Paderborn/Bad Wünnenberg. „Die besondere Wirkmacht eines gesellschaftlichen Stigmas am Beispiel der fürstenbergischen Hexenverfolgung im Hochstift Paderborn (1601-1702)"- so heißt die Arbeit von Sarah Masiak, mit der sie von der Universität Paderborn promoviert wurde. Der Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens hat diese Arbeit mit dem Theodor-Ignaz-Liborius-Meyer-Preis für junge Historiker ausgezeichnet.
Die Fallstudie über die westfälische Adelsherrschaft Fürstenberg bei Haaren lenke den Blick auf ein besonderes Phänomen der Hexenverfolgung: die Stigmatisierung einer Personengruppe über Generationen hinweg. Sarah Masiak gelinge es, die erschreckende Anzahl der Prozesse in Fürstenberg zu erklären, indem die betroffenen Familien vorgestellt werden, heißt es in einer Mitteilung. Diese waren nicht wie vielfach angenommen am Rande der dörflichen Gesellschaft verortet, sondern gehörten der Mittel- und Oberschicht an.
Viele Freisprüche in Fürstenberg
Die Zuschreibung als Hexe oder Hexer und die Akzeptanz einer erblichen Hexengemeinschaft setzte ein Wechselspiel zwischen Dorfgesellschaft und betroffenen Familien in Gang. Dabei führte eine Anklage nicht automatisch zur Verurteilung. In Fürstenberg lag der Anteil der Freisprüche hoch. Vielleicht auch, weil Hinrichtungen hohe Kosten verursachten. Die soziale Stellung der Angeklagten sorgte dafür, dass die Ankläger nicht auf den wirtschaftlichen Ruin der jeweiligen Familie zielten, mit der vielfältige soziale Beziehungen bestanden.

Nicht zuletzt räume Masiak mit dem Vorurteil auf, Hexenprozesse seien vor allem gegen Frauen gerichtet. In Fürstenberg traf es auch Männer, vereinzelt sogar Kinder. Gemein war ihnen, dass sie einem größeren Familienverband angehörten, der grundsätzlich unter Hexereiverdacht stand. Die Arbeit von Sarah Masiak ist im Narr-Francke-Attempto-Verlag erschienen.