Paderborn

Paderborner Klinik setzt bei einer Volkskrankheit auf Laserbehandlung

Das Brüderkrankenhaus nutzt im Kampf gegen nächtliches Wasserlassen eine schonende Alternative zur offenen Prostata-Operation.

Oberarzt Fadi Nazha (vorne) sieht auf dem Bildschirm, wie er das Instrument durch die Harnröhre schiebt. Operationstechnische Assistentin Vanessa Wünsche reicht Instrumente an. Chefarzt Andreas Kutta steht neben dem Lasergerät. | © Brüderkrankenhaus St. Josef

19.11.2020 | 19.11.2020, 09:15

Paderborn. Die gutartige Vergrößerung der Prostata ist laut einer Pressemitteilung des Paderborner Brüdenkrankenhauses St. Josef eine Volkskrankheit, die mit zunehmendem Lebensalter nahezu alle Männer betrifft. Im Gegensatz zur bösartigen Geschwulst, dem Prostatakarzinom, handele es sich um eine durch Hormonveränderungen verursachte Zunahme des inneren Drüsenanteils.

Im Brüderkrankenhaus werde diese Erkrankung jetzt mit einem hochmodernen Laser behandelt. „Die Prostata lässt sich vereinfacht wie eine Apfelsine mit Schale und Fruchtfleisch vorstellen. Ähnlich wie man die Schale vom Fruchtfleisch bei der Orange ablöst, lässt sich per Laser das überschüssige Gewebe der Prostata vollständig entfernen", erklärt Andreas Kutta, Chefarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie des Brüderkrankenhauses. Der Holmium-Laser (HoLEP) habe eine hohe Effektivität auf kurze Distanz, sodass die empfindlichen Strukturen an der Prostatakapsel geschont würden. Das abgetragene Gewebe werde nicht verbrannt, sondern zerkleinert und zur histologischen Aufarbeitung eingeschickt, um gegebenenfalls unbekannte Tumorherde festzustellen.

Irgendwann helfen Tabletten nicht mehr

Typische Symptome, beispielsweise häufiges Wasserlassen oder ein schwacher Strahl, könnten bei vielen Patienten vor einem solchen Eingriff über einen langen Zeitraum mit einer medikamentösen Therapie gemindert werden. Mit zunehmender Erkrankungsdauer und fortschreitendem Wachstum der Prostata sei irgendwann der Zeitpunkt erreicht, an dem die Tablettentherapie nicht helfe.

Der Eingriff finde vollständig durch die Harnröhre, endoskopisch, statt. „Den Patienten wird der Unterbauch-Schnitt mit Drainage und Hautnaht, wie bei der offenen OP notwendig, erspart. Sie erholen sich schneller von dem Eingriff als bei einer offenen Operation", so Kutta. Die HoLEP sei das einzige Laserverfahren, das von der Europäischen Gesellschaft für Urologie (EAU) hinsichtlich der Langzeitergebnisse als Alternative zur offenen Operation mit dem höchsten Bewertungsgrad versehen wurde.