Hochwasserschutz in Paderborn soll verbessert werden

Paderborn. Die Flutkatastrophe im Ahrtal hat vor zwei Monaten erneut vor Augen geführt, welche Gefahr durch massive Regenfälle droht. Daher ist der Schutz vor Hochwasser und Starkregen auch in Paderborn ein heißes Thema. Den aktuellen Stand gab es im Ausschuss für Umwelt, Klima und Mobilität des Paderborner Stadtrats, wo auch die gewaltige Heinrichsflut vor mehreren Jahrzehnten wieder in den Blick geriet. Wie Jessica Schütte, Leiterin des Amts für Umweltschutz und Grünflächen, sagte, werden die Maßnahmen zum Hochwasserschutz an Extremniederschlägen angepasst. Ausgelegt sind sie auf ein 100-jähriges Hochwasser. Ein gar 200- bis 500-jähriges Hochwasser (Schütte) gab es in Paderborn bei der sogenannten Heinrichsflut im Sommer 1965. Damals war etwa in Schloß Neuhaus die Alme das Hauptproblem. Schütte sagte, dass der Hochwasserschutz in Schloß Neuhaus "deutlich besser geworden, aber noch nicht an allen Stellen gut sei". Was die zur Verfügung stehenden Karten betrifft, so seien die für Schloß Neuhaus teilweise fehlerhaft und würden überarbeitet. Anfang 2022 solle die Aktualisierung abgeschlossen sein. Danach werde geschaut, welche Maßnahmen noch möglich seien. Wo keine Flächen zur Verfügung ständen, sei nur der Schutz von Gebäuden möglich. Mauern in Neuenbeken und Dahl Als eine Folge der Überschwemmungen wurde 1971 der Wasserverband Obere Lippe auf Initiative der Bezirksregierung Detmold durch die Altkreise Büren, Lippstadt und Paderborn gegründet und unter anderem mehrere Rückhaltebecken gebaut. Die Hochwasserrückhaltebecken Krumme Grund I und II zwischen den Wohngebieten Dahler Weg und Lieth können im Bedarfsfall 760.000 Kubikmeter Wasser aufnehmen und sind damit die größten im Bereich der Kernstadt. Hinzu kommen Rückhaltebecken an der Benhauser Straße (44.000) Rothebach/Springbach (32.200) Georg-Marshall-Ring (67.000) und in Benhausen (385.000). Ebenfalls Rückhaltebecken sind der Padersee (135.000), die Talleseen (460.000) und der Lippesse, der mit einem Volumen von 1,65 Millionen Kubikmeter das größte Fassungsvermögen hat. Insgesamt haben die Becken ein Volumen von etwa 3,5 Millionen Kubikmetern. Auch Schutzdämme wurden errichtet: Es gibt sie in Paderborn für die Pader (Höhe Padersee) sowie in Schloß Neuhaus für die Lippe (Auf dem Bieleken) und Alme (Bereich Verner Straße). Für Schutz sorgen soll auch ein Abschlagskanal im Bereich der Pader-Alme-Überleitung. Aktuell im Bau befinden sich Schutzmauern für die Beke in Neuenbeken, im Planverfahren sind zudem Mauern in Dahl wegen des Ellerbachs. Bei Neuplanungen etwa von Wohngebieten - zum Beispiel Springbach Höfe - wird Hochwasserschutz mitberücksichtigt. "Wir können es nicht simulieren" Renaturierungsmaßnahmen dienen ebenfalls dem Hochwasserschutz. Im Paderborner Stadtgebiet wurden bislang rund 24 Kilometer Gewässer renaturiert. Dies sind knapp zehn Prozent der Gesamtlänge der Fließgewässer in Paderborn von rund 230 Kilometern. Renaturierungen gab es an der Lippe und mit der Lippeseeumflut in Sande sowie an der Lippe im Bereich des Tallehofs und der Tallewiesen, am Rothebach (Paderborn), an der Beke in Neuenbeken, an der Pader im Paderquellgebiet sowie mit der Paderseeumflut, an der Alme (Paderborn) und in den Auen der Jothe in Elsen. Durch all diese Maßnahmen würde es das Hochwasser der Heinrichsflut in der damaligen Form heute nicht mehr geben, sagte Schütte. "Aber wir können es nicht simulieren." Kein Platz für noch größere Kanäle Während Hochwasser in der Regel nur in der Nähe von Gewässern auftreten, große Gebiete betreffen und eine Vorwarnzeit von mehreren Stunden, manchmal sogar Tagen haben, können Starkregen sehr plötzlich und überall auftreten. Es seien Niederschläge mit einer großen Intensität von kurzer Dauer, sagte Markus Beine, Betriebsleiter der Paderborner Stadtentwässerung (STEB). Die Paderborner Kanalisation sei dabei so dimensioniert, um ein fünfjähriges Starkregenereignis aufnehmen zu können. Eine Vergrößerung des Kanalnetzes etwa für ein 30-jähriges Ereignis sei nicht zielführend, da die Kanäle dafür wesentlich vergrößert werden müssten, was im Straßenraum gar nicht verbaut werden könne. Ein Gesamtkonzept zum Starkregenmanagement Der STEB sei gerade dabei, ein Gesamtkonzept zum Starkregenmanagement zu erstellen, so Beine. Dieses besteht aus drei Teilen: der Gefährdungsanalyse mit Starkregengefahrenkarten und Überflutungsszenarien, der Risikoanalyse mit dem Feststellen von besonders stark gefährdeten und speziell öffentlichen Gebäuden und Anlagen sowie drittens dem Handlungskonzept mit Maßnahmen zur Vermeidung oder Minderung von Schäden durch Starkregen. Ende 2022 soll das Konzept fertig sein.

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