Zur Priesterweihe in Paderborn wird wieder protestiert

Paderborn. Nachdem im Vorjahr wegen der Corona-Pandemie die Weihe der Neupriester im Paderborner Dom erst im Oktober stattfand, kann der feierliche Gottesdienst in diesem Jahr wieder am traditionellen Datum, dem Pfingstsamstag, gefeiert werden. Vier Männer empfangen dort von Erzbischof Hans-Josef Becker die Weihe. Genauso traditionell ist das, was sich vor, während und nach der Weihe am 22. Mai (Beginn 10 Uhr) auf der Treppe vor dem Paradiesportal abspielen wird: Dort will die innerkirchliche Reformgruppe "Wir sind Kirche" wie in den Vorjahren mit Handzetteln, Bannern und Plakaten für Veränderungen in der katholischen Kirche protestieren. Die Kirchenvolksbewegung ist mit ihrer &bdquo;Aktion Lila Stola" davon überzeugt, "dass die römisch-katholische Kirche nur dann eine Zukunft hat, wenn sie zu einer geschwisterlichen Kirche wird, in der der diakonale und priesterliche Dienst auch für Frauen und Verheiratete selbstverständlich ist", heißt es in der Ankündigung der Aktion. Dass eine Öffnung des Zugangs zum Priester- und Diakonen-Dienst in diesem Sinn "notwendig und überfällig" sei, zeige sich vor allem im aktuellen Priestermangel und der geringen Anzahl von nur vier Neu-Priestern sowie im Niederlegen des Priesteramtes infolge ständig zunehmender Überforderung der Priester durch die Zusammenlegung von Pfarrgemeinden zu immer größeren pastoralen Räumen und im Ausschluss von Priestern nach einem Verzicht auf ein zölibatäres Leben. "Entwicklung führt in Sackgasse" "Diese Entwicklung führt in eine Sackgasse", schreibt die Bistumsgruppe. Denn die Neu-Priester reichten bei Weitem nicht aus, die pro Jahr 20 bis 30 ausscheidenden Seelsorger im Erzbistum Paderborn zu ersetzen. "Wir sind Kirche" geht davon aus, dass schon in wenigen Jahren Pfarrverbünde mit weit über 10.000 Katholikinnen und Katholiken auch in der Paderborner Diözese die Normalität sein würden. "Hinzu kommt, dass die Priester vor Ort den Unmut der Gläubigen über kirchenpolitische Ereignisse und den Reformstau unmittelbar zu spüren bekommen", heißt es weiter. Deshalb will die Reformgruppe den vier neuen Priestern auch wie gewohnt ausdrücklich gratulieren. Als kleines Geschenk erhalten sie in diesem Jahr das Buch &bdquo;Unverschämt katholisch sein" von Pfarrer Bernd Mönkebüscher aus Hamm. Wie der Autor sollen die Neupriester &bdquo;stolz darauf sein, zu einer Kirche zu gehören, die sich nichts und niemandem verschließt, die offen ist für jede und jeden, die nicht verurteilt, ausgrenzt, ausschließt. Und dies in ökumenischer, interreligiöser Offenheit. Sie mögen neue Wege in der Pastoral gehen und sich für Reformen einsetzen", so die Begründung. Warum "Maria 2.0" nicht mitmacht Initiator Manfred Dümmer erwartet mindestens zehn Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die mit ihm vor dem Dom auf die Anliegen aufmerksam machen werden. Nicht dabei sein werden allerdings trotz ausdrücklicher Einladung die katholischen Frauen von &bdquo;Maria 2.0", die zuletzt auch in Paderborn mit dem Anschlagen von Reform-Thesen an Kirchentüren für Aufsehen gesorgt hatten. "Am Tag der Priesterweihe vor dem Dom zu demonstrieren, finden wir unangebracht", sagt Claudia Siegel vom Paderborner Team. Zwar kämpften beide Gruppen für gleiche Rechte, gleiche Würde und den Respekt und die Toleranz aller Lebensformen: "Unserer Meinung nach gehört es dann aber auch dazu, den frisch geweihten Priestern mit Respekt für ihre gewählte Lebensform zu begegnen - auch wenn diese nicht meine ist." Auch die Frauen von Maria 2.0 in Bielefeld und Dortmund werden an der Aktion nicht teilnehmen. Zu einem anderen Zeitpunkt sei eine gemeinsame Aktion aber denkbar, betont Claudia Siegel.

Meistgelesen