Ehrung für mutige Menschen im Kreis Paderborn

Paderborn. Als Mario Vantaggiato auf dem Parkplatz an der Florianstraße das brennende Auto sieht, zögert er nicht lange. Er schnappt sich den Feuerlöscher aus seinem Wagen und versucht, die Flammen zu löschen. Vergeblich. Stattdessen setzt sich das brennende Fahrzeug selbstständig in Bewegung und droht, an andere Autos zu stoßen. Geistesgegenwärtig schiebt Vantaggiato seinen Feuerlöscher vor das Auto. Er braucht zwei Versuche, zieht sich dabei Verbrennungen an den Händen zu. Doch es gelingt ihm, das Auto zu stoppen und schlimmeres zu verhindern. Für sein beherztes Eingreifen wurde Vantaggiato jetzt zusammen mit 18 anderen mutigen Alltagshelden von Landrat Manfred Müller bei einer Feierstunde unter Corona-Bedingungen im Kreishaus Paderborn geehrt. In drei verschiedenen Kategorien überreichte der Leiter der Polizei des Kreises Paderborn den couragierten Bürgern jeweils eine Urkunde zusammen mit einer Lampe, die mit eingraviertem Namen und Datum die Retter stets an ihre Heldentat erinnern soll. Motorrad-Fahrer überlebte dank Ersthelfer Ebenfalls in der Kategorie "Brand" ausgezeichnet wurden Elke Koch und Tobias Firley, denen es gelungen war, ihren im Rollstuhl sitzenden Nachbarn aus seiner brennenden Wohnung zu retten. "Wir waren stutzig geworden, weil die Rauchmelder Alarm schlugen", erinnert sich Koch an den Tag. "In Hausschuhen bin ich rübergegangen um nachzusehen, da hatte seine Hose bereits Feuer gefangen und die Wohnung stand völlig im Qualm." In der Kategorie "Lebensretter" zeichnete Landrat Müller Tobias Lenkeit aus, der einem Motorradfahrer das Leben rettete, indem er vor Ort Erste Hilfe leistete, bis die Rettungskräfte eintrafen. "Ich fahre selber Motorrad und als der junge Mann mir hinter einer Kurve entgegenkam, hab ich noch gedacht: 'Mit der Geschwindigkeit bekommt er die Kurve nicht'". Lenkeit drehte um und fand den Krad-Fahrer verunfallt und schwer verletzt im Graben. Nur weil er vor Ort war und umgehend die Rettungskräfte alarmierte, überlebte der Mann. Sechs Regeln im Notfall Ähnlich spektakulär sind die Heldentaten von Ninos Touma, der als Beifahrer ins Lenkrad griff, als der Fahrer einen epileptischen Anfall erlitt und so einen Zusammenstoß mit anderen Fahrzeugen verhinderte und von Ralf Hannak und Alexander Ditz sowie Jean Rogner, Franz-Josef Zechner und Uwe Freitag, die als Ersthelfer für verunfallte Radfahrer vor Ort waren. Die sechs Regeln im Notfall hatten sich vor allem die Geehrten in der dritten Kategorie "Sexualdelikte, Körperverletzung, Dolmetscher und Betrug" zu Herzen genommen. "Ich helfe ohne mich selbst zu gefährden; ich fordere andere auf, zu helfen; ich beobachte das Geschehen genau; ich organisiere Hilfe; ich kümmere mich um das Opfer und stelle mich anschließend als Zeuge zur Verfügung", rief Müller die Regeln noch einmal ins Gedächtnis. "Hingeschaut, aber nicht gegafft" Mit diesem Vorgehen gelang es Dalil Alptekin und Hendrik Gaub, einen Enkeltrick zu vereiteln, Diar Abdo und Abduldrahim Msswar sowie Denis Hubert konnten zwei Sexualdelikte verhindern und Nicole Koch und Elisabeth Bohr verhinderten eine Körperverletzung. Dass Courage auch möglich ist, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, bewies Berivan Basaran, die sich für eine verunfallte Familie als Dolmetscherin zur Verfügung stellte, als sie im Krankenhaus zufällig deren Sprachbarriere bemerkte. Wie der Verkehrssicherheitsbeauftragte der Polizei Andreas Drost in seiner Rede betonte: "Sie haben hingeschaut, aber nicht gegafft! Denn sie haben gehandelt und keine Sensationsgier befriedigt." Das sei in der heutigen Zeit nicht mehr selbstverständlich und darum sei es umso wichtiger, dass Zivilcourage geehrt werde.

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