereits während des Abiturs habe sie Mode designt, deshalb fiel ihr die Wahl des Studiengangs leicht. Jetzt will sie loslegen: "Ich freue mich auf den Semesterstart. Ich bin froh, dass alles in Präsenz stattfindet und ich neue Menschen kennenlernen kann", betont sie. Aber vorher räumt sie erst einmal ihr neues Zimmer ein. Präsenzlehre besonders wichtig Zwischendurch wird der Empfang etwas voller, trotz der Planung kommen zwei neue Studierende gleichzeitig an. Einer von ihnen ist Marius Struck. Er wirkt selbstsicherer, als würde er nicht zum ersten Mal in ein Wohnheim einziehen und in ein neues Semester starten. Die Elternbegleitung fehlt auch. "Ich starte tatsächlich ins dritte Semester Maschinenbau, ich habe vorher in Aachen studiert", erzählt er. Paderborn sei näher an seiner Heimat Höxter dran, das gefalle ihm gut. Er sei froh, noch kurzfristig das Zimmer bekommen zu haben - und dann noch ein richtig großes. "Das Zimmer ist eines der rollstuhlgerechten Zimmer, die sind größer. Da es niemand brauchte, konnte ich es mieten", sagt der 22-Jährige und blickt sich um. Er wäre auch in eine WG gezogen, doch das habe sich nicht ergeben. Durch die Wechselanträge habe er erst spät mit der Suche anfangen können. Obwohl er mehr Unierfahrung hat als die anderen beiden, ist auch für ihn am Wichtigsten: "Hoffentlich bleibt die Präsenzlehre."

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