Photovoltaik aufs Domdach? Keine Lacher für Spaßanträge im Paderborner Rat

Paderborn. Aus welcher politischen Ecke könnte wohl ein Antrag mit dem Titel &bdquo;Bewahrung der Schöpfung" kommen? Richtig: Aus der Satire-Ecke, die &bdquo;Die Partei" als &bdquo;Die Fraktion" im Stadtrat besetzt. Die Fraktion forderte mit einem Antrag im Klimaausschuss des Rats die Stadt Paderborn auf, in einem offenen Brief die katholische Kirche einzuladen, einen Beitrag zur Nachhaltigkeit beizusteuern und Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern des Paderborner Doms zu installieren. Seit den 80er Jahren betreibe die Kirche massive Aufklärung in Sachen Klimaschutz, heißt es im Antrag. Dieser moralisch wichtige Weg könne &bdquo;mit der Photovoltaik-Anlage die nächste Stufe erklimmen und den Heiligenschein in Zukunft &bdquo;emissionsfrei" beleuchten. &bdquo;Als vorbildliche und zukunftsweisende Institution hat die Kirche die große Chance, die Dekadenz der Stromkonzerne zu durchbrechen und sich als nachhaltiger und moderner Teil der Gesellschaft zu positionieren." Der Dom verfüge über ein ideal geeignetes Dach für eine Photovoltaik-Anlage, die Längsachse des Kirchenschiffs sei, wie traditionell üblich, in Richtung des Orients ausgerichtet. Nicht lustig, nur inkompetent Der Antrag fiel, wenig überraschend, krachend durch – und kam bei den anderen Fraktionen alles andere als gut an. Rein sachlich eigne sich das Süddach durch mehrere Gauben und die starke Schräge überhaupt nicht für Photovoltaik, sagte Stefan Schwan (Grüne). Er und Ulrich Koch (SPD) fanden den Vorschlag, der sich bemühe, witzig und satirisch zu sein, nur inkompetent. Er sei ganz und gar nicht lustig und &bdquo;nur Dilettantismus", so Markus Mertens (CDU). Gar nicht erst zur Beratung zugelassen wurde ein Dringlichkeitsantrag mit dem Vorschlag, allen E-Roller-Anbietern in Paderborn das Ausleihen zu verbieten und stattdessen Esel einzusetzen. E-Sel statt E-Roller. &bdquo;E-Sel sind intelligent, verbrauchen keinen Strom und leben im Durchschnitt 480 Mal länger als ein gewöhnlicher E-Roller", so die Fraktion. Die Anzahl an Unfällen mit E-Seln im Straßenverkehr sei so verschwindend gering, dass sie in keiner Unfallstatistik auftauche. Esel werde den Tourismus in der Stadt vervielfachen, dabei sei eine jährliche Eselmesse denkbar. Das Umsteigen von Pkw auf Esel sollte deshalb langfristig auch das Ziel des Mobilitätskonzeptes in Paderborn sein. &bdquo;Im Rahmen einer Testphase könnte im Bereich des Riemekeviertels das Konzept erprobt und dort das Gebiet zwischen Friedrichstraße, Rathenaustraße, Neuhäuser Straße und Riemekestraße autofrei genutzt werden. Der Riemekepark bietet als zentrale Weidefläche einen idealen Standortvorteil." Drogenkonsumraum im Fraktionsbüro Im Kulturausschuss hatte ein anderer Antrag eine Abfuhr erhalten. Vorgeschlagen wurde, auf dem Franz-Stock-Platz ein &bdquo;Mahnmal zum Gedenken an die gestorbene Paderborner Kulturszene" zu errichten. Bernhard Schaefer (CDU) nannte diese Idee ein &bdquo;Schmierentheater aller unterster Kategorie". Auch Johannes Menze (Grüne) meinte, dass die Kulturszene nicht tot sei – im Gegenteil: &bdquo;Alle scharren mit den Hufen." Auch zur Einrichtung eines Drogenkonsumraums, einem wichtigen Thema, machte die Fraktion einen Vorschlag. Jedoch erst einige Tage nach der FDP und nicht ernst gemeint wie der von den Liberalen, die das sensible Anliegen nach zehn Jahren wieder in die politische Diskussion gebracht hatten. Die Fraktion schlug vor, den Konsumraum in ihrem Büro in ihrem selbst so getauften Martin-Sonneborn-Haus an der Ferdinandstraße 17 – benannt nach dem Die-Partei-Bundesvorsitzenden – einzurichten. Dieser böte sich durch &bdquo;die Nähe zum Kaufort der Komsummittel" besonders an. Die Polizei sei im Falle des unsachgemäßen Konsums direkt um die Ecke und zwei 20 Jahre alte &bdquo;(Casting-)Sofas" im Inneren des Büros böten den nötigen Komfort zum Ausschlafen des Rausches. Durch eine Vielzahl an Fenstern seien außerdem ausreichend Lüftungs- und Fluchtmöglichkeiten vorhanden. Auch wenn weitere Abfuhren sicher sind: Die nächsten Anträge der Fraktion kommen bestimmt.

Meistgelesen