Paderborns Landrat Rüther: „Impfstoff wird im Dezember kommen“

Herr Rüther, haben Sie mit Ihrer Frau und Ihren beiden Töchtern schon besprochen, wie Sie Weihnachten feiern? Christoph Rüther: Wir werden im kleinsten Familienkreis zusammen sein. Wir sind sehr vorsichtig und wollen niemanden einer Gefahr aussetzen. Werden Sie als Landrat eigentlich regelmäßig getestet? Ich bin einmal getestet worden und war negativ. Ich habe die Corona-Warn-App auf meinem Handy und schaue dort täglich rein. In größeren Runden trage ich immer eine FFP2-Maske, sie ist einfach sicherer. Ein neuer umfassender Lockdown steht uns bevor. Brauchen wir den im Kreis Paderborn? Ja. Ich sehe ihn auf uns zukommen. Auch wenn es uns schwerfällt, sprechen die Zahlen eine eindeutige Sprache. Wenn er kommt, müssen wir miteinander diesen Weg gehen, das ist mir wichtig. Wenn die erwartete Komplettschließung fürs öffentliche Leben kommt, befürchten Sie, dass dies für viele Unternehmen im Kreis das Aus bedeuten könnte? Es gibt zum Glück Hilfsmaßnahmen und ich hoffe, dass die Gelder zügig ausgezahlt werden. Vor allem hoffe ich aber, dass wir alle Betroffenen mitziehen können. Klar ist, dass es der Gastronomie wehtut. Auch für andere Bereiche ist es schwierig. Trotzdem wird der Lockdown wohl erforderlich sein. "Das Impfzentrum wird ab dem 15. Dezember startklar sein" Hoffnungsträger für Viele ist der Impfstoff. Wie ist der Stand bei den Vorbereitungen für das kreisweite Impfzentrum in der Salzkottener Sälzerhalle? Auf Hochtouren wird daran gearbeitet. Die Inneneinrichtung ist bestellt. Das Gebäude bietet von sich aus schon viel. Wir müssen nichts anbauen, nur Leichtbauwände einziehen, um die vier Impfstraßen abzutrennen. Es wird gerade auch ein Bereich errichtet, wo sich Menschen nach der Impfung noch kurz erholen können. Die Infrastruktur steht, wir werden ab dem 15. Dezember startklar sein. Wenn es morgen losginge, hätten Sie genug Personal? Wir sind in Gesprächen mit den Hilfsorganisationen. Wir gehen davon aus, dass uns genügend Personal zur Verfügung steht. Die Kassenärztliche Vereinigung kümmert sich ums medizinische Personal, wir als Kreis um alles drumherum wie Ordnungs- und Abwicklungsdienst. Wie lange hat der Kreis das Gebäude vom Sälzer Hallenbauverein angemietet? Der Vertrag läuft bis Juli. Ich möchte mich ausdrücklich beim Hallenbauverein Salzkotten für die Hilfe bedanken. Bedeutet diese Mietdauer, dass die Massenimpfungen ab Sommer nicht mehr in Salzkotten, sondern bei Hausärzten stattfinden? Das kann man noch nicht genau sagen. Wir müssen sehen, wie viele Menschen sich sofort impfen lassen. Mein Stand ist, dass ab Sommer oder Herbst auch bei den Hausärzten geimpft werden kann. Das alles ist aber abhängig von der Impfstrategie des Bundes und den zu erwartenden Mengen an Impfstoffen. "Werde mich impfen lassen, sobald ich regulär an der Reihe bin" Wann erwarten Sie den Impfstoff im Kreis Paderborn? Er wird nach jetzigem Stand voraussichtlich im Dezember kommen. Nach meinen Informationen wird er an uns über die Apotheken verteilt. Der Kühlraum in der Sälzerhalle soll Rationen für einen oder zwei Tage vorhalten. Wann kann es losgehen? Wir haben vom Land den Auftrag, dass das Impfzentrum bis zum 15. Dezember fertig ist. Die Infrastruktur soll bereit sein, um sofort loslegen zu können, wenn der Impfstoff kommt. Könnte im Kreis Paderborn schon vor Silvester geimpft werden? Ja, das könnte sein. Sobald der Impfstoff da ist, beginnen die Impfungen. Und in Ihrer Schublade liegen die Listen, wer zuerst geimpft werden darf? Die Listen erstellt die Kassenärztliche Vereinigung. Nach derzeitigem Kenntnisstand werden zunächst Risikogruppen wie zum Beispiel Senioren in Altenheimen geimpft, sowie jene, die mit ihnen in Berührung kommen, also Pflegekräfte und natürlich medizinisches Fachpersonal wie Ärzte. Die Priorisierung erfolgt durch die Ständige Impfkommission. Konkret die Impfungen zu organisieren ist Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung, mit der wir in ständigem Austausch stehen. Wann werden Sie geimpft? Ich werde mich impfen lassen, sobald ich regulär an der Reihe bin. Der Arbeitstag beginnt um 7.15 Uhr Sie sind sechs Wochen im Amt und Corona bestimmt den Großteil Ihrer Arbeit. Wie ist Ihr Start unter diesen Bedingungen verlaufen? Es macht mir trotz dieser Umstände richtig viel Spaß und ich kann sagen, dass ich schon angekommen bin. Die Kollegen haben mich toll empfangen und es ist ein richtig gutes Miteinander auf allen Ebenen. Was ist anders als im Job vorher als Bürgermeister in Bad Wünnenberg? Ich werde jetzt um 7.15 Uhr morgens abgeholt und kann im Auto direkt loslegen. Die Technik sowie ein Koffer mit Mappen stehen da bereit. Es sind für mich mit der Polizei, dem Gesundheitsamt oder dem Veterinäramt ja auch neue Aufgaben hinzugekommen. Mein Vorteil ist, dass ich in einem gut bestellten Haus angekommen bin. Die Dezernenten und Amtsleiter stellen mir seit November ihre Bereiche vor, damit auf Stand bin. Vermissen Sie manchmal den Bürgermeisterjob in Ihrer Heimatstadt? Ich habe ihn wirklich gern gemacht. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich es nicht geliebt habe. Manchmal durchzuckt es mich noch bei gewissen Themen, aber ich weiß, dass dafür jetzt Christian Carl zuständig ist. Wie wollen sie die Zusammenarbeit mit den zehn Kommunen im Kreis angehen? Am Montag ist die erste Bürgermeisterkonferenz hier im großen Saal im Kreishaus. Die angekündigte Senkung der Kreisumlage soll schon als Zeichen verstanden werden. Corona lehrt uns, dass wir aufeinander Rücksicht nehmen müssen. Manche Kommune leidet besonders unter Corona, auch deshalb haben wir fünf Millionen Euro aus der Ausgleichsrücklage entnommen. Mir ist es wichtig, das habe ich wiederholt betont, dass die Kommunen handlungsfähig bleiben. "Manchmal greife ich zum Hörer und tausche mich mit meinem Vorgänger aus" Hatten Sie seit Ihrem Start Kontakt mit ihrem Vorgänger Manfred Müller? Ja, zum einen ist er ja noch in Ämtern wie zum Beispiel als Chef des Flughafenaufsichtsrats, aber bei dem einen oder anderen Thema greife ich auch mal zum Hörer und tausche mich mit ihm aus. Wie steht es um die Rettung des Flughafens, die Manfred Müller maßgeblich auf den Weg gebracht hat? Die Verfahren sind soweit abgeschlossen. Die Verhandlungen mit anderen ausstiegswilligen Gesellschaftern auf Basis der Bielefelder Vereinbarung laufen. Für jene Mitarbeitende, von denen wir uns, und das ist wirklich bitter, trennen mussten, wurde eine Transfergesellschaft gegründet. Sieben Angestellte haben wir beim Kreis schon übernehmen können. Ich hoffe, dass alle Kreise in dieser Richtung mitziehen. Noch ist Manfred Müller Aufsichtsratschef. Wollen Sie dort sein Nachfolger werden? Ja, ich strebe den Sitz im Aufsichtsrat an und vielleicht werde ich im neuen Jahr im Gremium ja auch zum Vorsitzenden gewählt. Die Airport-Rettung kostet knapp 13 Millionen Euro. Können wir uns das noch leisten? Wenn alles so läuft wie geplant, dann können wir das. Mit dem Ziel der Neuausrichtung auf 300.000 Passagiere wäre es für die Kommunen in Zukunft keine Extrembelastung, sondern eine gewohnte Belastung. Dazu mussten wir aber auch diesen schweren Weg der Insolvenz in Eigenregie gehen. Als Unbekannte bleibt aber, wie es auf dem Reisemarkt weitergeht. Wenn der jedoch wieder anläuft, sehe ich eine gute Perspektive für den Flughafen. Es gab mal die Hoffnung, dass der Bund die jährlichen 1,2 Millionen Euro für Flugsicherungskosten übernimmt. Wird es diese Summe geben? Derzeit sieht es so aus, als ob uns nur 40 Prozent dieser Summe erstattet werden. Die Gespräche darüber laufen aber noch. Zudem gibt es aber Signale für Einmalhilfen aus Düsseldorf und Berlin. "Der Tourismus in der Region ist ein Wachstumsmarkt" Was halten Sie von den millionenschweren Ausbauplänen für das Kreismuseum an der Wewelsburg? Davon halte ich viel. Wir brauchen solche Leuchtturmprojekte für unsere Region. Die Wewelsburg ist eine Erinnerungs- und Gedenkstätte und bereits zu einem Bildungsort internationalen Zuschnitts avanciert. Wir arbeiten hier gegen das Vergessen, bewahren das Vermächtnis der Opfer des NS-Regimes, damit sich Vergleichbares nicht wiederholt. Der Tourismus insgesamt ist in der Region ein Wachstumsmarkt. Wir wollen uns als Kreis aber in Verbindung mit den Kommunen noch besser aufstellen. Der CDU fehlt im Kreistag eine Stimme für die absolute Mehrheit. Eine Koalition mit der SPD ist nicht zustande gekommen. Finden Sie das schade? Ja. Die Gespräche laufen aber weiter, vielleicht kann es noch eine Annäherung geben. Sie begleiten diesen Prozess auch als Kreisvorsitzender der CDU. Bleiben Sie in dieser Position? Ich will nicht abspringen, aber ich kann mir vorstellen, dass es perspektivisch auch jemand anders übernimmt. Momentan ist es jedoch noch die sinnvollste Lösung, es zu belassen, wie es ist.

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