Kinderpornografie auf der Spur: Ermittler bearbeiten immer mehr Fälle

Kreis Paderborn. Nicht erst der Fall des ehemaligen Fußballers Christoph Metzelder zeigt, wie weit Kinderpornografie offenbar in der Gesellschaft verbreitet ist. Erst kürzlich wurde bekannt, dass ein Mann aus Büren-Brenken offenbar jahrelang einen Pädophilen-Ring im Internet betrieben hat. Wie in ganz Nordrhein-Westfalen hat auch die Polizei im Kreis Paderborn seit Jahren mit steigenden Zahlen zu kämpfen. Beschäftigten sich die Ermittler im Jahr 2018 noch mit 25 und 2019 mit 28 Fällen von Kinderpornografie, waren es im Jahr 2020 plötzlich 104. Eine Steigerung um das Vierfache - doch woran liegt das? Produzenten und Konsumenten von Kinderpornografie spielt der technische Fortschritt in die Hände. Das spüren auch die Ermittler. Übertragungsgeschwindigkeiten im Netz steigen, Speicherkapazitäten werden immer größer. Das ermöglicht den Tausch und Handel von Missbrauchsabbildungen weltweit. "Die Ermittlungsverfahren in diesem Deliktbereich nehmen seither rapide zu, die Mengen sichergestellter Daten ebenso", heißt es vom Landeskriminalamt. Doch auch die Behörden haben mittlerweile aufgerüstet - personell und technisch. In Nordrhein-Westfalen ist die Zahl der Ermittler und Auswerter im Bereich der Kinderpornografie massiv aufgestockt worden. Arbeiteten beim Landeskriminalamt in Düsseldorf Mitte 2018 noch zehn Beamte in dem Bereich, wird die Zahl bis zum Sommer 2021 deutlich ansteigen. Aber auch vor Ort haben sich die Polizeibehörden aufgrund der hohen Fallzahlen verstärkt mit Kinderpornografie beschäftigen müssen. So gibt es auch bei der Polizei Paderborn mittlerweile neun geschulte Beamte, die sich mit den Fällen befassen und kinderpornografisches Material auswerten. Noch vor einigen Jahren waren es nur zwei Mitarbeiter. Dann kam der Fall Lügde und rückte das Thema Kinderpornografie verstärkt in den Fokus. In den Behörden wurden die Stellen aufgestockt, so auch in Paderborn. Gleichzeitig sei aber auch die Bevölkerung deutlich sensibilisierter, sagt Polizei-Pressesprecherin Corinna Koptik. "Die Fallzahlen steigen, weil die Zahl der Anzeigen steigt", sagt sie. Auch in diesem Jahr hat es schon wieder 24 gegeben - die Zahl der Jahre 2018 und 2019 wird also wohl erneut deutlich übertroffen werden. Damit der Polizei kein Täter durch die Lappen geht, sind die Behörden mittlerweile immer besser vernetzt. "Inzwischen arbeitet die NRW-Polizei in einer Art virtuellem Großraumbüro", sagt Frank Scheulen, der Sprecher des Landeskriminalamtes in Düsseldorf. Konkret bedeutet das, dass alle Kreispolizeibehörden untereinander und auch mit dem Landeskriminalamt vernetzt sind. Ein Super-Computer, der beim LKA steht, ermöglicht die Verarbeitung der riesigen Datenmengen und damit die schnelle und effektive Zusammenarbeit. Weil es einen gemeinsamen Datenpool gibt, kämen Doppelauswertungen nicht mehr vor. Immer wieder Großverfahren Den Kampf gegen die Kinderpornografie spürt natürlich auch die heimische Staatsanwaltschaft. 2019 befasste sich die Behörde, deren Zuständigkeitsbereich neben den Kreisen Paderborn und Höxter auch den östlichen Teil des Kreises Soest umfasst, mit 649 Fällen, im Vorjahr waren es 346. Alleine im laufenden Jahr waren bereits 1.249 Verfahren anhängig. Darunter sei allerdings ein Großverfahren mit rund 700 Abgaben an andere Staatsanwaltschaften, erläutert Oberstaatsanwalt Ralf Meyer. Das sei bei Ermittlungen wegen des Verbreitens und Besitzes von kinderpornografischem Material häufig der Fall: Bei der Auswertung rückten immer neue Verdächtige ins Blickfeld, die Bilder oder Videos erhalten oder verschickt hätten. Künftig erwarten Straftäter in diesem Bereich höhere Strafen. Einige Tatbestände hat der Gesetzgeber vom Vergehen zum Verbrechen hochgestuft. Diese müssen mit einer Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr bestraft werden. Außerdem können Verfahren nicht mehr wegen Geringfügigkeit eingestellt werden. Für die Verbreitung, den Erwerb und Besitz kinderpornografischer Inhalte waren zuletzt Strafen von drei Monaten bis zu fünf Jahren vorgesehen. Wer daran sogar Geld verdiente, wurde mit sechs Monate bis zehn Jahren Haft bestraft. Künftig drohen im Regelfall ein bis zehn Jahre Freiheitsstrafe. Wer sich bereichert, muss mindestens zwei Jahre ins Gefängnis.

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