Corona und Internet-Konkurrenz: Paderborner Handel kämpft um jeden Euro

Paderborn. Es mag an den Herbstferien liegen - viele Menschen haben Urlaub, sind jedoch nicht verreist. Jedenfalls ist die Paderborner Innenstadt für einen Montagmittag relativ gut besucht. Citymanager Heiko Appelbaum: "Es ist wieder Leben in der Stadt. Die Menschen haben sich an die Hygienevorgaben gewöhnt und eine vernünftige Routine damit entwickelt." Stimmung und UmsätzeDas belegen auch die Daten des Passanten-Scanners an der Westernstraße. Im April, als die meisten Geschäfte geschlossen hatten, kamen 240.800 Menschen; im September waren es rund 665.900 Besucher. "Die Umsätze steigen wieder, auch wenn sie noch nicht ganz auf dem Vor-Krisen-Niveau liegen", berichtet Appelbaum. Zudem habe er bisher keine Schließungswelle beobachtet, sondern im Gegenteil einige Anfragen für Neuansiedlungen erhalten. Die Stimmung der Händler sei in den vergangenen Wochen merklich besser geworden. Die Kunden seien nicht mehr so extrem vorsichtig. Die kühle Witterung wecke zudem die Lust auf Winterkleidung, was besonders Bekleidungsgeschäfte zuletzt spürten. WeihnachtsgeschäftGroße Bedeutung habe das jetzt beginnende Weihnachtsgeschäft. Viele Händler hoffen auf starken Umsatz. Appelbaum hat den Eindruck, dass viele Menschen den Handel vor Ort aktiv unterstützen wollen und bewusst in der Innenstadt einkaufen statt im Internet. Mit Sorge betrachte er aber die steigende Zahl der Neuinfektionen: "Wir hoffen, dass die Geschäfte nicht wieder schließen müssen." Im Weihnachtsgeschäft zähle jeder Tag. Verkaufsoffene SonntageIn dem Zusammenhang hätten auch verkaufsoffene Sonntage hilfreich sein können, um zusätzliche Einnahmen zu generieren. Eine Verordnung der NRW-Landesregierung sah eigentlich die Möglichkeit für noch mehrere verkaufsoffene Sonntage in diesem Jahr vor, das Oberverwaltungsgericht in Münster kippte die geplanten Sonntage in Gütersloh jedoch bereits wieder. Auch die Gewerkschaft verdi kündigte Klagen an. Appelbaum fordert bei dem Thema "endlich Klarheit". In Paderborn würden die Händler gar nicht an allen vier Adventssonntagen öffnen wollen. Einige wenige Sonntage, aber die verlässlich planen zu können, das sei sein Wunsch. "Wir wissen, dass die Kunden den Erlebnis-Sonntag wollen", sagt er. Auch viele Mitarbeiter seien bereit, sonntags zu arbeiten. Den traditionellen verkaufsoffenen Sonntag am 1. Advent zum Weihnachtsmarkt könnte es dennoch geben, weil der einem konkreten Anlass gilt. Öffnen dürften dann aber nur die Geschäfte in der Innenstadt. Digitaler GutscheinDerweil hat die Werbegemeinschaft ein weiteres Angebot entwickelt, um den stationären Handel weiter zu stärken. Den Einkaufsgutschein, der sich in den vergangenen zehn Jahren nach eigenen Angaben zu einem starken Umsatzbringer für den lokalen Einzelhandel entwickelt habe, gibt es nun auch digital. Die kleine Plastikkarte im handlichen Format habe im Vergleich zum Gutschein aus Papier mehrere Vorteile: Die Karte kann mit individuell bestimmbaren Beträgen aufgeladen werden; die beteiligten Händler benötigen nur ein EC-Kartenlesegerät. Auch die Einlösung von Teilbeträgen sei ohne viel Aufwand nötig. "Wir wollen den Umsatz hier in Paderborn halten und nicht im Internet verlieren", sagt Uwe Seibel, Vorsitzender der Werbegemeinschaft. Die Gutscheinkarten werden ab sofort bei vier Ausgabestellen verkauft (Tourist-Info, Südring Center, Klingenthal und Outdoorladen am Markplatz) und können bei aktuell mehr als 100 Geschäften und Restaurants eingelöst werden. Ein QR-Code auf der Karte ermöglicht die Abfrage der teilnehmenden Läden und des aktuellen Guthabens. Die Papier-Gutscheine können noch drei Jahre nach Kaufdatum eingelöst werden. JobkarteDemnächst soll als Ergänzung dazu die Jobkarte folgen: Unternehmen können ihren Beschäftigten im Rahmen der Gehaltsumwandlung steuerfrei monatlich 44 Euro zukommen lassen, erklärt Lin Thiele vom Vorstand der Werbegemeinschaft. Auch dafür eigne sich der digitale Einkaufsgutschein, der den lokalen Einzelhandel und die Gastronomie nachhaltig stärken werde.

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