Hilfe für Suchtkranke: Bekommt Paderborn einen Drogenkonsumraum?

Paderborn. Immer wieder sterben auch in Paderborn Menschen an den Folgen einer Sucht nach harten Drogen. 2020 waren es nach Angaben der Polizeibehörden 8 Tote; Institutionen der Suchtkrankenhilfe zählen anders und kommen auf zwischen zehn und 15 Tote. Dabei spielt offenbar immer noch Heroin eine große Rolle - der Hilfeverein KIM-Soziale Arbeit berichtet von immerhin 136.000 sauberen Spritzen, die man 2020 an Drogenabhängige ausgegeben habe. Aber auch das einfacher und billiger zu kaufende Kokain sowie Amphetamine und Cannabis sind auf dem Vormarsch. Und: Mehr Suchtkranke als früher hatten in den Zeiten der Corona-Pandemie einen akuten Rückfall. Ihre Lage ist in der erzwungenen Vereinzelung schwieriger geworden, was sich erst durch fortschreitendes Impfen wieder bessert. Das geht unter anderem aus einer Antwort hervor, die Vertreter der Suchtkrankenhilfe auf Anfrage der SPD-Fraktion jetzt im Sozialausschuss gaben. Wie also kann besser geholfen werden? Welche Rolle könnte dabei ein Drogenkonsumraum spielen? Der wurde vor 20 Jahren schon einmal für Paderborn diskutiert, dann aber letztlich doch vom Kreis abgelehnt. Nun wird eine solche Einrichtung wieder von der FDP-Fraktion gefordert. Sie will damit die Todesrate unter Suchtkranken einerseits senken und ihnen andererseits gezielter aus der Sucht helfen. Und: Müssen Hilfsangebote ganz generell neu aufgestellt oder stärker miteinander vernetzt werden? Solche Fragen soll nun ein Fachtag mit Vertretern von Stadt und Kreis sowie der Suchtkrankenhilfe klären. Auf dem Hintergrund der SPD-Anfrage stellten CDU und Grüne im Sozialausschuss einen entsprechenden Antrag, der bei einer Gegenstimme (AfD) angenommen wurde. Überblick ist schwierig "Es ist einigermaßen schwer, den Gesamtüberblick zu bekommen", wertete Beate Röttger-Liepmann die detaillierten Antworten der Vertreter von LWL-Klinik, Caritasverband und KIM-Soziale Arbeit sowie Jugendamt und Polizei. Wünschenswert sei eine gemeinsame integrierte Planung unter Federführung einer oder eines Drogenhilfebeauftragten wie in anderen Städten. Auch Sabine Kramm (Grüne) sprach von einem großen Informationsbedarf. "Eine gemeinsame Bestandsaufnahme wäre jetzt gut", begründete sie den Antrag auf einen Fachtag. Elke Süsselbeck (Linke) unterstützte das ausdrücklich. Sie sagte: "Wenn es um die Einrichtung eines Drogenkonsumraumes geht, muss die Öffentlichkeit vorher dafür sensibilisiert werden." Sozialdezernent Wolfgang Walter wies darauf hin, dass die verschiedenen Akteure durchaus in einem regelmäßigen Austausch ständen, auch jenseits des Runden Tisch Drogenhilfe, der mindestens einmal im Jahr zusammenkomme und an den das Thema Drogenkonsumraum nach dem Antrag der FDP seitens des Jugendhilfeausschusses zuletzt verwiesen wurde. Die Akteure des Runden Tisch ständen einem Konsumraum positiv gegenüber, so Walter. Stand der Dinge sei allerdings nach wie vor, dass es sich grundsätzlich um eine Sache des Kreises handele, der dafür einen Träger suchen müsste und zudem zahlreiche formale Vorstufen und Vorgaben durch das Land zu beachten habe. Entsprechend rate er nach den Erfahrungen vor 20 Jahren zunächst auf der Ebene der politischen Entscheidungsträger im Kreis vorzufühlen, was eine Chance auf Umsetzung haben könnte. Die Diskussion um einen Drogenkonsumraum, damals oft noch abwertend als "Fixerstube" bezeichnet, hatte über mehrere Jahre gedauert und war schließlich vom damaligen Landrat Rudolf Wansleben und der CDU-Mehrheit im Kreistag als zu teuer abgelehnt worden. Elke Zinn (FDP): "Letztlich ist der politische Wille entscheidend. Wir sollten die Entscheidung aber auf keinen Fall auf die lange Bank schieben. Mit dem steigenden Drogenkonsum wachsen auch alle anderen Begleiterscheinungen bis hin zur Kriminalität."

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