Barker-Areal in Paderborn soll autofrei werden

Paderborn. Die Stadt Paderborn will das auf dem Gelände der Barker Barracks geplante Zukunftsquartier zu einem der innovativsten Stadtteile Europas machen. In den Planungsprozess will sich jetzt auch der Paderborner Umweltschutzverein Pro Grün einbringen, der in einem Offenen Brief an den Bürgermeister, die Ratsfraktionen und die drei Planungsbüros fordert, den Klima- und Ressourcenschutz in den Mittelpunkt der Überlegungen zu stellen. "Nur auf diese Weise können die Weichen auf dem Areal in Richtung Zukunft gestellt werden", heißt es vom Verein. Pro Grün hatte bereits vor einem Monat Gebäude im Passivhaus-Plus-Standard für das Konversions-Quartier auf dem Barker-Areal gefordert - wie zuvor auch schon für das Alanbrooke-Gelände. Für die dort entstehenden Neubauten wird Passivhaus-Standard jedoch nur eine freiwillige Möglichkeit, keine Vorschrift, so beschloss es der Paderborner Bauausschuss im Februar. Grün- und Freiflächenplanung Für die Barker Barracks hat Pro Grün nun Stellungnahmen zu den "drei wichtigen umweltpolitischen Themenblöcken" Bauen, Grüne Infrastruktur und zukunftsgerechte Mobilität erstellt. Im Themenbereich Grün- und Freiflächenplanung stellt der Verein die Bedeutung von gut gestalteten, grün-blauen Freiräumen und Grünelementen für Lebensqualität und Widerstandskraft gegenüber Klimaeinflüssen heraus. Naturnah bepflanzte Grünzüge sollten das Quartier gliedern, Sauerstoff und Schatten spenden und Raum geben für quartiernahe Erholung und vielfältige Begegnung und Nutzung. Die Grünachsen sollten an die benachbarten Quartiere und Grünzüge gut angebunden sein und in Richtung City einen kreuzungs- und gefahrenfreien Übergang über den Berliner Ring finden. Unterstützt würde von Pro Grün auch der Vorschlag für einen neuen zentralen Stadtpark in dem Quartier. Die Idee, eine größere Grünfläche an den Ostrand des Quartiers zu verlagern, lehnt der Verein hingegen ab. Holz als Baustoff Im Themenbereich Bau erneuert pro grün seine Forderung nach einer Verwendung von Holz als &bdquo;Baustoff des 21. Jahrhunderts" für alle neu zu errichtendem Gebäude, nach Erreichung des Passivhaus-Plus Standards für alle Neubauten und der klimagerechten Sanierung der erhaltenswerten Bausubstanz: "Denn ohne eine Bauwende gäbe es keine Klimawende." Nachhaltig produziertes Holz könne den klimaschädlichen Baustoff Zement zumindest zu großen Teilen ersetzen. Pro Grün könne sich gut vorstellen, dass sich am Rande des Areals moderne Holzbetriebe mit Sägewerk, Zimmerei-Gewerbe und Schreinereien ansiedeln könnten, um das Borkenkäferholz der Region vor Ort zu verarbeiten statt es nach China zu exportieren. "Graue Energie" Der Verein begrüßt die Forderung aller beteiligten Planungsbüros, Bestandsgebäude der Barker Barracks wie die Mannschaftsquartiere weitestgehend zu erhalten. Die in den Gebäuden steckende &bdquo;graue Energie" sollte aus Klimaschutzgründen unbedingt weiter genutzt und nicht erneut erzeugt werden. Nachhaltige Wasserbewirtschaftung Zu Recht fordern alle Planer eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung vor Ort, lobt Pro Grün. Durch Nutzung des Brauchwassers für die Toilettenspülung ließe sich Trinkwasser in erheblichen Mengen einsparen; zudem könnte die Wärmeenergie etwa aus heißem Duschwasser extrapoliert und genutzt werden. Verzicht aufs Auto Neben dem Gebäudesektor geht dem Verein zufolge vor allem von der Gestaltung der Mobilität ein gewichtiger Beitrag zum Klimaschutz und zur Lebensqualität im Quartier aus. "Die Planung des Barker Areals bietet für Paderborn erstmals die Möglichkeit, ein autofreies Quartier zu gestalten", heißt es dazu in dem Schreiben. Autofrei heißt demnach: Die Verkehrspolitik, die Infrastruktur, alle Maßnahmen zielen darauf ab, dass jeder den Verzicht auf ein privates Auto als Gewinn wahrnimmt. Der Leitsatz solle sein: "Das Wohngebiet gehört den Menschen, den Kindern, den Familien, Fußgängern und Radfahrern." Dazu sollen beispielsweise Parkplätze in der Peripherie die Autofahrer von der lästige Suche nach einem Stellplatz entbinden, im gesamten Quartier Schrittgeschwindigkeit gelten, die Anlieferung von bestimmten Punkten aus der Peripherie mit Lastenrädern und Elektro-Lieferwagen erfolgen und Ausnahmen beispielsweise nur für den Öffentlichen Personennahverkehr, den Rettungs- und Lieferfahrzeugen oder für mobilitätseingeschränkte Bewohner gelten. Verbindung zur Stadt Das Quartier solle mit der Umgebung, vor allem dem Stadtzentrum, verbunden werden mittels Radschnellwegen und gut ausgebautem ÖPNV. Das wäre vorbildhaft für ganz Paderborn und darüber hinaus ein Aushängeschild getreu dem Anspruch für das gesamte Areal, der innovativste Stadtteil Europas zu werden, so die Unterzeichner Dieter Dubisch, Matthias Reiche und Fritz Buhr, die in allen der drei vorgestellten Entwürfe ausreichend Spielräume für die Realisierung ihrer Vorschläge sehen.

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