Schulden aus Anabolika-Deal: "Meinungsverstärker" vor Gericht

Paderborn. Wenn Männer auf kriminelle Art und Weise zusammenwirken und danach geschnappt werden, dann kommt es oft vor, dass sie einander die Schuld am Geschehen zuweisen. So ist es auch im Fall der beiden, die 2017 einen jungen Mann heimsuchten, um Schulden aus einem illegalen Verkauf von Dopingmitteln einzutreiben. Angeklagter im Krankenhaus verhaftet Es liegt schon mehr als anderthalb Jahre zurück, dass sich Gilbert O. (alle Namen geändert) der 8. Großen Strafkammer des Landgerichts Paderborn stellen musste. Mit blumigen Worten schilderte der gelernte Autoverkäufer damals, dass nicht er zwei Jahre zuvor einen Azubi massiv verletzt habe, als er 2.000 Euro forderte – für bereits vor Monaten übergebene Dopingmittel. Vielmehr sei Stefan D., der er schon länger aus dem Fitnessstudio kannte, urplötzlich ausgeflippt. Diesen habe er zwar als &bdquo;Meinungsverstärker" mitgenommen, doch nur im Sinne einer eher moralischen Unterstützung. Deshalb sei er überrascht und entsetzt gewesen, als sein Begleiter heftig zuschlug. Er selbst habe Sven X. mit seinem Schlagstock nur ein Mal angetippt, wusch Gilbert O. seine Hände in Unschuld – wurde wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes aber trotzdem zu 28 Monaten Gefängnis verurteilt. Denn das Gericht glaubte Sven X., der bei dem Überfall ein Schädelhirntrauma, diverse Prellungen sowie eine Zertrümmerung seiner Schneiderzähne erlitten hatte, sowie dessen Freundin, die während der Tat gleichfalls anwesend gewesen war. Beide hatten geschildert, dass die zwei Eindringlinge gleichermaßen gewalttätig gewesen seien – Stefan D. mit den Fäusten und Gilbert O. mit einem Schlagstock. "Dass ihn nicht einmal mehr die eigene Mutter erkennt" Dass dieser Fall wieder das Gericht beschäftigt, ist Stefan D. geschuldet. Die Polizei konnte seiner erst im vergangenen Jahr habhaft werden, denn der heute 26-Jährige hatte sich immer wieder dem Zugriff der Polizei entziehen können, bis er im August einen schweren Unfall mit dem Motorrad hatte und noch im Krankenzimmer festgenommen wurde. Dass er beim Überfall auf Sven X. dabei war, daraus macht Stefan D. kein Geheimnis, ebenso gibt er zu, diesen mit Schlägen traktiert zu haben. Doch für von Gilbert O. beschriebenen Gewaltexzess mag er nicht allein verantwortlich sein. Er betont, dass er von diesem angeheuert worden sei, um Schulden einzutreiben. Folgt man seiner Darstellung, wurde er von dem Hobby-Bodybuilder aufgefordert, heftig zuzuschlagen, &bdquo;so dass ihn nicht einmal mehr die eigene Mutter erkennt", beschreibt der 26-Jährige den Auftrag, den er von Gilbert O. erhalten haben will. Er hätte dafür einige &bdquo;Scheine" erhalten sollen. Mittlerweile täte ihm der Vorfall leid, sagt Stefan D. &bdquo;Ich wurde da mit hineingezogen. Aber ich hätte jederzeit auch nein’ sagen können." Anstifter geriert sich als Unschuldslamm Welche Konsequenzen die Richter aus seiner Einlassung ziehen, zeigt sich am Montag, 29. März. Sie werden dann auch über die Einlassung von Gilbert O. im Zeugenstand nachdenken. Denn dort geriert sich der rechtskräftig verurteilte Paderborner erneut als Unschuldslamm, der Sven X. mit dem Schlagstock höchstens &bdquo;angetippt" haben will. Und niemals habe er seinem Kumpel Stefan D. Geld angeboten für Tätigkeit als &bdquo;Meinungsverstärker". Sein neuer Verteidiger strebe ein Wiederaufnahmeverfahren an, sagt Gilbert O. Worte, die Ankläger Henrik Dahnke nicht beeindrucken, er lässt einen Teil der Aussagen des 38-Jährigen protokollieren. Möglicherweise droht ihm ein neues Verfahren wegen Falschaussage.

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