Fast jeder dritte Schwerverletzte im Kreis Paderborn ist ein Radfahrer

Kreis Paderborn. Im Schnitt werden jeden Tag drei Menschen auf den Straßen im Kreis Paderborn verletzt. Das zeigt die Verkehrsunfallentwicklung 2020, die von der Kreispolizei Paderborn nun vorgestellt wurde. Radfahrer Die Behörde setzt sich mehrere Schwerpunktthemen für die Zukunft: Darunter auch das Thema Radfahren und Pedelecs. Denn die Anzahl der verunglückten Radfahrer bleibt weiterhin hoch. Unter verunglückt versteht die Polizei, wenn jemand leicht, schwer oder sogar tödlich verletzt wurde. "Fast jeder dritte Schwerverletzte im Kreis Paderborn ist ein Radfahrer", schließt Jan Gellusch, Leiter der Direktion Verkehr, aus den Zahlen. Einen 46-prozentigen Anstieg stellte die Polizei 2020 bei schwer verletzten Pedelec-Fahrern fest. Insgesamt verunglückten 363 Radfahrer im vergangenen Jahr, 2019 waren es 375. Eine 81-Jährige starb, 92 Personen waren schwer, 270 leicht verletzt. Auch auffällig: Die Zahl der Radfahrer, die außerhalb des Stadtgebiets verunglücken, ist um 23 Prozent gestiegen. "Im Segment Pedelecs werden Rekordverkaufssummen erreicht. Wir rechnen also damit, dass die Zahl von Pedelec-Fahrern weiterhin steigen wird", so Gellusch. Meist handele es sich bei den Unglücken um Alleinunfälle. "Anders als man vielleicht annimmt, sind es eher seltener Unfälle zwischen Rad- und Autofahrern", sagt Gellusch. Berauschte Fahrer Die Statistik zeigt eine weitere Entwicklung im Kreis Paderborn: Die Anzahl der Unfälle unter Alkohol- und Drogeneinfluss ist leicht gestiegen. "Die Drogenszene wird eines unserer Schwerpunktthemen", so Landrat und Behördenleiter Christoph Rüther. "Das wird nicht nur im Straßenverkehr, sondern auch im Bereich der Kriminalität und an Orten wie dem Westerntor ein wichtiges Thema für uns." 586 Mal stellten Beamte im Kreis Paderborn im vergangenen Jahr Verstöße im Bereich Alkohol und Drogen fest. "Da ist leider eine deutliche Steigerung erkennbar, und zwar um 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr", berichtet Gellusch. Alkoholkontrollen und Drogentests sollen daher in Zukunft ausgeweitet werden. Verkehrsunfälle im Überblick Durch die Corona-Pandemie und den Lockdown gab es laut Gellusch im Jahr 2020 durchschnittlich 20 Prozent weniger Verkehr auf den Straßen im Kreis Paderborn. Das wirkt sich deutlich auf die Zahlen aus: Insgesamt gab es 8.324 Unfälle, zuletzt waren es im Jahr 2016 so wenige. Damit gab es 19 Prozent weniger Unfälle als noch 2019. Die Hauptunfall-Ursache bleibt laut Gellusch die Geschwindigkeit. Im vergangenen Jahr starben sechs Menschen im Kreis Paderborn, 2019 waren es 17. Dabei sind nicht die Verkehrstoten eingerechnet, die auf den Autobahnen starben. "Jeder Verkehrstoter ist einer zu viel. Eine Studie hat gezeigt, dass von jedem Tod durchschnittlich 113 Menschen betroffen sind - darunter Familie, Freunde, Kollegen. Das muss man sich bewusst machen", sagt Gellusch. Unter den Verunglückten waren 94 Kinder. 88 von ihnen waren leicht, sechs sogar schwer verletzt. Im Jahr 2019 gab es im Kreisgebiet noch 24 schwer verletzte Kinder. Die Zahl der Schulwegunfälle reduzierte sich um 86 Prozent. "Da muss man nicht lange nach einem Grund suchen, denn die Schulen waren lange geschlossen", so Gellusch. Ausblick Die Kreispolizeibehörde Paderborn will in Zukunft unter anderem mehr wöchentliche Schwerpunktkontrollen durchführen, beispielsweise zum Thema Ablenkung beim Autofahren oder Radfahren. Laut Gellusch wolle man den Kontrolldruck deutlich erhöhen. Diese würden im besten Fall zu einem Gespräch zwischen Bürger und Beamten führen. Zudem werden Straßen beobachtet, auf denen viele Unfälle stattfinden - dieses Ziel wird unter der Überschrift "Worst Roads" zusammengefasst. Ein weiteres Vorhaben ist laut Gellusch, zielgruppengerechte Präventionsmaßnahmen durchzuführen - beispielsweise bei Senioren, die mit dem Pedelec unterwegs sind.

Meistgelesen