Wiedergewählter Bad Oeynhausener Bürgermeister: „Bündnisse mit Radikalen bringen uns nicht weiter“

Herr Bökenkröger, einen Tag nach Ihrer Wiederwahl: Überwiegt da noch die Euphorie vom Wahlabend oder setzt sich langsam Ernüchterung durch mit Blick auf die kommenden, sicherlich nicht ganz leichten fünf Jahre? Lars Bökenkröger: Ernüchtert bin ich nicht, sondern ich bin hoch motiviert, jetzt in meine zweite Amtszeit zu gehen und die Projekte, die ich angefangen habe, die großen Themen, auch weiter vorantreiben zu können. Das ist das, was mich antreibt, warum ich dafür gekämpft habe, eine zweite Amtszeit antreten zu dürfen. Und deswegen bin ich auch den Wählerinnen und Wählern dankbar dafür, dass sie mich mit so einem großartigen Ergebnis ausgestattet haben. Das gibt mir auch den Rückenwind, jetzt weiter für unsere Stadt einzutreten und die Dinge voranzutreiben. Der alte Stadtrat hatte ja mit 54 Sitzen schon Rekordgröße, der neue Rat hat sogar 58 Sitze. Und er ist ein bunter Rat mit acht Parteien und Wählergruppen. Welche Bündnisse wollen Sie schmieden, um die Themen auch durchzusetzen, die Ihnen wichtig sind? Zunächst mal muss man sagen, dass mehrere Bündnisse möglich, aber eigentlich nur eines politisch vertretbar ist, und das ist eine Koalition oder ein Bündnis aus CDU und SPD. Keine Stichwahl nötig: Durchmarsch für den Amtsinhaber bei der Bürgermeisterwahl in Bad Oeynhausen Weil da zwei Partner reichen würden, um eine stabile Mehrheit zu erreichen? Wir haben in Bad Oeynhausen ja auch Erfahrungen gemacht mit Bündnissen mit drei oder vier Fraktionen bis hin zum Fünferbündnis. Da hat man gesehen, wie schwer es ist, fünf Fraktionen unter einen Hut zu bekommen. Das hat damals schon nicht funktioniert und jetzt ist es auch schwer, so glaube ich, damit eine breite Mehrheit zu stellen. Deswegen bin ich ein Anhänger davon, ein möglichst kleines Bündnis zu haben. .responsive23-84PTm3crjPmG3jv0-bar-stacked-horizontal-gemeinderatswahl-wahl { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-84PTm3crjPmG3jv0-bar-stacked-horizontal-gemeinderatswahl-wahl { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-84PTm3crjPmG3jv0-bar-stacked-horizontal-gemeinderatswahl-wahl { padding-top: 142.86%; } } Nach der Kommunalwahl vor fünf Jahren haben Sie relativ schnell ein Bündnis mit den Grünen angestrebt und dann ja auch präsentiert. Sind die Grünen jetzt für Sie gar kein Gesprächspartner mehr? Grüne und CDU, das reicht nicht. Von daher bräuchte man noch einen weiteren Partner. Das heißt, dass Gespräche natürlich mit der SPD, aber auch mit den Grünen stattfinden müssen, und auch mit der FDP. Aber erster Gesprächspartner wird die SPD sein? Ja, wobei ich sagen muss: Es ist auch Sache der Fraktion, da Gespräche aufzunehmen. Das ist ja nicht nur Sache des Bürgermeisters. Wobei ich mir für die zweite Amtszeit vorgenommen habe, gerade weil der Rat so zersplittert ist, sehr viel mehr Impulse aus der Verwaltung zu geben und da selbst eine Richtung und eine Linie vorzugeben. Und am Ende müssen dann die Fraktionen entscheiden, wo Mehrheiten zwischen CDU, SPD, Grünen und FDP zu finden sind. Wahlnacht zum Nachlesen: Liveticker zur Kommunalwahl im Kreis Minden-Lübbecke Nun war ja in den vergangenen fünf Jahren auch der Umgang mit ihrer eigenen Fraktion, der CDU, nicht immer leicht. Es hat ja auch Abstimmungen in wichtigen Fragen gegeben, in denen Sie Ihre Meinung auch in der CDU nicht durchsetzen konnten. Stärkt dieses Ergebnis der Bürgermeisterwahl Ihre Position gegenüber der eigenen Fraktion? Zum einen ist das gute Wahlergebnis sicherlich auch auf mein Engagement zurückzuführen, auch einer von vielen Gründen, warum die CDU so gut abgeschnitten hat. Von daher glaube ich, dass mich die CDU auch weiterhin sehr stark in meinen Inhalten unterstützen wird. Mehr als bisher? Es war ja auch nicht die Regel, dass die CDU anders abgestimmt hat als der Bürgermeister. Ich glaube, das kann man an einer Hand abzählen. Aber ich werde trotzdem meine Meinung und Haltung sehr deutlich machen, auch wenn es nicht immer die Parteimeinung ist. Mit wem wollen Sie im neuen Rat auf keinen Fall zusammenarbeiten? Das habe ich ja im Wahlkampf schon sehr deutlich gemacht, dass die politischen Ränder, die Radikalen, für mich nicht sachorientierte Politik betreiben, nicht fähig sind, hier auch politisch inhaltlich für Bad Oeynhausen etwas auf den Weg zu bringen. Deswegen habe ich eine klare Haltung, insbesondere, was die AfD angeht und auch die Linken. Es gibt da klare Beschlüsse in der CDU. Ich glaube nicht, dass es uns in Bad Oeynhausen weiterbringen wird, wenn wir Bündnisse mit den Radikalen eingehen. Zum Thema: Mehrheitssuche in Bad Oeynhausen - &bdquo;Es wird keine Koalition mit der AfD geben“ Neben Ihnen ist ja die AfD der eigentliche Wahlgewinner. Sie hat Ihr Ergebnis verdreifachen können. Das betrübt mich natürlich sehr. Wir müssen in Bad Oeynhausen solche Lebensbedingungen schaffen, dass wir diesen radikalen Kräften den Boden entziehen. Allerdings können wir das nicht allein hier in Bad Oeynhausen schaffen, sondern da müssen Bund und Land auch ihre Hausaufgaben machen. Aber wir müssen auch dazu beitragen, dass wir im Rat einen vernünftigen Umgang miteinander pflegen, Mehrheiten finden in der politischen Mitte und dann Dinge vorantreiben. Dann bin ich davon überzeugt, dass auch die radikalen Kräfte hier wieder weniger Zuspruch erhalten. .responsive23-mfhRy3hnS0OJApdE-bar-horizontal-gemeinderatswahl-wahl-gewinne { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-mfhRy3hnS0OJApdE-bar-horizontal-gemeinderatswahl-wahl-gewinne { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-mfhRy3hnS0OJApdE-bar-horizontal-gemeinderatswahl-wahl-gewinne { padding-top: 142.86%; } } Das würde bedeuten, dass Sie die Menschen, die die AfD wählen, immer noch für Protestwähler halten. Ich glaube, da muss man ein bisschen differenzieren. Es gibt mittlerweile leider viele, die sich jeglicher Diskussion entziehen, die schwer auch wieder für demokratische Parteien der politischen Mitte zu gewinnen sind. Einige Protestwähler werden auch darunter sein. Aber wir müssen unseren Beitrag eben auch leisten. Wir haben es in der vergangenen Wahlperiode gesehen: Ich glaube, da hat sich der Rat bei manchen Themen – wenn ich zum Beispiel die letzte Ratssitzung zur SGW nehme – nicht mit Ruhm bekleckert. Gerade so etwas spielt den radikalen Parteien wie der AfD in die Hände. Wenn Sie auf die in den nächsten Jahren anstehenden großen Themen blicken, wovor graut Ihnen am meisten? Es wird einen tiefroten defizitären Haushalt geben, der alle Kommunen ja im Moment kennzeichnet. Und der Fachkräftemangel trifft auch die Verwaltungen. Dann sind da noch die Innenstadtentwicklung und der Radschnellweg als Großprojekt. Es gibt noch viel zu tun in den nächsten Jahren. Wagen Sie denn jetzt mit der Wiederwahl im Rücken eine Prognose, wann Sie das berühmte Rote Band zur Eröffnung des Radschnellweges und der umgebauten Mindener Straße durchschneiden dürfen? Ich gucke ja lieber darauf, wann es losgeht, denn dann sieht man auch, dass etwas umgesetzt wird. Und wann wird es losgehen? Ich bin optimistisch, weil alle diesen Radweg auch umsetzen wollen, das Land und die Kommunen. Deswegen bin ich davon überzeugt, dass das in den nächsten fünf Jahren umgesetzt wird. Und wann geht es los? Nächstes Jahr. Alle Zahlen und Grafiken im Überblick: Wahlergebnisse zur Kommunalwahl aus Bad Oeynhausen im Überblick Gibt es angesichts der Wahlergebnisse Projekte, die nun neu bewertet werden müssen? Nein. Erstmal muss ich ja sagen, wir haben noch genug auf der Agenda, was wir jetzt umsetzen müssen. Was die Parteien im Wahlkampf ja fast geeint hat, war das Bewusstsein, dass in unsere Infrastruktur, in Schulen, in Kitas, investiert werden muss. Da müssen wir auch dran bleiben. Wir sind jetzt nicht in der Situation, ganz neue Projekte in Gang zu bringen, also irgendwelche Traumschlösser bauen zu wollen. Das ist völlig illusorisch. Zu dem, was jetzt gemacht werden muss, gehören die Grundschule Werste, das Feuerwehrgerätehaus in Werste, die Kita am Alten Postweg. .responsive23-MYRhIdtM0SIUoQcK-bar-horizontal-gemeinderatswahl-wahl-complete { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-MYRhIdtM0SIUoQcK-bar-horizontal-gemeinderatswahl-wahl-complete { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-MYRhIdtM0SIUoQcK-bar-horizontal-gemeinderatswahl-wahl-complete { padding-top: 142.86%; } } Sie haben am Wahlabend bereits erklärt, dass Sie jetzt keineswegs vorhaben, kürzerzutreten, sondern Sie wollen, Zitat: &bdquo;voll durchziehen“. Wofür braucht dann Bad Oeynhausen überhaupt noch stellvertretende, ehrenamtliche Bürgermeister? Im Fokus der ersten Hälfte dieser zweiten Amtszeit steht für mich ganz klar die Arbeit in der Verwaltung. Wir müssen die Verwaltungsspitze neu besetzen, mit drei Beigeordneten. Darum werde ich mich sehr viel kümmern. Heißt das, Sie werden nicht mehr alle Repräsentationstermine selbst machen? Das habe ich in der ersten Amtszeit auch nicht. Meinung: Triumph des Volkstribunen in Bad Oeynhausen Aber es hat streckenweise einen solchen Eindruck vermittelt. Ja, ich glaube, die Bürgerinnen und Bürger haben das auch so gesehen. Aber die Leistungsbilanz muss auch stimmen. Nur unterwegs zu sein, das reicht nicht, sondern man muss auch was vorweisen können. Und ich glaube, das hat man mir auch abgenommen, dass da jemand ist, der sich engagiert, um Projekte voranzutreiben.

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