Manchmal muss man sich entscheiden welche Opfer man für die Liebe auf sich nehmen will. Ich bekomme seit einiger Zeit Spam-Emails.
Die Unterwelt liegt nicht ganz falsch
Wir reden hier nicht von einer Spam-Email, sondern mein Email-Konto wird regelrecht belagert von sonderbar verlockenden Nachrichten, die man nicht öffnen darf, weil man sonst in der Hölle landet. Das ist nicht einfach. Die Einschätzungen der Unterwelt, dass mich Geld, Sex und Macht interessieren, sind nicht ganz falsch.
In einer Rossmann-Email wurde mir ein Hauptgewinn versprochen, in anderen Nachrichten Mittel angeboten, die auch reiferen Männern einen unvergesslichen Liebesabend bereiten konnten. Da kenne ich schlimmeres. Früher hatte ich einen strengen Junkfilter, der schlug die ganzen Angebote aus. Man braucht manchmal einen Mülleimer, wenn man es schön haben will. Leider fielen diesem Ausschlussverfahren auch seriöse Mails zum Opfer.
Als ich erfuhr, dass die Mails von meinem Freund Klaus H. Sindern, dem Schriftsteller, der gerade mit seinem neuen Buch „Sterben muss schließlich jeder" in den Schlagzeilen steht, auch dem Junkfilter zum Opfer fielen, musste ich handeln. Sollte ich lockern? Schaffte ich es den Verführungen der Spam-Emails zu entsagen oder verzichtete ich einfach auf den Kontakt zu meinem Freund? Ich erinnerte mich an schöne Gespräche mit Klaus H. Sindern im Amalthea, dem kleinen Theater, dass auch durch ihn repräsentiert wird. Alles Begegnungen, denen ein ausgelassener Email-Verkehr voraus ging.
"Das Löschen nicht nur der Feuerwehr überlassen"
Ich habe gehört, dass Udo Olschewski, der Leiter unserer Ordnungsamtes, nur lachen kann über solche Spam-Emails und sie mit einem Klick in den Mülleimer versenkt, aber er ist Udo Olschewski, der Leiter unseres Ordnungsamtes. Er ist darin geschult worden, aber wie soll ich den verführerischen Angeboten entgehen? Konnte ich gleichzeitig mit Klaus H. Sindern im Kontakt sein und meinen Bitcoinreichtum verdreifachen? Wollte ich mich an ein Lebenszeichen von Klaus H. Sindern erfreuen, und den Versprechungen der Spam-Emails folgen, die mich für rauschende Liebesnächte ausrüsten wollten? Wollte ich in einem Monat 14 KG abnehmen oder mit Klaus H. Sindern essen gehen? Ich meine, ich könnte auch meinen Blutzucker senken, wenn ich Klaus H. Sindern entsagen würde.
Kürzlich traf ich Udo Olschewski, der vor dem Frühstück schon drei Bomben mit den Zähnen entschärft hatte, und mir den Rat gab: „Man muss das löschen nicht nur der Feuerwehr überlassen." Das leuchtete ein. Ich muss den Teufel zulassen, um die Engel sehen zu können. Ich muss lernen ihm zu widersagen, um deren Gesang hören zu können. Das Glück ist nicht kampflos zu bekommen.
Also gut: Pfeif auf Reichtum, Gesundheit und Orgien. Klaus ist ein guter Ersatz. „Drum sagt den Spam-Erfindern, ich steh auf Klaus H. Sindern. Ihr könnt mein Glück nicht mindern, ich liebe Klaus H. Sindern." (Übrigens, sein neues Buch bekommt man in den Buchhandlungen Voss (Hövelhof) und Literafee (Schloß Neuhaus.)
Erwin Grosche, Kabarettist und Kleinkünstler
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