Katholische Reformgruppe demonstriert für Öffnung des Priesteramts

Paderborn. Verheiratet und Priester - Warum nicht? Diese Frage stellen sich die Mitglieder der innerkirchlichen Reformgruppe "Wir sind Kirche". Anlässlich der Priesterweihe, die traditionell am Samstag vor Pfingsten stattfindet, hatten sie sich mit Bannern und Handzetteln auf dem Marktplatz positioniert. Während im Dom vier Männer, zwei von ihnen aus dem Kreis Paderborn, in die Gemeinschaft der Priester des Erzbistums aufgenommen wurden, demonstrierte die Bistumsgruppe vor dessen Stufen für Reformen innerhalb der Kirche - provozieren wollten sie jedoch nicht. "Wir gratulieren den Neupriestern ganz herzlich", sagt Initiator Manfred Dümmer, "doch wir wollen diese Gelegenheit auch nutzen, um uns dafür einzusetzen, dass auch Frauen und Verheiratete zum diakonalen und priesterlichen Dienst zugelassen werden." Seit mehr als 20 Jahren demonstrieren sie an diesem Tag für die Öffnung der Zugänge zum Priesteramt - bis jetzt jedoch erfolglos. "Es hat sich seit 1995 in dieser Frage noch nichts geändert und bislang sieht es auch nicht danach aus", erklärt Dümmer. Auch Berthold Zeppenfeld wäre gerne Priester geworden, wenn er als verheirateter Mann die Möglichkeit gehabt hätte. "Das Pflichtzölibat kam für mich jedoch nicht infrage und deshalb bin ich schließlich Religionslehrer geworden", berichtet der 66-Jährige. Die Reaktionen der Umstehenden reichen von lobenden Worten bis hin zur verständnislosen Kritik. Doch auf die Frage nach ihrer Motivation antwortet Dümmer: "Uns ist das Thema Kirche so wichtig, dass wir nicht schweigen." Aus diesem Grund beteiligt sich auch Anna Meurs an der Demonstration. Sie fände es schade, wenn aufgrund des Priestermangels weniger Gottesdienste stattfänden und befürwortet deshalb eine Öffnung das Priesteramts für Frauen. "Warum nicht in der Kirche?" "Überall wird Geschlechtergerechtigkeit propagiert, warum also nicht in der Kirche?", fragt sich die Katholikin. Die Mitglieder wünschen sich, dass die Bistumsleitung ihr Anliegen anerkennt und erste Veränderungen im Rahmen ihrer Möglichkeiten zulässt, wie zum Beispiel die Übertragung der Gemeindeleitung an Frauen. Den Neupriestern hingegen wünschen sie für ihre Arbeit Gottes Segen und brachten ihnen das Buch "Unverschämt katholisch sein" als Geschenk mit. Erzbischof weiht seinen 100. Priester Im Dom spendete derweil Erzbischof Hans-Josef Becker im Beisein von geladenen Familienmitgliedern und Gläubigen aus ihren Heimat- und Diakonatsgemeinden den Diakonen Jonathan Berschauer (Wilnsdorf-Rödgen), Rolf Marcel Fischer (Hagen) sowie aus dem Kreis Paderborn Stephan Kersting (Delbrück-Westenholz) und Florian Reddeker (Hövelhof) das Weihesakrament. Viele Interessierte waren laut Erzbistum zudem per Live-Stream dabei. Zum Zeichen ihrer besonderen Hingabe lagen die vier Priesteramtskandidaten zwischenzeitlich flach ausgestreckt auf dem Boden des Altarraums im Dom - ein Ritual, das charakteristisch ist für jede Priesterweihe in der ganzen katholischen Weltkirche. Der Erzbischof beging dabei ein Jubiläum, denn er weihte in seiner Amtszeit den einhundertsten Priester. In den vergangenen Jahren war die Zahl allerdings stets sehr überschaubar - 2020 wurden zwei, 2019 drei, 2018 zwei, 2017 fünf und 2016 zwei Männer geweiht. 2022 werden es drei sein. Die neuen Pfarreien der Paderborner Priester Als Neupriester feierte Stephan Kersting seine Heimatprimiz am Pfingstmontag in der Pfarrkirche St. Joseph in Westenholz. Die Nachprimiz ist für den 30. Mai in der Pfarrkirche St. Joseph in Ostenland um 10 Uhr geplant, um 16 Uhr soll es eine Festandacht als Abschluss der Maiandachten mit der Spendung des Primizsegens um17 Uhr geben. Kersting wird künftig eingesetzt als Vikar in der Pfarrei St. Petri in Hüsten. Neupriester Florian Reddeker beging seine Heimatprimiz am Pfingstsonntag in der Pfarrkirche St. Johannes Nepomuk in Hövelhof. Am kommenden Dreifaltigkeitssonntag, 30. Mai, wird er um 11.30 Uhr die Nachprimiz in St. Joseph in Dortmund-Berghofen feiern. Als Vikar wird Reddeker künftig eingesetzt in der Pfarrei St. Johannes Baptist in Neheim.

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