Paderborn

Multiple Sklerose: Paderbornerin setzt Hoffnung in neues Medikament

Das MS-Team des Paderborner St.-Vincenz-Krankenhauses hat bereits positive Erfahrungen mit einem ähnlichen Medikament gemacht.

Nicole Rüssel (MS-Fachkraft, v. l.), Patientin Martina Brauner und Thomas Postert (Chefarzt der Klinik für Neurologie) freuen sich über das neue Medikament. | © St.-Vincenz-Krankenhaus

24.10.2020 | 24.10.2020, 16:34

Paderborn. Für Menschen mit der Diagnose Multiple Sklerose (MS) gibt es laut einer Pressemitteilung erfreuliche Nachrichten: In den vergangenen Jahrzehnten hat die Medizin erhebliche Fortschritte in der MS-Therapie verzeichnet. Weitere Hoffnung schenkt jetzt ein neu zugelassenes Medikament für Betroffene mit einer besonderen Form der fortschreitenden MS. Bislang gab es hierfür keine erfolgversprechenden Therapiemöglichkeiten. „Bei MS handelt es sich um eine bislang unheilbare Krankheit des zentralen Nervensystems mit ganz unterschiedlichen Verlaufsformen. Daher nennt man MS auch die ‚Krankheit mit den tausend Gesichtern‘", erklärt Thomas Postert, Chefarzt der Klinik für Neurologie des St.-Vincenz-Krankenhauses.

„Endlich gibt es jetzt auch ein Medikament für Patienten mit einer sogenannten sekundär progredienten MS. Hiervon spricht man, wenn die Erkrankung nach dem anfänglich schubförmigen Verlauf in ein langsames, kontinuierliches Fortschreiten übergeht: Die Symptome verschlechtern sich und neu auftretende Symptome bilden sich nicht mehr zurück. Die Neuzulassung des Medikaments für diese Verlaufsform ist ein riesiger Fortschritt."

Seit vielen Jahren in Behandlung

In Deutschland gibt es rund 200.000 Menschen, die mit Multiple Sklerose leben müssen. Bei etwa 20 Prozent der Betroffenen entwickelt sich innerhalb von 10 bis 20 Jahren eine sekundär fortschreitende Form. So auch bei Martina Brauner, die seit vielen Jahren bei Thomas Postert in Behandlung ist. Im Alter von 35 Jahren bekam sie die Diagnose MS. „Meine Erkrankung hatte in den vergangenen 20 Jahren nur einen leichten Verlauf. Innerhalb der vergangenen drei Jahre verschlechterten sich aber die Symptome. In meinem Körper schwebt immer eine Art Ungleichgefühl mit – längeres Gehen fällt mir schwer." Die 59-jährige Paderbornerin hat gelernt, ihre Krankheit zu akzeptieren und möchte anderen Mut machen: So ist sie aktiv in der MS-Selbsthilfegruppe tätig und nimmt regelmäßig am MS-Sport im Ahorn-Sportpark teil.

In den nächsten Tagen wird sie mit der Einnahme des neuen Medikamentes beginnen. Nicole Rüssel, MS-Fachschwester, erklärt dessen Wirkung: „Das Medikament blockiert bestimmte Rezeptoren, sodass weniger antreibende Zellen der Erkrankung – die sogenannten Lymphozyten – im Blut sind. Somit sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass diese Zellen Schaden im zentralen Nervensystem anrichten."

"Höhere Lebensqualität"

Das MS-Team hat bereits sehr positive Erfahrungen mit einem chemisch-ähnlichen Medikament gemacht. „Jede Generation der Arzneimittel wird ein Stück besser. Gleichzeitig haben die Patienten weniger Nebenwirkungen und eine höhere Lebensqualität zu erwarten", freut sich Postert.

Das zertifizierte MS-Zentrum des St.-Vincenz-Krankenhauses Paderborn versorgt mehr als 400 stationäre MS-Patienten pro Jahr und gehört damit zu den größten Zentren dieser Art in ganz Deutschland. Das Zentrum bietet alle therapeutischen und diagnostischen Möglichkeiten, die auf dem Feld der MS-Forschung möglich sind. Auch Hilfe bei der Nachsorge sowie Kontakte zu Selbsthilfegruppen und MS-Sportgruppen bietet das Team den Betroffenen.