Kosten, Reichweite, Versicherung: E-Scooter-Anbieter im Vergleich

Paderborn. Für die kleine Strecke von A nach B in der Paderborner City gibt’s ein besonderes Fortbewegungsmittel: E-Scooter, elektrisch angetriebene Roller. Seit 2019 stehen die schwarz-türkisen Roller der Firma Tier Mobility bereit. &bdquo;200 Stück sind es im Moment, die in Paderborn verfügbar sind", sagt Florian Anders, bei Tier Mobility für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Im März dieses Jahres hat ein zweiter E-Scooter-Verleiher Kurs auf die Stadt genommen. Wie viele weiß-grüne E-Scooter des amerikanischen Unternehmens Lime in Paderborn zur Verfügung stehen, ist unklar. Das Unternehmen teilt auf Städte-Ebene keine Zahlen mit. Bei der Anzahl werde sich stets nach der saisonbedingt zum Teil stark schwankenden Nachfrage orientiert. Wer sind diese beiden Firmen überhaupt und was bieten sie ihren Kunden? Unternehmen Lime bezeichnet sich als weltweit führenden Anbieter von Mikromobilität und ist in 120 Städten und 30 Ländern aktiv. Tier sieht sich als Europas führenden Anbieter für Scooter, Bikes und Mopeds mit E-Antrieb in 100 Städten und 12 Ländern. Deutschland ist für beide ein Schwerpunkt: Tier ist in über 50 Städten präsent, Lime in 49. Beide haben als Start-ups begonnen. Tier wurde 2018 in Berlin, Lime 2017 in Californien/USA gegründet. Heute sehen sich beide als etablierte Unternehmen. Geldgeber Um den Aufbau ihrer Flotten – Lime hat etwa 45.000 Scooter und Bikes in Deutschland – zu finanzieren, haben beide Firmen Investoren, Investmentfonds und Risiko-Kapitalgeber beteiligt. In mehreren Finanzierungsrunden haben sie jeweils mehrere Hunderte Millionen Dollar eingesammelt. Sie sind schnell gewachsen und wollen weiter kräftig expandieren. Leihsystem Um die E-Scooter von Tier und Lime zu nutzen, ist die jeweilige App des Verleihers fürs Smartphone vonnöten. Mit ihr werden die Fahrten gestartet, beendet und die angefallenen Kosten abgerechnet. Kosten Die Fahrtkosten bei Tier setzen sich, so erklärt es Anders, aus einer Aktivierungsgebühr von einem Euro und 19 Cent pro genutzte Minute zusammen. &bdquo;Daneben haben wir für Vielfahrer spezielle Pakete im Angebot, mit denen wir regelmäßige Fahrten mit dem E-Scooter günstiger und attraktiver machen wollen." Bei Lime muss ebenfalls ein Euro für das Entsperren gezahlt werden, wie ein Lime-Sprecher auf Nachfrage mitteilt. Pro Minute werden dann noch einmal 20 Cent fällig. Reichweite Mit einer vollen Akkuladung schaffe man mit den E-Scootern von Tier insgesamt etwa 45 bis 50 Kilometer, erklärt Anders. Abhängig sei das allerdings von verschiedenen Faktoren wie dem Gewicht und Fahrstil des Fahrers, aber auch von der Umgebungstemperatur und Steigung der zurückgelegten Strecke. Mit der aktuellen Scooter-Generation von Lime sind etwa 40 Kilometer zu schaffen. Versicherung Alle Fahrten mit den Tier-Scootern sind nach Angaben des Unternehmens mit einer Haftpflichtversicherung abgesichert. Lime kooperiert mit der Allianz-Versicherung. &bdquo;Über die Allianz bietet Lime eine private Unfallversicherung für den Nutzungszeitraum eines Lime-Fahrzeugs sowie eine Allgemeine Haftpflichtversicherung für den Zeitraum der Nutzung eines Lime-Fahrzeugs", heißt es seitens des Unternehmens. Helme Wer beim E-Scooter-Fahren Wert auf Sicherheit legt, muss in Paderborn einen eigenen Helm einplanen und dabeihaben. Denn Helme beziehungsweise E-Scooter mit Helm-Boxen gebe es bei Tier zwar bereits in verschiedenen deutschen Städten wie Berlin und Flensburg, bislang allerdings noch nicht in Paderborn, wie Tier Mobility auf Nachfrage mitteilt. Wann sich das ändern wird, könne das Unternehmen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Bei Lime würden die Kundinnen und Kunden über die App aufgefordert, einen Helm zu tragen. Aber auch hier müssen sie einen eigenen Helm haben. Langfristig auch Helme anzubieten, sei nicht geplant, da &bdquo;die E-Scooter keine Möglichkeit eines Faches zum Verstauen eines Helmes bieten". Wiederaufladung Bei Tier sorgen mobile Mitarbeiter dafür, dass mit den E-Scootern immer alles in Ordnung ist. &bdquo;Sie steuern die Scooter an, machen einen Sicherheitscheck und wechseln die Batterien", erklärt Anders. Auch werden die Roller desinfiziert und gegebenenfalls an einen anderen Standort gestellt oder – sofern nötig – in die Werkstatt gebracht. Die Scooter verteilten sich durch die Nutzung sehr gut überall im Stadtgebiet, so Anders. Bei Lime hingegen werden die leeren E-Scooter von angestellten Fahrern oder Logistikunternehmen eingesammelt, aufgeladen und anschließend wieder zur Verfügung gestellt. In dem Zuge werde die Fahrzeugflotte, so erklärt es Lime, auch in regelmäßigen Abständen gewartet. Mechaniker kümmern sich um die Inspektion und mögliche Reparaturen. Nutzungsdauer Die durchschnittliche Dauer einer Fahrt mit den E-Scootern von Tier liege in Paderborn, so Pressesprecher Anders, bei rund 14 Minuten. Dabei werde eine Strecke von etwa zwei bis zweieinhalb Kilometer zurückgelegt. Eine Angabe zur Anzahl der Fahrten könne das Unternehmen nicht machen. Auch Lime gibt dazu keine Zahlen raus. Abstellen Wird die Fahrt mit dem E-Scooter beendet, können sich die Nutzer entsprechend ausloggen und den Scooter an geeigneter Stelle abstellen. Abmelden und damit den &bdquo;Taxameter" stoppen, kann man jedoch nur im Geschäftsgebiet des Anbieters, das über die App des jeweiligen Anbieters einsehbar ist. Reservieren Tier bietet E-Scooter-Fahrern keine Reservierungsfunktion an, &bdquo;um eine möglichst große Verfügbarkeit für alle zu gewährleisten". Es gelte das Prinzip &bdquo;First come, first serve". Bedeutet übersetzt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Bei Lime hingegen ist eine Reservierung möglich. &bdquo;Wenn ein Fahrzeug vor der Miete reserviert werden soll, wird eine Gebühr pro Minute berechnet bis das reservierte Fahrzeug entsperrt oder die Reservierung storniert wird. Die ersten zehn Minuten sind dabei gratis. Die Gebühren werden auf die nächste volle Minute aufgerundet", heißt es dazu. Gewinn Beide Unternehmen sind offenbar schon in die Gewinnzone gerollt. Man sei in Deutschland profitabel und verdiene Geld, heißt es sowohl von Lime als auch von Tier. Jahresabschlüsse haben die Unternehmen noch nicht veröffentlicht. Datenschutz Beide Anbieter erklären, konform mit der Datenschutzgrundverordnung DSGVO zu arbeiten. Nutzerdaten seien anonymisiert und würden von der GPS-Ortung getrennt verarbeitet. Pläne Tier könnte sich laut Anders vorstellen, in enger Absprache mit der Stadt Paderborn das Geschäftsgebiet in den Außenbezirken in den kommenden Monaten zu erweitern und &bdquo;unsere Flotte schrittweise zu vergrößern". Eine Ergänzung der E-Scooter-Flotte um E-Bikes oder E-Mopeds in Paderborn sei in naher Zukunft nicht geplant. Von Lime heißt es dazu: &bdquo;Wir können uns definitiv vorstellen in Zukunft auch weitere Teile von Paderborn mit Scootern zu versorgen, aktuell gibt es dazu aber keine konkreten Pläne."

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