Fast sechs Jahre Haft für brutalen Raub im Bielefelder Osten

Bielefeld. Das Auftreten wirkte martialisch – und das sollte es auch: Im August des vergangenen Jahres verschafften sich zwei Männer Zutritt zu einer Wohnung an der Heeper Straße in Bielefeld, um vermeintliche oder tatsächliche Geldforderungen durchzusetzen. Dabei schlugen sie derart brutal zu, dass ein Mann mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus kam. Das Landgericht hat nun einen der Täter wegen besonders schweren Raubes zu fünf Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt. Früher habe er durchaus ein Aggressionsproblem gehabt, das sei aber schon lange nicht mehr so, sagte Yusuf A. (Namen aller Beteiligten geändert) in der mehrtägigen Verhandlung vor der X. Großen Strafkammer des Landgerichts. Es fällt nicht leicht, das zu glauben – nicht nur, weil der 44-jährige Bielefelder noch im vergangenen Jahr wegen eines Körperverletzungsdelikts vom Amtsgericht zu vier Monaten Haft verurteilt worden ist. Am 8. August 2024 war er an einem Raub beteiligt, der ein Opfer beinahe das Leben gekostet hätte. An jenem Abend hatte sich der mehrfach vorbestrafte A. mit seinem Bekannten Ahmet T. in einer Kneipe getroffen. Dort berichtete T., dass ihm jemand 37.000 Euro schulden würde. Ein Versuch, das Geld zivilrechtlich einzutreiben, sei fehlgeschlagen, weshalb er es nun persönlich in die Hand nehmen wolle. Die beiden Männer begaben sich zu einem Mehrparteienhaus an der Heeper Straße, in dem der angebliche Schuldner Erik F. lebte. Das Opfer wurde notoperiert Ahmet T. trat die Tür der im zweiten Obergeschoss gelegenen Wohnung ein und schlug dem hinzukommenden F. unvermittelt ins Gesicht. Er drängte ihn ins Innere der Wohnung, in der sich auch noch ein Besucher des Überfallenen aufhielt. In der Folge schlugen Ahmet T. und sein Begleiter A. mehrfach auf die beiden Männer ein. Yusuf A. trat darüber hinaus auf Erik F. ein und sprang diesem, als er bereits auf dem Boden lag, auf den Brustkorb. Ahmet F. setzte sich sodann auf das schwer verletzte Opfer und drohte F., er werde ihm ein Ohr abschneiden, wenn er nicht zahle. Derweil filmte Yusuf A. diesen Teil des Geschehens mit seinem Handy. Die Täter durchsuchten die Wohnung nach Wertgegenständen und flohen mit etwa 120 Euro Bargeld und einem Handy als Beute. Lesen Sie auch: Fristlose Kündigung nach Zungenkuss: Frau verliert in Bielefeld ihren Job Erik F. und sein Besucher erlitten erhebliche Prellungen und Platzwunden. Für F. war die Situation sogar lebensbedrohlich: Ihm waren durch den Sprung auf den Brustkorb drei Rippen gebrochen worden, Blut war in die Lunge geraten, die Lunge kollabierte schließlich. Er wurde durch eine Not-Operation gerettet, leidet noch heute psychisch stark unter dem Vorfall. Ahmet T. wurde bald darauf festgenommen und schließlich vom Landgericht zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. In der damaligen Verhandlung verriet er den Namen seines Mittäters, der am 25. März dieses Jahres ebenfalls festgenommen wurde. Seither sitzt Yusuf A. in Untersuchungshaft. Lesen Sie auch: Jugendliche (15) am Bielefelder Boulevard sexuell belästigt Die X. Große Strafkammer des Landgerichts unter dem Vorsitz von Richter Piotr Tyczynski verurteilte den teilgeständigen A. nun unter Einbeziehung zweier vorangegangener Urteile des Amtsgerichts zu einer Gefängnisstrafe von fünf Jahren und zehn Monaten. &bdquo;Sie haben einen Ihnen völlig unbekannten Mann auf die Intensivstation geprügelt. Die Lunge ist kollabiert, das war lebensbedrohlich“, hatte Staatsanwalt Chrisowalandis Aslanidis zuvor in seinem Plädoyer an den Angeklagten gerichtet gesagt, &bdquo;ich weiß nicht, was Sie sich dabei gedacht haben. Erik F. hätte sterben können – und dann reden wir möglicherweise über lebenslänglich.“ 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

Meistgelesen