Dreister Kunst-Diebstahl vom Kasernenzaun

Paderborn. "Es ist ziemlich traurig", sagt Andreas Neuwöhner vom städtischen Kulturamt. "Wir sind schockiert", konstatiert Künstler Wolfgang Brenner. Dreiste Diebe haben in einer Nacht- und Nebel-Aktion 45 der 65 großflächigen Fotos gestohlen, die entlang des Zaunes der ehemaligen Alanbrooke-Kaserne an der Elsener Straße Spuren des Militärs dokumentieren. Seit Anfang April blieben dort immer wieder Passanten stehen, um dank der Fotografien bislang verwehrte Einblicke in Gelände und Innenleben der Gebäude zu erhaschen. In der vergangenen Woche nun bedienten sich Unbekannte. "Mit glatten Schnitten wurden die Fotos vom Zaun gelöst, die Kabelbinder liegen zum Teil noch auf dem Boden", zeigt Wolfgang Brenner auf die kleinen Plastikteilchen. Das ein oder zwei Objekte verschwinden könnten, damit hatten die vier Fotografen und eine Fotografin gerechnet, nicht aber mit einem Verlust dieses Ausmaßes. Nur wenige Bilder hängen noch am denkmalgeschützten Kasernenzaun, bei einigen davon sind bereits Kabelbinder gelöst, die witterungsbeständigen Kunststofffolien flattern im Wind. Vermutlich sind die Diebe, die für den Transport ein größeres Fahrzeug benötigt haben, gestört worden. "Wer macht so etwas?", fragen sich die Kunstschaffenden fassungslos. Und ausgerechnet jetzt, wo die Kunstszene pandemiebedingt ohnehin gebeutelt ist. Endlose Flure, Backsteingebäude, abgebröckelter Putz, ein alter Wintergarten, abgeblätterte Farbschichten, Graffitis an Wänden, leere Panzerhallen: Wolfgang Brenner, Axel Czypionka, Jörg Lütkemeier, Dagmar Venus und Tobias Vorwerk hatten sich in den verlassenen Kasernengebäude und auf dem Gelände auf eine fotografische Spurensuche des Soldatenlebens begeben und waren dafür bis in die Kellergewölbe hinabgestiegen, bevor auf dem innerstädtischen Areal ein Wohnquartier entstehen wird. Schließlich prägten Soldaten lange das Bild Paderborns – preußische, deutsche, britische. Mit dem Abzug der britischen Truppen endete diese Epoche der Stadtgeschichte, die 1898 erbaute Alanbrooke-Kaserne steht exemplarisch für diese Entwicklung. Die übrigen Exemplare kann man kaufen Nein, noch einmal die Fotos drucken und aufhängen, dieses Risiko wollen die Macher nicht eingehen. Ehrenamtlich hatten sich die fünf Fotografen für das Alanbrooke-Projekt engagiert, die Stadt übernahm die Kosten für den Druck der vor der Kaserne präsentierten Objekte. Die übrig gebliebenen Fotoplanen bleiben jetzt aber hängen und werden noch mit einem Kommentar versehen, kündigt Andreas Neuwöhner an. Wer möchte, kann eines der wenigen Exemplare (1,10 mal 1,60 Meter) kaufen, voraussichtlich für rund 100 Euro das Stück. Ein Print (30 mal 40 Zentimeter) ist für etwa 50 Euro, signiert in limitierter Auflage für etwa 100 Euro, zu haben. Interessenten wenden sich per E-Mail an a.neuwoehner@paderborn.de Im Jahr 2024 soll eine große Foto-Ausstellung, ergänzt um einige Artefakte, die Spuren der Soldaten aus mehreren Kasernen im Stadtmuseum präsentieren. Damit Interessierte aber nicht so lange warten müssen, wollen die beteiligten Künstler ab 15. Oktober (19 Uhr) eine Ausstellung in der Galerie@19 von Wolfgang Brenner auf die Beine stellen, wo dann rund 40 der 65 Alanbrooke-Fotomotive zu sehen sein werden. Online angeschaut werden können alle 65 Objekte bereits unter www.cheezze.de beim Verein für zeitgenössische Fotografie. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zu Letzt und so würden sich nicht nur die Kunstschaffenden und Andreas Neuwöhner sehr freuen, wenn die Gauner das Diebesgut zurückgeben würden. "Das kann anonym erfolgen", appelliert Neuwöhner. Wer an der Elsener Straße in der Nacht auf vergangenen Freitag Verdächtiges beobachtet und Hinweise geben kann, der meldet sich am besten bei der Polizei unter Tel. (0 52 51) 30 60.

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