Weiterhin tägliche Cyber-Angriffe auf die Paderborner Lernstatt

Paderborn. Direkt vor den Weihnachtsferien wurde die Lernstatt, digitale Plattform für die Paderborner Schulen mit aktuell rund 19.000 Nutzern, von Cyber-Angriffen so gut wie lahm gelegt. Seither läuft es besser, aber: "Die Attacken dauern seit Schulbeginn nach den Ferien bis heute an", berichtete Ralf Bilger, Technischer Leiter von OWL-IT, einem Tochterunternehmen der GKD, jetzt vor dem Schulausschuss des Rates. Seit Dezember habe es mehr als 200 Angriffe gegeben, stets montags bis freitags, seit 1. Februar gebe es gar eine "Flächenbombardierung", wobei die Angreifer Strukturen und Strategien ständig veränderten. Und diese Angriffe erschwerten die Arbeit der Lernstatt. Gegen große Angriffe habe man keine Chance, so Bilger, dann kommen die "richtigen" Daten nicht durch und es gibt beispielsweise Aussetzer bei Video-Konferenzen oder verzögerte Mailtransfers. Doch, um in der Militärsprache zu bleiben, räumen die Verantwortlichen bei der Lernstatt mitnichten kampflos das Feld. Diverse Gegenmaßnahmen seien ergriffen worden, erläutert Bilger. So gibt es beispielsweise für Schutz vor DDoS-Attacken Unterstützung vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), die Serverkapazitäten wurden erhöht, die Bandbreite verdoppelt, eine zweite Internet-Leitung geschaltet. Weitere Möglichkeiten zur Gegenwehr würden ausgelotet. Zudem seien nach allein 20 Anfragen in diesem Jahr inzwischen 28 Schulen beim Microsoft-Teams-Projekt dabei und das Webkonferenztool BBB (Big Blue Button) wurde ins System integriert, wie Burkhard Pöhler, bei der Stadt verantwortlich für die Lernstatt, informierte. Bei nur einer Gegenstimme sprach sich der Ausschuss für den Antrag der schwarz-grünen Koalition aus, dass die Stadtverwaltung im Sommer eine Bildungskonferenz "Digitalisierungsstrategie" mit Schulleitungen, Schülern, Eltern, Verwaltung und Politik veranstaltet. Auch vor dem Hintergrund eines sich langfristig ändernden Schulunterrichts müsse perspektivisch über künftige Anforderungen beraten und daraus eine Strategie entwickelt werden, so Grünen-Ratsfrau Catharina Scherhans. "Wir wollen, dass das Ding läuft" Die Lernstatt sei weiterhin ein "Leuchtturm" und müsse stetig weiterentwickelt werden, betonte Manfred Krugmann (SPD), lenkte den Blick wie auch Rainer Lummer (Für Paderborn) gleichsam aber auf die Schüler, die beim Distanzlernen zu Hause ohne die notwendige Unterstützung blieben. Auch für die Lerndefizite benachteiligter Schüler seien Lösungen notwendig. Wie die grüne Ausschussvorsitzende Petra Tebbe erklärte, steht Sigrid Beer, Landtagsabgeordnete der Grünen, derzeit in Gesprächen mit der Universität Paderborn über ein Modellprojekt mit Uni, Schulen und Studierenden, um diese Schüler zu unterstützen. Nach der Modellentwicklung soll auch die Stadt ins Boot geholt werden, so Tebbe. Einhellig abgelehnt wurde ein Antrag der FDP, die die Lernstatt für 17.000 Euro von externen Experten auf ihre Zukunftsfähigkeit hin überprüfen lassen wollte. "Wir wollen, dass das Ding läuft", betonte CDU-Ratsherr Christian Rörig: "Update statt Abschied". Auch Ratsfrau Julia Lakirdakis-Stefanou betonte: "Die SPD steht hinter der Lernstatt." Das Personal für die Lernstatt, die mittlerweile auch Online-Fortbildungen anbietet, wurde inzwischen auf 8,25 Stellen aufgestockt, der DDoS-Schutz schlage monatlich mit rund 10.000 Euro zu Buche, so Pöhler. Die Betriebskosten für die Stadt von bisher jährlich 1,4 Millionen Euro werden voraussichtlich auf rund 2 Millionen Euro steigen, schätzt Schuldezernent Wolfgang Walter. Pöhler unterstrich, dass die Stadt den Digitalpakt "vollkommen ausgeschöpft" habe, dass Schüler und Lehrer mit 8.245 Endgeräten versorgt und weitere 2.450 Tablets geordert sind.

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