Lage auf Intensivstationen in Paderborner Kliniken bleibt angespannt

Kreis Paderborn. Täglich gibt es neue Corona-Infektionen, kreisweit sind aktuell 489 Menschen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert. Der Inzidenzwert, der angibt, wie viele Menschen pro 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen nachweislich angesteckt haben, liegt Stand Mittwoch bei 118,6 – nimmt also im Vergleich zum Vortag leicht ab. Bei schweren Krankheitsverläufen sind Patienten auf stationäre Behandlung in Kliniken angewiesen. Einige von ihnen müssen gar auf die Intensivstation verlegt oder beatmet werden. Wie ist die aktuelle Situation in den hiesigen Krankenhäuser? Karl-Hansen-Klinik In der Bad Lippspringer Karl-Hansen-Klinik sind die Kapazitäten auf der Intensivstation derzeit beinahe erschöpft. 33 der verfügbaren 35 Betten sind belegt. &bdquo;15 Patienten auf unserer Intensivstation sind aktuell mit Covid-19 infiziert und müssen auch beatmet werden", sagt Claudia Reichstein von der Karl-Hansen-Klinik. In der Regel müssten diese Patienten drei Wochen auf der Intensivstation bleiben, wenn sie die Erkrankung überleben. Das Alter der intensivmedizinisch betreuten Patienten läge im Schnitt bei 65 Jahren. &bdquo;Die Überlebensrate bei Patienten, die an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden müssen, liegt bei uns über alle Patienten bei 50 Prozent. Altersabhängig jedoch nur bei 30 Prozent", erklärt Reichstein. Insgesamt seien an der Karl-Hansen-Klinik 33 Patienten in Verbindung mit einer Covid-19-Erkrankung verstorben. Der &bdquo;normale" Krankenhausbetrieb könne zwar weiterhin aufrechterhalten werden. Bei der derzeitigen Neuinfektionsrate sei es allerdings jederzeit möglich, dass die Kapazitätsgrenze der Klinik erreicht werde. Auch die Personalsituation sei alles andere als entspannt. &bdquo;Die Kapazitäten sind eng und auch die Stimmung in der Belegschaft ist angespannt. Viele Mitarbeiter warten dringend auf ihre Corona-Impfung", sagt Reichstein. Brüderkrankenhaus St. Josef Die Kapazität im St. Josef liegt insgesamt bei 20 Intensivbetten. 13 Betten sind zur Zeit belegt – fünf davon durch Coronapatienten. &bdquo;Weitere 14 Patienten behandeln wir auf unserer Isolierstation. Zwei Patienten werden beatmet", sagt Torsten Meier, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie. Auf der Intensivstation müssten die Patienten,die im Schnitt 70 Jahre alt seien, zwischen zwei bis maximal vier Wochen bleiben. &bdquo;Bisher ist lediglich ein Patient, der beatmet werden musste, verstorben. 19 Patienten haben hingegen überlebt", erklärt Meier. Insgesamt seien von ungefähr 150 wegen einer Covid-19-Infektion im Brüderkrankenhaus behandelten Patienten zehn verstorben. &bdquo;Diese waren zumeist hochbetagt", sagt Meier. Derzeit herrsche in der Klinik weitgehend Normalbetrieb. &bdquo;Bisher müssen nur vereinzelt geplante Behandlungen abgesagt oder OP-Termine verschoben werden", erklärt Andreas Zaruchas, leitender Arzt der Pneumologie. Das liege vor allem daran, dass ein Aufnahmemanagement aufgrund der notwendigen Testungen und eventuellen Interimsisolierungen viel aufwendiger geworden sei. &bdquo;Aktuell werden täglich zwischen fünf und sieben Coronapatienten neu bei uns eingeliefert. Ein weiterer Fallzahlanstieg würde die Situation sehr schnell verschärfen", sagt Zaruchas. Schon jetzt sei die Personalsituation auf der Isolationsstation recht knapp. &bdquo;Hier ist auch personal erkrankt oder positiv getestet worden", so Zaruchas. Auf der Intensivstation sei die Personaldecke zur Zeit aber ausreichend. Auch die Stimmung in der Belegschaft sei nach wie vor gut. "Die Mitarbeiter halten zusammen und leisten Großartiges", sagt Zaruchas. Vereinzelt kämen Mitarbeiter vor allem durch die schwere körperliche Arbeit im Covid-Bereich aber auch an ihre Grenzen. Wie lange es bei der derzeitigen Neuinfektionsrate dauert, bis Kapazitätsgrenzen der Klinik erreicht werden, ist für den Arzt schwer zu prognostizieren. &bdquo;Bei 100 Neuinfektionen im Raum Paderborn schätzungsweise vielleicht drei bis fünf Wochen, sollten allerdings die Inzidenzen wieder auf 200 steigen, wären die Kapazitäten in rund zwei Wochen sicherlich erschöpft. Die Lage bleibt also äußerst angespannt", mahnt Zaruchas. St. Vincenz-Krankenhaus In der Paderborner Klinik St. Vincenz beträgt die Kapazität der Intensivstation 16 Betten. &bdquo;14 dieser Betten sind derzeit belegt. Insgesamt drei werden durch Covid-19-Patienten in Anspruch genommen" sagt Martin Baur, ärztlicher Direktor der St. Vincenz-Krankenhaus GmbH. Die drei mit Corona infizierten Patienten müssen Stand Montag auch beatmet werden. Wie hoch die Überlebensrate bei den Patienten liege, die beatmet werden müssen sowie zum Durchschnittsalter der Patienten auf der Intensivstation könne das Krankenhaus keine statistisch validen Angaben machen. Hinsichtlich der personellen Lage ist man von einer Entspannung weit entfernt: &bdquo;Die Personalsituation ist insbesondere in der Pflege derzeit hinsichtlich der Belegung der Intensivstationen und der ausgelasteten Isolierstationen dauerhaft angespannt" sagt Baur. Die Stimmung bei den Mitarbeitern sei jedoch weiterhin ruhig und professionell. &bdquo;Seit dem Frühjahr hat sich eine gewisse Routine bezüglich der Versorgung von Patienten mit Covid-19 eingestellt", erklärt Baur. Dennoch sei die Belastung für die Teams insbesondere aufgrund der angespannten Personalsituation sehr hoch. Bislang könne der Krankenhaus-Alltag trotz der Belastungen normal ablaufen. &bdquo;Operationen wurden seit Anfang Mai nicht mehr verschoben", so Baur. Wie lange es dauert, bis die Kapazitätsgrenze am St. Vincenz erreicht ist, käme laut dem ärztlichen Direktor ganz darauf an, wie viele Patienten stationär behandlungspflichtig würden. &bdquo;Grundsätzlich würden wir bei einem Erreichen der Kapazitätsgrenze alle Möglichkeiten ausschöpfen, intern neue Wege zu finden, um zusätzliche Patienten versorgen zu können. Daher ist es schwierig, hier eine exakte Zahl zu benennen", erklärt Bauer. Zudem hinge diese Zahl auch davon ab, wie viele Mitarbeiter aufgrund von Corona-Infektionen in Quarantäne müssen &bdquo;Kommt es hier zu vielen Ausfällen, wäre die Kapazitätsgrenze gegebenenfalls früher erreicht. Können wir weitestgehend auf die &bdquo;komplette Mannschaft" bauen, sind wir flexibler", so der ärztliche Direktor des St. Vincenz. St. Johannisstift Während in den anderen Kliniken Covid-19-Patienten auf der Intensivstation behandelt werden müssen, hat das St. Johannisstift Stand Montag keine Coronapatienten in intensivmedizinischer Betreuung. Dennoch sind sechs der acht Betten auf der Intensivstation aktuell belegt. &bdquo;Diese Zahl kann in wenigen Stunden selbstverständlich schon ganz anders aussehen", sagt Geschäftsführerin Ute Panske. Die Covid-19-Patienten, die man bisher im St. Johannisstift betreut habe, seien alle 70 Jahre alt und älter gewesen; drei seien bisher mit dem Virus verstorben. Personelle Engpässe hat das Johannisstift derzeit nicht zu verzeichnen. &bdquo;Die Personallage ist zwar angespannt, aber nicht bedenklich. Auch der normale Krankenhausbetrieb kann absolut aufrechterhalten werden", sagt Panske. Die Mitarbeiter würden trotz der erhöhten Anspannung in der Pandemie motiviert und flexibel in der Patientenversorgung arbeiten.

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