Spektakuläre Rettungsübung am Turm des Paderborner Doms

Die Höhenrettungsgruppe der Feuerwehr übt das Abseilen eines Verletzten vom Paderborner Domturm. Viele Schaulustige verfolgen die spektakuläre Aktion

Vorsichtig bugsiert Höhenretter André Lorang die Trage am Gerüst entlang. Sicherheit geht vor Geschwindigkeit. | © Marco Schreiber

Marco Schreiber
14.10.2018 | 15.10.2018, 08:56

Paderborn. Sie kommt mit Blaulicht um kurz nach elf, die Höhenrettungseinheit der Feuerwehr Paderborn. Schiebt sich in zwei Wagen über den samstäglich vollen Markt und hält vor dem Domportal. Ihre Aufgabe: Einen verletzten Arbeiter vom Gerüst holen und aus etwa 50 Meter Höhe abseilen. Eine Übung, erklärt Georg Brüggenthies, Leiter der Höhenrettungseinheit. "Es geht um den Abseilvorgang."

Sechs Männer - Frauen gibt's in der Einheit noch nicht - steigen in Klettergurte, ziehen gelbe Helme auf, rüsten sich mit Seilen und Karabinerhaken aus. Hinter der weißen Plane, die das Gerüst zum großen Teil verhüllt steigen sie am Domturm nach oben.

Begleitung für die Rettungstrage in der Höhe

Das Spektakel lockt viele Schaulustige an den Dom. Die Stufen sind gut mit Zuschauern besetzt, Besucher des Wochenmarkts bleiben stehen und schauen nach oben. Sie verfolgen, wie die rote Rettungstrage durch das Gerüst geschoben und parallel zur Fassade geschwenkt wird. Dann schwingt sich André Lorang ins Freie und klinkt sich an der Trage ein.

Lorang begleitet den "Verletzten" nach unten, der von Rettungsassistent Stefan Reddemann gespielt wird. "Beim Übergang wurde mir komisch, als ich allein in der Trage draußen hing", sagt er zurück auf festem Boden. Ansonsten habe er sich sehr sicher gefühlt. Auch als die Trage auf halber Strecke angekippt wurde, sodass er nahezu aufrecht stand. Reddemann: "Das war fast angenehm."

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Höhenrettungsübung am Paderborner Dom

Etwa zehn Meter über den Boden wirft Lorang ein Seil nach unten. Damit bugsieren Ralf Brüggenthies und Michael Franke die Trage über den Bauzaun. Höhenretter Franke hat bei der Übung den Bodendienst übernommen und sichert den Einsatz von unten ab.

Breites Einsatzspektrum für die Kletter-Experten

Die Idee dazu kam von Dompropst Joachim Göbel. Genauer von einem Domsänger, "der Bufdi bei der Feuerwehr gewesen ist", sagt Göbel. "Wir haben darüber gesprochen, was sich mit dem Gerüst noch anstellen lässt." Schließlich sollen die oberen 40 Meter bis Weihnachten abgebaut sein, der restlichen 50 nach dem Winter verschwinden.

Es geht durchaus auch höher für die Truppe. Die Gondeln mancher Windräder befinden sich in 140 Meter Höhe. "Der Domturm ist für uns nichts besonderes", sagt Brüggenthies. Was die Männer dort oben erwartet, ist schwer vorherzusagen. In Erinnerung geblieben ist ein polnischer Monteur, der mit drei Fingern in einer Turbine festklemmte. Das war im Sommer letzten Jahres, es wurde sogar schon überlegt, die Finger abzutrennen, worauf letztlich aber verzichtet werden konnte.

Höhenrettung kann auch in die Tiefe führen. Brüggenthies berichtet von einem Einsatz in einem Steinbruch bei Bleiwäsche, wo unvorsichtige Kletterer geborgen werden mussten. Bei Dunkelheit und minus neun Grad. Brüggenthies: "Sie wurden von oben aus der Situation befreit."

Immer wieder hat die Truppe Fallschirmspringer aus Bäumen geschnitten, die sich nicht selbst aus der misslichen Lage befreien konnten. Auf ein bis zwei Einsätze kommen sie so im Monat, wobei die Höhenretter auch von anderen Landkreisen angefordert werden können. "Primär sind wir in Stadt und Kreis Paderborn im Einsatz."