Kreis Paderborn. Gelebte Hilfe am Mitmenschen und eine besondere Art der Kameradschaft prägen die Arbeit der Feuerwehrleute. Eigentlich hätte die traditionelle Danksagung an die Feuerwehrsenioren im Kreis Paderborn für ihre jahrzehntelange Einsatzbereitschaft am Samstag, 24. Oktober, stattfinden sollen - doch die Corona-Pandemie machte auch diesen Termin zunichte, schreibt der Verband der Feuerwehren. So würden jährlich etwa 869 Mitglieder der Ehrenabteilungen teilnehmen. Im Mittelpunkt dieses Nachmittags stünden dann stets viele persönliche Begegnungen mit Erinnerungen an gemeinsame Einsätze und die langen Jahre im blauen Rock.
Aufgrund des Ausfalls der großen Veranstaltung, gab es nur ein kleines Treffen unter den vier Kreisbrandmeistern, Elmar Keuter und die Ehrenkreisbrandmeister Wilhelm Hecker, Bernhard Lücke und Franz Rickert. Im Gerätehaus in Delbrück-Ostenland warfen sie dann statt der Feuerwehrsenioren einen Blick zurück.
Wendezeit und Aufbauhilfe Ost waren bewegende Episoden
Eine umfassende Grundausbildung in Theorie und Praxis, wie sie heute Standard ist, hätte es in den 60er- und 70er-Jahren nur vereinzelt gegeben, erzählen sie. "Die alten Hasen haben uns mitgezogen und einsatztauglich gemacht", erinnert sich Franz Rickert. Eine kreisweit standardisierte Ausbildung entwickelte sich erst mit der Einrichtung der Kreisfeuerwehrzentrale. Eine gemeinsame Grundausbildung über kommunale Grenzen hinweg sei heute Standard in der Feuerwehr.
Für die Ehrenkreisbrandmeister waren die Wendezeit und die Aufbauhilfe Ost bewegende Episoden. "Ich hatte oft das Wort Kameradschaft gehört, doch im Osten wurde sie stets gelebt", sagt Willi Hecker. Überrascht seien die Aufbauhelfer vom Stand der Feuerwehrlöschtechnik im Osten gewesen: "Die hatten schon Höhenretter, als es hier noch keine Konzepte gab, und von Atemschutzgeräten auf Tragkraftspritzenanhängern haben wir nur geträumt", sagt Hecker.
Prägend seien für alle auch die zahlreichen Lehrgänge und Fortbildungen gewesen. Dort hätten die Chefs Politiker, Planer und Entscheider aus dem Kreis kennengelernt und somit Zugang zu Top-Informationen aus erster Hand erhalten. Und Bernhard Lücke erinnert sich an einen Hubschrauberflug durch das Rheintal in einem Regierungs-Hubschrauber. "Ich saß auf dem Platz von Helmut Kohl, und dieser Sitz war ganz durchgesessen".
In letzter Sekunde das Leben ihrer Kameraden gerettet
Unvergessen seien auch die überörtlichen Einsätze bei Waldbränden in Brandenburg oder beim Hochwasser an der Elbe geblieben. Auch große Einsätze in der Region seien haften geblieben - etwa ausgedehnte Flächenbrände auf dem Truppenübungsplatz Senne, die um ein Haar mehreren Einsatzkräften das Leben gekostet hätten, wären da nicht erfahrenen Feuerwehrleute im Spiel gewesen, die in letzter Sekunde das Leben ihrer Kameraden gerettet hatten. "Profis erkennt man daran, dass sie im Ernstfall erfolgreich improvisieren können", bilanziert Wilhelm Hecker.
Für die kommenden Jahre rechnen die vier Kreisbrandmeister mit großen Herausforderungen durch zunehmende Unwettereinsätze mit Flächen- und Waldbränden, Sturm und Hochwasserlagen. Ansonsten wissen sie: "Alles schon mal dagewesen". Und damit meinen sie die Warnung der Bevölkerung per Sirene oder den Einsatz kleiner, geländegängiger Tanklöschfahrzeuge bei Feld- und Waldbränden.